Wirtschaft

Umbau und Kapitalerhöhung Credit Suisse setzt zum Befreiungsschlag an

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Die Credit Suisse holt sich Saudi Arabien als Großaktionär.

(Foto: REUTERS)

Die Schweizer Credit Suisse strafft sich. Die Geschäftesbereiche werden neu sortiert und Tausende Stellen fallen weg. Finanziert wird der Umbau durch Verkäufe - und den Einstieg Saudi Arabiens.

Die krisengeplagte Credit Suisse baut ihr Geschäft tiefgreifend um. Das Schweizer Institut setzt künftig verstärkt auf weniger schwankungsanfällige Geschäftsbereiche wie das Wealth und das Asset Management und zieht sich aus riskanteren Geschäften zurück. Für den Umbau, der mit einem massiven Stellenabbau einhergeht, besorgt sich die Bank Geld bei den Anlegern und holt eine saudische Bank als Großaktionär an Bord.

Credit Suisse
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Für das Sommerquartal weist die Bank wegen Abschreibungen und des begonnenen Umbaus einen Milliarden-Verlust aus. Belastet auch vom Investmentbanking verbuchte das Geldhaus einen Fehlbetrag von vier Milliarden Franken. Darin enthalten sei eine Wertberichtigung wegen der Strategieüberprüfung von 3,7 Milliarden Euro, hieß es.

"Das dritte Quartal und der bisherige Jahresverlauf 2022 wurden durch die anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen erheblich beeinträchtigt", erklärte Vorstandschef Ulrich Körner. "Dies führte zu schwächeren Ergebnissen, insbesondere bei unserer Investment Bank".

Erneut zogen Millionäre und Milliardäre Vermögen aus der Credit Suisse ab. Das Netto-Neugeld, das einen Hinweis auf die zukünftigen Erträge liefert, belief sich auf minus 12,9 Milliarden Franken.  Die Kernkapitalquote (CET1 Ratio) verschlechterte sich per Ende September auf 12,6 Prozent von 13,5 Prozent Ende Juni. Bisher hatte die Bank für die zweite Jahreshälfte einen Wert zwischen 13 und 14 Prozent und mittelfristig über 14 Prozent angepeilt.

Kapitalerhöhung kommt

Für die Neuaufstellung verkauft die Großbank einen bedeutenden Teil des Bereichs verbriefte Produkte an die US-Finanzhäuser Apollo und Allianz-Tochter Pimco und dampft das Investmentbanking damit weiter ein. Auch von weiteren Geschäften will sich das Institut trennen. Die Credit Suisse schafft zudem eine Abbaueinheit (Non-Core Unit), um den Abbau nicht-strategischer und margenschwacher Geschäfte zu beschleunigen. Künftig sollen knapp 80 Prozent des Kapitals dem Wealth Management, dem Schweizer Bankgeschäft, dem Asset Management und dem Markets-Geschäft zugeordnet werden.

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Zunächst einmal kostet der Umbau Geld: Die Bank erwartet Belastungen von 2,9 Milliarden Franken bis Ende 2024. Teilweise soll dies mit Geld aus einer Kapitalerhöhung finanziert werden. So will die Bank 4 Milliarden Franken einnehmen. Die Saudi National Bank wird 1,5 Milliarden Franken investieren und so mit 9,9 Prozent bei der Credit Suisse einsteigen. Die Bank will bis 2025 die Kosten auf 14,5 Milliarden Franken dürcken. Bis Ende 2023 sollen sie um 1,2 Milliarden sinken. Als Teil der Sanierung streicht der Zürcher Traditionskonzern im laufenden Quartal 2700 Stellen. Bis 2025 soll der Personalbestand auf rund 43.000 Mitarbeiter gesenkt werden von zuletzt rund 52.000.

Die Credit Suisse muss sich nach diversen Skandalen neu aufstellen, die an der Reputation der Bank nagen. Der Kollaps des Hedgefonds Archegos und das Engagement bei der Greensill Bank haben die Credit Suisse Milliarden gekostet. Ein neuer Verwaltungsratschef und ein neues Management hatten im Juli drastische Veränderungen angekündigt.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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