Wirtschaft

"Amerikaner sind uns überlegen" Deutschland hinkt technisch hinterher

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Die Industriemesse in Hannover gilt als die größte Leistungsschau ihrer Art. Aus aller Welt reisen Fachbesucher an, um das Geheimnis der deutschen Stärke zu ergründen. Am Rande der Messe sprechen Experten Klartext.

"Es gilt, den traditionellen Kern der deutschen Industrie zu verteidigen": Bundeskanzlerin Angela Merkel beim traditionellen Eröffnungsrundgang in Hannover.

"Es gilt, den traditionellen Kern der deutschen Industrie zu verteidigen": Bundeskanzlerin Angela Merkel beim traditionellen Eröffnungsrundgang in Hannover.

(Foto: dpa)

Deutschlands Industriesektor hat nach Überzeugung des Branchenverbandes ZVEI Nachholbedarf beim zentralen Zukunftsthema Software. "Wir wissen, dass die Amerikaner uns bei der technischen Software überlegen sind", sagte der Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI), Friedhelm Loh, zum Start der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe.

Hierzulande sei nur SAP, der Weltmarktführer für die Büro- und Planungssoftware, eine feste Größe im ansonsten US-amerikanisch dominierten Feld. Die Digitalisierung erfasse die klassische Produktion mit voller Wucht. "Es gilt, den traditionellen Kern der deutschen Industrie mit seiner international herausragenden Position zu verteidigen", sagte Loh.

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) äußert sich auf der Messe dagegen sehr viel zuversichtlicher. Deutschland habe beste Chancen, seine Position als führender Industriestandort zu verteidigen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, teilte der VDI mit.

Hinter Finnen, Schweden, Dänen

Stereotype Symbolpolitik: Unter den Augen des niederländischen Premiers Mark Rutte (r.) überreicht Roboter "Frau Antje" (l.) der Kanzlerin zur Messeröffnung eine Tulpe. Die Industriemesse dauert noch bis 11. April. Partnerland sind in diesem Jahr die Niederlande.

Stereotype Symbolpolitik: Unter den Augen des niederländischen Premiers Mark Rutte (r.) überreicht Roboter "Frau Antje" (l.) der Kanzlerin zur Messeröffnung eine Tulpe. Die Industriemesse dauert noch bis 11. April. Partnerland sind in diesem Jahr die Niederlande.

(Foto: REUTERS)

Im europäischen Vergleich liege Deutschland bei der Innovationsfähigkeit hinter den skandinavischen Ländern Finnland, Schweden und Dänemark auf dem vierten Platz. Dies sei das Ergebnis einer umfassenden Bewertung der Fähigkeit der Länder, Innovationen zu entwickeln und zu realisieren, erklärte VDI-Direktor Ralph Appel.

"Unser neuer Innovationsmonitor belegt erstmals mit konkreten Daten und Fakten, dass Deutschland mit seiner Position im obersten Fünftel der europäischen Staaten beste Chancen hat, auch in Zukunft seine Position als einer der führenden Innovationsstandorte weltweit zu behaupten", sagte Appel.

Im Unterschied zu anderen Untersuchungen werde bei dem VDI-Innovationsmonitor nicht einfach die Zahl der angemeldeten Patente oder Produktneuheiten gezählt. In das Ergebnis fließe auch die Bewertung der Tiefe und Vielfältigkeit des vorhandenen Wissens sowie die Fähigkeit ein, dieses Wissen zusammenzubringen.

Schwach bei der Weiterbildung

Als besondere Stärke Deutschlands hebt der VDI die Zahl der Höchstqualifizierten hervor. "Das ist wichtig, weil Höchstqualifizierte unabdingbar sind für industrielle Forschung und Entwicklung auf Weltniveau", führte Appel aus. Deutschland sei zudem wie kein anderer europäischer Staat in der Lage, komplexe Produkte herzustellen. Als Beispiel nannte der Ingenieursverein den Maschinenbau, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt.

Gleichzeitig mahnte der VDI mehr Tempo bei der betrieblichen Weiterbildung an. Deutschland beherrscht Spitzenforschung mit Bravour, hinkt aber bei der ständigen Weiterbildung der Belegschaften in den Unternehmen hinterher, heißt es in der VDI-Studie. "Aktivitäten der deutschen Unternehmen im Bereich der Weiterbildung - des lebenslangen Lernens - sind nur durchschnittlich." Hier sei "noch viel Luft nach oben", betonte Appel mit Blick auf die deutsche Bildungspolitik.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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