Wirtschaft

Aktie bricht ein DWS hat Ärger mit US-Börsenaufsicht

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Das Vermögen in Nachhaltigkeitsfonds hat weltweit die Marke von zwei Billionen US-Dollar überschritten,

(Foto: REUTERS)

Die Aktien des Vermögensverwalters der Deutschen Bank rauschen in den Keller. In den USA wurden Ermittlungen gegen das Unternehmen gestartet. Der Verdacht: Möglicherweise wurden Angaben zu nachhaltigen Investitionen zu positiv dargestellt.

Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt einem Zeitungsbericht zufolge gegen den Vermögensverwaltungsarm DWS der Deutschen Bank wegen möglicherweise beschönigter Angaben zu nachhaltigen Investitionen. Die Untersuchungen der SEC und der Bundesstaatsanwaltschaft in Brooklyn würden sich in einem frühen Stadium befinden, berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) und berief sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der frühere Chef der Abteilung für Nachhaltigkeit habe zuvor angegeben, dass DWS Investitionen auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien überbewertet habe, hieß es in dem Bericht.

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Die Deutsche Bank und ein Sprecher des US-Justizministeriums lehnten einen Kommentar zu dem WSJ-Bericht ab. Die SEC reagierte nicht sofort auf die Bitte um Stellungnahme.

Die DWS-Aktien geben an der Frankfurter Börse kräftig nach und verlieren rund zehn Prozent an Wert. "Das Thema ESG [Environmental Social Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung] war schon immer problematisch", meinte ein Händler: "Jeder weiß, dass das nur Marketing für den Zeitgeist ist. Verbindliche Regeln und Definitionen gibt es noch nicht, die entwickeln sich gerade erst". Daher seien die US-Untersuchungen fragwürdig.

Dem WSJ zufolge hat sich die DWS schwergetan, eine Nachhaltigkeits-Strategie zu definieren und umzusetzen und Anlegern zuweilen ein rosigeres Bild vermittelt, als es der Realität entsprach. Das gehe aus internen E-Mails und Präsentationen hervor, die der Zeitung vorliegen. Daran zeigen sich die Schwierigkeiten und der Druck, unter dem Vermögensverwalter stehen, um in dem begehrten Fondmarktbereich Fuß zu fassen, in die Anleger nach Angaben von Morningstar täglich drei Milliarden Dollar anlegen.

"Mittelpunkt unseres Handelns"

Im selben Monat hielt Desiree Fixler, die Nachhaltigkeitschefin der DWS, dem Bericht zufolge eine Präsentation vor dem Vorstand, in der sie feststellte, dass das Unternehmen keine klaren Ziele oder Strategien verfolge. Auch gebe es keine Richtlinien zu Kohle und anderen kontroversen Themen und die ESG-Teams würden als Spezialisten angesehen, anstatt ein integraler Bestandteil der Entscheidungsfindung zu sein, heißt es in der Präsentation, die vom "Journal" eingesehen wurde.

Dies stand aus Sicht Fixlers im Gegensatz zu dem, was die DWS den Anlegern in ihrem Jahresbericht mitteilte: "Als Unternehmen haben wir ESG in den Mittelpunkt unseres Handelns gestellt", heißt es dort. Man habe im Jahr 2020 deutliche Fortschritte gemacht, um sich als führender ESG-Vermögensverwalter zu positionieren und etwa die Funktion eines Group Sustainability Officer geschaffen, für die im August Fixler engagiert wurde. Im März 2021 wurde die Nachhaltigkeitschefin entlassen, einen Tag vor Veröffentlichung des Jahresberichts.

Fixler glaubt, dass die DWS ihre ESG-Fähigkeiten falsch dargestellt habe. Revisionen und mündliche Einwände, die sie vor der Veröffentlichung des Jahresberichts gemacht habe - unter anderem auch zu der Angabe, wie viele Vermögenswerte einer ESG-Integration unterlagen, seien nie darin aufgenommen wurden. Sie sei entlassen worden, weil sie zu lautstark auf Probleme hingewiesen habe, und hat vor einem deutschen Arbeitsgericht eine Kündigungsschutzklage gegen die DWS eingereicht.

"Es ist eine Falschaussage, dass Nachhaltigkeit der Kern von allem ist, was das Unternehmen macht", sagte Fixler bei ntv. "Ich denke nicht, dass irgendein Unternehmen diese Aussage treffen kann." Der Markt entstehe erst. "Es ist kontraproduktiv, wenn man zu viel verspricht und dann nicht liefern kann", so Fixler.

DWS weist Vorwürfe zurück

Die DWS, die mehrheitlich der Deutschen Bank gehört, aber ihre eigene Börsennotierung beibehält, teilte mit, dass sie gegenüber Anlegern und Kunden stets transparent gewesen sei und zu ihrem Jahresbericht stehe, der von KPMG geprüft wurde. Die Standards für die Definition von ESG-Vermögenswerten entwickelten sich ständig weiter, und die DWS sei vom Markt als konservativer angesehen worden als die meisten ihrer Konkurrenten in Bezug auf die Definition. Die von Fixler geleitete Abteilung für Nachhaltigkeit habe bei der Erstellung oder Vorlage eines Aktionsplans nicht den erwarteten Erfolg erzielt.

"Wir möchten Frau Fixler nicht in irgendeiner Weise angreifen. Wir wünschen ihr das Beste für ihre Zukunft", sagte ein DWS-Sprecher. Fixler habe nach ihrem Weggang eine Beschwerde eingereicht, eine externe Untersuchung habe aber keine Anhaltspunkte für ihre Vorwürfe gefunden.

Investitionen in Anlagen nach Nachhaltigkeitskriterien wachsen rasant. Das Vermögen in ESG-Fonds überstieg im zweiten Quartal weltweit die Marke von 2 Billionen US-Dollar und hat sich laut Morningstar innerhalb von drei Jahren fast verdreifacht. Viele Anleger sind von der Idee angezogen, Geld zu verdienen und gleichzeitig Umweltschäden einzudämmen sowie die Vielfalt und die Arbeitsbedingungen in Unternehmen zu verbessern. Nach Angaben der DWS entfielen 40 Prozent der 21 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse des Unternehmens in der ersten Hälfte dieses Jahres auf ESG-Fonds.

Quelle: ntv.de, jga/DJ

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