Lebensmittel insgesamt teurer Bauern: Brot könnte doppelt so teuer werden
25.03.2022, 11:01 Uhr
Landwirte schätzen, dass Lebensmittel im Schnitt 20 bis 40 Prozent teurer werden.
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Bis zu zehn Euro könnten künftig für ein Brot fällig werden, warnen Landwirte. Denn der Ukraine-Krieg treibt die Weizenpreise in die Höhe. Es ist nicht das einzige Lebensmittel, das teurer werden dürfte. Manche könnten sogar dauerhaft aus den Regalen verschwinden.
Deutschlands Landwirte warnen vor "Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß" bei Lebensmitteln infolge des Ukraine-Kriegs. Die Landwirtschaft, aber auch die gesamte Lebensmittelkette sei mit massiven Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Kraftstoff, Düngemittel und Logistikproblemen konfrontiert, heißt es in einem Papier des Deutschen Bauernverbands (DBV). Er forderte dringend "kurz- und langfristige Maßnahmen" der Bundesregierung und der EU zur Stabilisierung der Agrarerzeugung.
Der Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, sagte der "Bild"-Zeitung, er rechne insgesamt mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise um durchschnittlich 20 bis 40 Prozent. Der Brotpreis "könnte sich verdoppeln, auf bis zu zehn Euro". Einige Produkte könnten sogar dauerhaft nicht mehr verfügbar sein, wie Sonnenblumen- und Rapsöl oder Aprikosenmarmelade, sagte Lucht weiter. "Durch den Ukraine-Krieg wird es diese bald nicht mehr im Supermarkt geben." Diese Lebensmittel stammen vorwiegend aus der Ukraine.
DBV-Präsident Joachim Rukwied dagegen rechnet nicht mit einem Brotpreis von bis zu zehn Euro. "Ich würde die Preiserhöhung bei Brot geringer sehen", sagte Rukwied. Für die Landwirte hätten sich die Erzeugungskosten von Ackerkulturen etwa durch höhere Energie- und Düngemittelpreise um ein Drittel erhöht.
Ohne Gas deutlich geringere Ernten
Der Verband warnt in seinem Papier, dass der Ukraine-Krieg "massive negative Folgen für die Welternährungslage" haben werde, vor allem in Nordafrika, im mittleren Osten und in Asien. Die Ernährungs- und Versorgungssicherheit sowohl in Deutschland als auch in der EU rückten nun wieder stärker in den Fokus - neben dem Klimawandel und dem Erhalt der Biodiversität.
Um die Produktion kurzfristig zu steigern, haben EU und Bundesregierung bereits vorgeschlagen, dass die Landwirtinnen und Landwirte sogenannte ökologische Vorrangflächen, etwa Brachen, in diesem Jahr ausnahmsweise bebauen dürfen. Dies müsse "zügig, wirksam und praxistauglich" umgesetzt werden, heißt es in dem Papier. Die deutschen Bauern sollten auf solchen Flächen auch Pflanzenschutzmittel verwenden dürfen, fordert der Verband.
Schließlich mahnt dieser auch zu einem "besonderen Augenmerk" auf die Düngemittelherstellung in Deutschland und in der EU. In Deutschland stammt der Stickstoff in der Landwirtschaft demnach zur Hälfte aus zugekauftem Mineraldünger, dessen Herstellung sehr energieintensiv und auf Erdgas angewiesen ist. Bei einer Unterbrechung der Gasversorgung und damit der Produktion von Dünger wären "ab 2023 deutlich geringere Ernten vorprogrammiert".
Quelle: ntv.de, chl/AFP