"Eher mager" bis "sehr mager" EZB-Chefin Lagarde spielt Kritik an ihrer Arbeit herunter
25.01.2024, 18:07 Uhr Artikel anhören
Die eigenen Mitarbeiter bemängeln die Arbeit von Christine Lagarde, laut einer Umfrage.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Rund die Hälfte der Mitarbeitenden bei der Europäischen Zentralbank sind mit der Arbeit ihrer Chefin Christine Lagarde nicht zufrieden. Das ergibt eine Belegschaftsumfrage. Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt am eigenen Arbeitgeber.
EZB-Chefin Christine Lagarde hat die Bedeutung einer kritisch ausgefallenen Belegschaftsumfrage der Notenbank-Gewerkschaft IPSO heruntergespielt. Die EZB erhebe vertrauenswürdige Umfragen, die zeigten, dass die überwältigende Mehrheit des Personals froh sei, für die Europäische Zentralbank zu arbeiten, sagte sie. "Was mich antreibt, sind diese Antworten", betonte die Französin und fügte an: "Ich bin extrem stolz auf das Personal der EZB und ich bin sehr stolz darauf und fühle mich geehrt, die Institution zu führen." Sie stelle sich damit in den Dienst der Europäer.
Die EZB-Präsidentin hatte in einer Mitarbeiterumfrage der International and European Public Services Organisation (IPSO) ein schlechtes Führungszeugnis erhalten. Den Umfrageergebnissen zufolge war unter anderem eine knappe Mehrheit von 50,6 Prozent der 1089 Teilnehmer der Ansicht, die Leistung von Lagarde sei bislang "eher mager" oder "sehr mager" gewesen. Eine Sprecherin der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Umfrage als fehlerhaft kritisiert.
Die für 2023 vorgesehene Gehaltserhöhung von rund 4,07 Prozent wird von der Gewerkschaft als unzureichend bewertet angesichts einer Inflation, die zuletzt mehr als doppelt so hoch ausfiel im Euro-Raum. Die Umfrageergebnisse stellen Lagarde und ihrer Führungsmannschaft ein wenig schmeichelhaftes Arbeitszeugnis zu einer Zeit aus, in der die EZB im Kampf gegen eine ausufernde Inflation gefordert ist wie noch nie. "Dies ist eine ernste Sache für unsere Institution, da niemand eine Organisation ohne das Vertrauen ihrer Beschäftigten richtig leiten kann", hatte die Gewerkschaft IPSO erklärt.
Draghi war beliebter
Der Erhebung zufolge sind viele Beschäftigte zudem hinsichtlich der Fähigkeit der Notenbank besorgt, ihre Kaufkraft zu schützen. 63 Prozent von 1565 Mitarbeitern gaben in der Umfrage auf eine entsprechende Frage an, besorgt zu sein. Nur 24 Prozent waren dies nicht. 13 Prozent antworteten, sie könnten das nicht angeben. Eine EZB-Sprecherin ging nicht direkt auf die Umfrageergebnisse ein. Sie verwies auf eine eigene Mitarbeiterbefragung der Notenbank vom vergangenen Jahr, wonach 83 Prozent stolz seien, für die EZB zu arbeiten und 72 Prozent dies auch empfehlen würden.
Eine ähnliche IPSO-Umfrage unter EZB-Beschäftigten kurz vor dem Ausscheiden von Lagardes Vorgänger Mario Draghi hatte 2019 ergeben, dass 54,5 Prozent von 735 Beschäftigten seine Präsidentschaft mit "sehr gut" oder "hervorragend" bewerteten. Die Unterstützung für die geldpolitischen Schritte war sogar noch höher ausgefallen. Aber auch damals gab es reichlich Kritik: So beschwerten sich EZB-Beschäftigte unter anderem über mangelnde Transparenz bei Stellenbesetzungen und Günstlingskultur.
Quelle: ntv.de, lme/rts