"Viel auf die Fresse bekommen" Denise Herrmann holt völlig überraschend Gold

Denise Herrmann holt die zweite Goldmedaille für Deutschland bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Die Biathletin gewinnt überraschend das Einzelrennen. Ihre erste Olympia-Medaille hatte Herrmann 2014 gewonnen, damals noch als Langläuferin.

Biathletin Denise Herrmann ist sensationell Olympiasiegerin über 15 Kilometer und hat dem deutschen Team bei den Winterspielen in China das zweite Gold nach dem Triumph von Rodler Johannes Ludwig beschert. Die 33-Jährige aus Oberwiesenthal leistete sich nur einen Schießfehler und entschied die Königsdisziplin im Biathlon als erste Deutsche seit Andrea Henkel bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City zu ihren Gunsten. "Das macht mich unglaublich stolz und glücklich. Mir fehlen noch die Worte", sagte die Sächsin nach ihrem sensationellen Olympiasieg. "Fantastisch! Damit habe ich bestimmt nicht gerechnet", jubelte auch der Präsident des Deutschen Ski-Verbandes, Franz Steinle. Für Herrmann war es nach Olympia-Bronze mit der Langlauf-Staffel 2014 die erste Medaille im Biathlon.

Silber ging vor den Augen des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach an die Französin Anais Chevalier-Bouchet, Bronze holte Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen. Olympia-Debütantin Vanessa Voigt zeigte nach dem missglückten Einstand in der Mixed-Staffel diesmal auch eine starke Vorstellung und holte Rang vier.

Bei wesentlich besseren Bedingungen, mit vor allem weniger Wind als bei der Mixed-Staffel am Samstag erwischte Herrmann einen guten Start und traf liegend und stehend jeweils die ersten fünf Schüsse. "Der Wind ist heute beherrschbarer", sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer vor dem Rennen.

Aus dem Kreis der Favoritinnen waren dennoch nicht alle so treffsicher, die Norwegerin Tiril Eckhoff verfehlte stehend gleich zwei Scheiben. Herrmann setzte beim zweiten Liegendschießen den insgesamt 13. Versuch daneben und kassierte eine Strafminute. Doch bei den letzten fünf Schüssen blieb die 33-Jährige cool. Weltmeisterin Marketa Davidova aus Tschechien setzte dagegen den 20. und letzten Schuss daneben und konnte Herrmann auch nicht mehr gefährden.

Triumph nach schwacher Saison

Nach dem unglücklichen Start und Platz fünf der Mixed-Staffel konnte das deutsche Biathlon-Team damit auch in China überraschend früh an goldene Zeiten bei Olympia anknüpfen. Herrmann hatte die gesamte Vorbereitung der vergangenen Jahre nur auf Olympia ausgerichtet. Höhentraining, Tüfteln an der Waffe, jede Menge Schufterei im Sommer - sie wollte nichts dem Zufall überlassen für ihren großen Traum.

Die aktuelle Saison war mit einem dritten Platz im Einzel von Östersund stark losgegangen, danach lief es bei der Wahl-Ruhpoldingerin aber nicht mehr rund. Vor allem viele Fehler am Schießstand sorgten für schwache Resultate. Tiefpunkte waren ein 41. Platz in der Verfolgung von Oberhof mit acht Schießfehlern und eine vermasselte Olympia-Generalprobe mit Rang 23 zuletzt in Antholz. Sie habe "in den letzten Tagen und Wochen viel auf die Fresse bekommen", sagte Herrmann selbst im ersten Interview nach ihrem Triumph dem ZDF.

Herrmann hatte stets weiter an sich geglaubt. "Ich kann mir selbst sagen: Ich habe alles versucht, alles gegeben. Das ist für mich die Hauptsache", hatte sie nach der Ankunft in China über ihr intensives Training gesagt. Viele zweifelten schon, ob sie im höheren Alter noch einmal alles so zusammenbringen würde wie 2019. Damals war sie in Schweden sensationell Weltmeisterin in der Verfolgung geworden und hatte bewiesen, dass sich der Wechsel vom Langlauf 2016 gelohnt hat.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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