Wirtschaft

Kampf gegen Handelsdefizit Darum können Trumps Zölle nicht funktionieren

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Er sei ein "Zoll-Mann", sagt Trump.

Er sei ein "Zoll-Mann", sagt Trump.

(Foto: REUTERS)

Donald Trump will das Handelsdefizit der USA verringern. Gelingen soll das mit Zöllen. Doch er hat einen mächtigen Gegner: die Volkswirtschaftslehre.

Den neuen US-Präsidenten stört das riesige Handelsbilanzdefizit der USA - allein im Dezember übertrafen die Importe die Exporte mit 122 Milliarden Dollar. Um es zu verkleinern, setzt Donald Trump auf Zölle. Die Argumentation dahinter: Sie machen Importe teurer, reduzieren so die Einfuhren in die USA und damit das Defizit. Doch dieser Ansatz kann nicht funktionieren. Der Grund sind volkswirtschaftliche Zusammenhänge.

Ein Handelsbilanzdefizit entsteht, wenn ein Land mehr importiert, als es exportiert und deshalb mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird. Um diese Lücke zu schließen, muss sich Geld geliehen werden. Also fließt Kapital in die USA, indem ausländische Investoren etwa US-Staatsanleihen und Aktien kaufen.

Das bedeutet: Weil die USA mehr kaufen als herstellen, entsteht das US-Defizit. Und nicht etwa, weil das Ausland auf unfaire Handelspraktiken setzt. Das Handelsdefizit ist ein Ergebnis der Spar- und Investitionsentscheidungen der amerikanischen Haushalte, Unternehmen und des Staates. Die Politik im Ausland beeinflusst eher, wie das Defizit unter Amerikas Handelspartnern aufgeteilt wird - also wo die Amerikaner wie viel einkaufen.

In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gibt es eine grundsätzliche Buchungsregel: Die Ersparnisse minus der Investitionen entsprechen immer den Exporten minus der Importe. Um das Handelsdefizit zu senken, müssten die Amerikaner also mehr sparen oder weniger investieren. Andere Märkte für US-Produkte zu öffnen oder US-Märkte für ausländische Produkte zu schließen, hat keinen Einfluss auf das Handelsdefizit. Solange die USA hohe Haushaltsdefizite aufweisen, die zum Großteil durch ausländisches Kapital finanziert werden, dürfte das Handelsdefizit kaum sinken.

Höhere Zölle, höheres Defizit

Dennoch behauptet das Umfeld von Trump immer wieder: Wenn ein Land ein großes Handelsdefizit hat, muss es die Importe verteuern, um das Volumen zu reduzieren. Doch Zölle verteuern den Handel und verringern ihn dadurch - auch mit Folgen für das Land, das sie verhängt hat. Einer der Gründe: Verhängen die USA Zölle und reduzieren dadurch die heimische Nachfrage nach ausländischen Produkten, wertet der Dollar tendenziell auf. Das macht US-Produkte außerhalb der USA teurer und dadurch unattraktiver.

Zölle sind für die Trump-Regierung dennoch ein wirksames Druckmittel: Sie kann dadurch politische und wirtschaftliche Zugeständnisse erzwingen.

Dass Zölle aber kein wirksames Mittel zur Reduzierung von Handelsdefiziten sind, hat sich beispielsweise während der ersten Amtszeit Trumps gezeigt. Damals wurden auf zahlreiche Importe hohe Zölle erhoben mit dem Ziel, das Handelsungleichgewicht zu verringern. Doch das Defizit schrumpfte nicht, es stieg. Für Trump ist das Defizit dennoch ein Ausdruck dafür, dass sich die USA ausnutzen lassen - er sieht darin ein Zeichen der Schwäche.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" weist auf eine unfreiwillige Ironie der Trumpschen Politik hin: Der US-Präsident hat Deregulierungen und Steuersenkungen angekündigt und will ausländische Investitionen anziehen. Doch je attraktiver der Wirtschaftsstandort USA ist und dadurch ausländisches Kapital anzieht, umso mehr würde der Dollar aufwerten und umso mehr würden Amerikaner dann importieren. Und das Handelsbilanzdefizit würde weiter wachsen.

Quelle: ntv.de

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