SVB öffnet "Büchse der Pandora" Bankaktien stürzen ab
13.03.2023, 13:21 Uhr
In Deutschland wird vor allem die Aktie der Commerzbank abgestraft.
(Foto: picture alliance / greatif)
Das Geld der Anleger der Silicon Valley Bank und der Signature Bank ist sicher. Die US-Regierung garantiert alle Einlagen der beiden insolventen Geldhäuser. Europäische Anleger sind aber alles andere als überzeugt, dass ein Übergreifen der Probleme damit ausgeschlossen ist.
Das Eingreifen der US-amerikanischen Regierung sollte den Finanzmarkt eigentlich beruhigen. Die US-Behörden gaben bekannt, dass alle Einlagen bei den beiden insolventen Banken, der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank in New York, staatlich garantiert und jederzeit zugänglich sein werden. Das heißt, alle Bankkunden kommen weiter an ihr Geld, auch über die eigentlich von der amerikanischen Einlagensicherung vorgesehene Grenze von 250.000 Dollar hinaus. Diese Maßnahme ist zwar umstritten. Denn wieder einmal muss der Staat für den Schaden durch riskante Bankgeschäfte aufkommen. Aber wichtiger war der US-Regierung in diesem Fall, ein Signal der Beruhigung auszusenden: Niemand soll sich Sorgen um sein Geld bei irgendeiner Bank machen. Ein Übergreifen des "Bank-Runs", des panikartigen Abziehens von Einlagen, bei der Silicon Valley Bank auf andere Finanzinstitute sollte so verhindert werden.
Ob das funktioniert, wird man frühestens im Laufe des Tages, wenn die Banken in den USA geöffnet haben, beobachten können. Von der erhofften Erleichterung in der Finanzbranche ist zunächst allerdings noch nichts zu spüren. Im Gegenteil. Nach Eröffnung der Aktienmärkte in Europa brachen die Kurse vieler Banken ein. Der europäische Bankaktien-Index bröckelte zeitweise um 4,7 Prozent ab, der Index der Finanzdienstleistungsunternehmen verlor 3,3 Prozent.
Unter Druck standen unter anderem die Papiere der Commerzbank, die in Frankfurt um knapp neun Prozent auf 10,42 Euro abstürzten. Auch Deutsche Bank verloren 4,5 Prozent auf 10,18 Euro - das tiefste Niveau seit drei Monaten. In Zürich sackten die Aktien der krisengeplagten Credit Suisse um 9,4 Prozent auf ein neues Rekordtief von 2,26 Franken ab. Die Anteile der UBS fielen um knapp fünf Prozent auf 18,25 Franken. Auch andere Geldinstitute wie BNP Paribas und Société Générale in Paris, ING und NN in Amsterdam sowie Banco BPM und UniCredit in Mailand verloren zwischen vier und 8,3 Prozent.
Bankenriesen profitieren
Die US-Regulierer haben die Einlagen der Kunden nach der Auflösung der SVB und der New Yorker Signature Bank zwar gesichert, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Handelshaus QC Partners. Dieser Schritt "zeigt aber auch, wie ernst die US-Notenbank Fed, der Sicherungsfonds FDIC und das Finanzministerium den Fall nehmen", ergänzte Altmann. "Die große und entscheidende Frage ist jetzt, wie viele Banken folgen werden."
Zwar dürfte die Gefahr eines direkten Dominoeffekts, das heißt weiterer "Bank Runs" durch das staatliche Eingreifen gebannt sein. Der Fall der SVB habe jedoch Schwächen offenbart, die sich wohl nicht auf die beiden aktuell betroffenen Banken beschränkten, zitiert die Finanznachrichtenagentur Bloomberg aus einem Schreiben der Investmentfirma Cholet Dupont Asset Management. "SVB hat gewissermaßen die Büchse der Pandora geöffnet."
In der ersten Reaktion der Anleger am noch sehr frühen Morgen in den USA zeichnen sich jedoch auch Gewinner der aktuellen Krise ab: Die Aktien ganz großer Bankenriesen legten im vorbörslichen Handel zu. Denn manche Beobachter rechnen damit, dass Anleger ihr Geld von kleineren Banken der größeren Konkurrenz überweisen könnten. Denn diese sind, anders als beispielsweise die SVB oder die Signature Bank als systemrelevant eingestuft und würden im Notfall immer vom Staat gerettet. Bank of America gewannen rund drei Prozent, JPMorgan kletterten um knapp zwei Prozent.
Quelle: ntv.de, mit rts/dpa