Markus Rehm will zweimal Tokio Prothesen-Springer klagt für Olympia-Traum
19.07.2021, 15:35 Uhr
Markus Rehm springt so weit wie in diesem Jahr bislang niemand anderes im Weitsprung. An den Olympischen Spielen darf er trotzdem nicht teilnehmen. Weil er statt zwei Beinen ein Bein und eine Prothese hat. Für seinen Traum von Tokio kämpft er jetzt sogar vor dem Sportgericht.
Paralympics-Star Markus Rehm ist im Kampf um seine Teilnahme an den Olympischen Spielen vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS gezogen. Dies bestätigte Präsident Friedhelm Julius Beucher vom Deutschen Behindertensportverband (DBS). "Markus hat sich an den CAS gewandt", sagte der 74-Jährige im Rahmen der Nominierungspressekonferenz für die Paralympics: "Ich weiß nur nicht genau, ob es schon eingegangen ist oder nicht."
"Markus Rehm hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich als paralympischer Athlet fühlt, der aus einem inklusiven Ansatz heraus als paralympischer Athlet bei einem olympischen Event starten möchte. Er findet da meine persönliche Unterstützung", sagte Beucher weiter.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte Rehm dem Deutschen Olympischen Sportbund zur Nominierung für die Teilnahme an den Spielen in gesonderter Wertung vorgeschlagen. Der DOSB meldete Rehm dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Mitglied der deutschen Olympia-Mannschaft, wie Beucher bestätigte. Das IOC reichte den Fall dann weiter an den Leichtathletik-Weltverband, doch World Athletics erklärte Rehm für nicht startberechtigt und berief sich dabei auf Regel 6.3.4, laut der die Prothese ein mechanisches Hilfsmittel ist. Der Sportler muss nachweisen, ob ein Vor- oder Nachteil durch die Prothese besteht.
"Der CAS hat aber seinerseits entschieden, dass nicht der Athlet nachweisen muss, ob es ein Vor- oder Nachteil ist, sondern der Sportverband. Darum drückt sich meiner Meinung nach World Athletics, um da eine klare Antwort zu geben", kritisierte Beucher. Rehm trete nicht an, um "einem olympischen Athleten eine Medaille wegzunehmen, in dem er weiter springt. Er will außer Konkurrenz starten, das war von Anfang an sein Ansinnen", sagte Beucher.
Weltrekord weiter als die Jahresbestweite
Doch laut Klageschrift fordert der 32-Jährige, uneingeschränkt zum Weitsprung-Wettbewerb zugelassen zu werden, nur ersatzweise wird die Zulassung außer Konkurrenz oder in gesonderter Wertung verlangt. "Irgendwann muss man einfach den nächsten Schritt gehen, und das mache ich jetzt. Leider wird einem sonst nicht zugehört, und es verändert sich nichts", hatte Rehm, dem der rechte Unterschenkel fehlt, Sport1 gesagt. Die Ad-hoc-Division des CAS für die Olympischen Spiele in Tokio lehnte die Befassung mit dem Fall ab, da es um eine Angelegenheit vor den Spielen gehe, so Beucher. "Deshalb muss man abwarten, wie das CAS bei Einreichung der Klage reagiert."
Rehm hatte erst am 1. Juni seinen Para-Weltrekord auf 8,62 Meter verbessert. Die diesjährige Weltrangliste der Weitspringer führt der Grieche Miltiadis Tentoglou an - mit 8,60 Meter.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid