Präsident Xi will es so China schickt Millionen in den Lockdown
30.08.2022, 15:30 Uhr
China setzt im Kampf gegen das Coronavirus auf Massentests und Lockdowns.
(Foto: AP)
Im Oktober will Xi Jingping in Peking zum chinesischen Präsident wiedergewählt werden. Lockdowns in der Hauptstadt kämen ihm dabei sehr ungelegen. Die Behörden verschärfen deshalb die Null-Covid-Politik.
In China gehören Corona-Lockdowns zum Alltag. Präsident Xi Jingping hat dem Land eine strikte Null-Covid-Strategie verordnet - er hält daran unbeirrt fest, auch wenn immer wieder viele Millionen Menschen in Quarantäne geschickt werden und die Wirtschaft leidet. Im Vorfeld eines wichtigen Kongresses der Kommunistischen Partei wurden nun erneut flächendeckende Lockdowns verhängt.
Xi will sich im Oktober eine dritte Amtszeit sichern - das war außer Staatsgründer Mao Tsetung keinem seiner Vorgänger erlaubt. Mit einer Verfassungsänderung hat er sich die Möglichkeit eröffnet, länger als zwei Amtszeiten und vielleicht sogar auf Lebenszeit zu regieren. Angesichts von Xis Machtposition besteht kein Zweifel daran, dass er im Herbst wiedergewählt wird. Dennoch dürfte er unbedingt verhindern wollen, dass während des Volkskongresses Peking in einen Lockdown geschickt wird.
Seit dem heutigen Dienstag müssen fast vier Millionen Menschen in Hebei im Norden Chinas bis zum Ende der Woche Zuhause bleiben. Die Provinz grenzt an Peking, viele Einwohner pendeln in die chinesische Hauptstadt. In der Provinz-Hauptstadt Shijiazhuang dürfen Einwohner in vier Bezirken im Zentrum ihre Wohnungen für drei Tage nicht verlassen, während ein Covid-Massentest durchgeführt wird. Der U-Bahn-Verkehr wurde in der gesamten 11-Millionen-Stadt eingestellt.
Auch in anderen Städten Hebeis wurden Lockdowns verhängt. In dem Ballungsraum der Peking benachbarten Hafenstadt Tianjin müssen sich mehr als 13 Millionen Menschen PCR-Tests unterziehen. Zuvor waren dort 80 Corona-Fälle festgestellt worden.
Weltgrößter Elektronikmarkt geschlossen
China will mit den Maßnahmen größere Corona-Ausbrüche verhindern. Die Volksrepublik verfolgt als einzige größere Wirtschaftsmacht nach wie vor eine strikte Null-Covid-Strategie, bei der einzelne Ausbrüche sofort durch Abriegelungen und Massentests bekämpft werden.
Mit schnellen, großflächigen Lockdowns, strikten Reisebeschränkungen und langen Quarantänen hat China die Corona-Pandemie schnell eingedämmt. Früher als in anderen Ländern konnte das Land weitgehend zur Normalität zurückkehren. Doch bei der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus stößt die Null-Covid-Strategie an ihre Grenzen.
Vor dem Beginn des Volkskongresses wird das Vorgehen noch härter - nicht nur in der Nähe Pekings, sondern im ganzen Land. Im südchinesischen Technologiezentrum Shenzhen mussten heute weitere Geschäfte und Unternehmen schließen. Schon seit Wochenbeginn ist der weltgrößte Elektronikmarkt Huaqiangbei in der auch als "Silicon Valley von China" bekannten 17-Millionen-Stadt dicht. Zuvor waren elf Corona-Fälle gemeldet worden.
In der Hafenstadt Dalian im Nordosten, die für die Einfuhr von Sojabohnen und Eisenerz wichtig ist, wurden Bezirke mit rund drei Millionen Einwohnern bis Sonntag abgeriegelt. Haushalte dürfen nur noch eine Person pro Tag zum Einkaufen schicken. Arbeitnehmer sollen nach Möglichkeit ins Homeoffice wechseln, während Industriebetriebe unbedingt notwendige und dringende Arbeiten fortsetzen sollen.
Für den gestrigen Montag wurden nach offiziellen Angaben 1717 im Inland übertragene Covid-Infektionen gemeldet. Trotz der schweren Folgen für die Wirtschaft wird China die Null-Covid-Strategie auf absehbare Zeit wohl nicht ändern. Xi hat sie zu einem wesentlichen Grundsatz seiner Politik gemacht. Die Staatspropaganda betont, dass er damit hohe Todeszahlen wie in den USA und Europa verhindert habe. Sie preist Xis "großen politischen Mut und seine Weisheit" im Kampf gegen die Pandemie und fährt den Personenkult um den 69-Jährigen hoch.
Quelle: ntv.de, mit rts/AFP/dpa