Mitten im Glyphosat-Rechtsstreit Bayer nimmt Monsanto-Geschäfte auf
16.08.2018, 17:21 Uhr
Bayer kann sich direkt um den Glyphosat-Rechtsstreit kümmern.
(Foto: picture alliance / Steven Lüdtke)
Ein amerikanisches Gerichtsurteil zu Glyphosat überschattet die Monsanto-Übernahme von Bayer. Doch trotz der Negativschlagzeilen startet der Konzern nun die Integration der US-Firma. Zuvor mussten die Deutschen noch einige Bedingungen erfüllen.
Der Bayer-Konzern kann mit der Integration des übernommenen US-Saatgutunternehmens Monsanto beginnen. Mit dem nun vollzogenen Verkauf von Geschäftsteilen an den deutschen Konkurrenten BASF sind die Voraussetzungen erfüllt, wie Bayer mitteilte. Der Konzern ist bereits seit dem 7. Juni alleiniger Eigentümer von Monsanto und kann sich nun direkt um den großen Monsanto-Rechtsstreit kümmern.
Um die Bedenken der Wettbewerbshüter gegen den 63 Milliarden US-Dollar schweren Monsanto-Kauf auszuräumen, trennte sich Bayer unter anderem von seinem Gemüse- und Feldsaatgut-Geschäft und weiteren Sparten. Bayer erwartet weiterhin von 2019 an einen positiven Beitrag von Monsanto zum bereinigten Ergebnis je Aktie, der von 2021 an im zweistelligen Prozentbereich liegen soll.
Gerade mit Blick auf Glyphosat steht Bayer aber schwer unter Druck. Ende der vergangenen Woche hatte ein US-Gericht Monsanto wegen verschleierter Gefahren seiner Unkrautvernichter mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat eine dreistellige Millionenzahlung an einen Krebspatienten aufgebrummt. Seitdem brach der Börsenwert von Bayer um knapp ein Fünftel ein. Monsanto will gegen das Urteil vorgehen.
Bayer kann Glyphosat-Rechtsstreit übernehmen
Bayer kann sich nach der Übernahme des Monsanto-Konzerns nun direkt in den Rechtsstreit um dessen Unkrautvernichter Glyphosat einschalten. Bayer habe jetzt die Möglichkeit, sich aktiv in die Verteidigung bei den Glyphosat-Verfahren einzubringen, erklärte der Konzern. Die Milliardenübernahme war jüngst durch ein Urteil eines kalifornischen Geschworenengerichts überschattet worden, das Monsanto zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt hatte, der seine Diagnose auf das Unkrautvernichtungsmittel zurückführt.
Bayer-Aktien verloren in der Folge deutlich an Boden. Die Papiere notierten zeitweise bei einem Jahrestief von 75,50 Euro. Das kalifornische Geschworenengericht hatte es als erwiesen angesehen, dass Monsanto es versäumt habe, den an Krebs erkrankten Mann und andere Verbraucher vor den Risiken seiner Unkrautvernichter zu warnen. Bayer erklärte nun, der Konzern sei "der Auffassung, dass die Entscheidung der Jury im Widerspruch zu bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen und den Einschätzungen von Regulierungsbehörden weltweit steht".
Monsanto sieht sich rund 5000 ähnlichen Klagen in den USA gegenüber. Glyphosat zählt weltweit zu den meist verwendeten Herbiziden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Chemikalie 2015 als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die US-Umweltschutzbehörde schloss dagegen 2017 eine jahrzehntelange Bewertung der Risiken von Glyphosat ab und erklärte, dass die Chemikalie für Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend sei. In Deutschland dringt das Bundesumweltministerium darauf, dass Glyphosat ab 2021 nicht mehr verwendet werden darf. Der Ausstieg werde in Deutschland betrieben, weil Glyphosat die Artenvielfalt in der Natur beeinträchtige, hatte ein Sprecher gesagt.
Quelle: ntv.de, sgu/dpa/rts