Projekt "Greensand" Dänemark startet CO₂-Speicher unter der Nordsee
08.03.2023, 15:22 Uhr
Die dänische Regierung sieht in der CCS-Technologie großes Potenzial, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.
(Foto: dpa)
Ist das ein Baustein für eine klimaneutrale Zukunft? In ehemalige Gas- und Ölfelder in der dänischen Nordsee soll künftig CO₂ gepumpt und damit gebunden werden, Kronprinz Frederik gibt den Startschuss. Klima- und Umweltschützer sind weniger begeistert von der Idee.
Vor der dänischen Nordseeküste entsteht ein riesiger CO₂-Speicher unter dem Meeresgrund. Unter maßgeblicher Beteiligung des britischen Chemieunternehmens Ineos und des deutschen Energiekonzerns Wintershall Dea sollen bei dem Projekt "Greensand" bis 2030 jährlich bis zu acht Millionen Tonnen des Treibhausgases in einer Tiefe von 1800 Metern in einer Speicherstätte eingelagert werden.
Die noch in einer Pilotphase befindliche Anlage wurde nun offiziell eingeweiht, Dänemarks Kronprinz Frederik gab den Startschuss. Rund 50 Jahre nach dem Beginn der dänischen Ölförderung am selben Ort gab der Thronfolger in der Hafenstadt Esbjerg das Kommando zum Start der Einlagerung. Er war dafür per Videoschalte mit einem Team auf dem gut 200 Kilometer entfernten, ausgeförderten Ölfeld Nini West verbunden - dort sollen bis Anfang April in der Pilotphase des Projekts Greensand insgesamt bis zu 15.000 Tonnen CO₂ aus Belgien in die Tiefe gepumpt werden.
"Greensand" ist das erste großangelegte Projekt zur Einlagerung von CO₂, das über weite Entfernungen aus dem Ausland herantransportiert wird. Bislang wurden nur Standorte realisiert, die sich in der Nähe von großen Industrieanlagen befinden. Die sogenannte CCS-Technologie zu Abscheidung und Einlagerung von CO₂ soll die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehenden Emissionen dauerhaft binden und so zum Klimaschutz beitragen.
Grundproblem der Emissionen nicht gelöst
Unter Umweltschützern und Wissenschaftlern ist die Technologie allerdings umstritten. Die Verflüssigung und Einspeicherung von CO₂ ist selbst sehr energieintensiv, außerdem könnten Gefahren durch undichte Lagerstätten drohen. Darüber hinaus sehen Kritiker CCS lediglich als Scheinlösung, die das globale Grundproblem zu hoher CO₂-Emissionen nicht beseitigen kann.
Weltweit befinden sich rund 200 Projekte im Betrieb oder in Planung, die Technologie steckt insgesamt aber noch in den Kinderschuhen und ist sehr teuer. Die Nordsee gilt als geeignetes Einlagerungsgebiet, weil sich dort viele nach jahrzehntelanger Förderung erschöpfte Öl- und Gasfelder befinden. Deshalb gibt es dort auch schon Infrastruktur wie Pipelines, die gegebenenfalls zur Einlagerung des Treibhausgases genutzt werden könnte.
Die dänische Regierung sieht in der CCS-Technologie großes Potenzial, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Sie möchte den Anrainerstaat der Nordsee auch zum Ziel für ausländisches CO₂ machen. "Das Speicherpotenzial unseres Untergrunds ist viel größer als unsere eigenen Emissionen. Deshalb sind wir auch in der Lage, Kohlenstoff aus anderen Ländern zu speichern", sagte Dänemarks Energieminister Lars Aagaard.
Deutschland dürfte sich mit seiner Industrie und als direkter Nachbar Dänemarks angesprochen fühlen. Die Bundesregierung setzt auch explizit auf die CCS-Technologie, etwa in Zusammenarbeit mit Norwegen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP