Wirtschaft

Trotz Konjunktursorgen EZB beschließt Zinspause

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Die Europäische Zentralbank hält den Leitzins zum dritten Mal in Folge konstant. Die Inflation im Euroraum war zuletzt tendenziell rückläufig. Die Währungshüter haben wieder mehr Spielraum. Die schwächelnde Konjunktur bringt sie allerdings in Zugzwang.

Die Europäische Zentralbank (EZB) pausiert auch im neuen Jahr und lässt die Leitzinsen erneut unverändert. Die Hüter des Euro um EZB-Präsidentin Christine Lagarde beschlossen auf ihrem ersten geldpolitischen Treffen 2024, den Schlüsselzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. "Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden", erklärten die Währungshüter.

Die EZB hatte im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 zehnmal in Serie die Zinsen angehoben, zuletzt geschah dies im September. Seitdem blieb sie auf dem erreichten Zinsplateau, da die Inflation inzwischen deutlich nachgelassen hat. Die EZB-Chefin hatte in Davos gesagt, die Notenbank befinde sich mittlerweile auf einem guten Weg, die Inflation in der Euro-Zone auf die angesteuerte Zielmarke von 2,0 Prozent zurückzudrängen. Es sei aber noch zu früh, den Sieg zu erklären.

Eine Zinswende ist für die EZB zurzeit kein Thema. Im EZB-Rat sei man sich einig gewesen, dass es "zu früh sein", über Zinssenkungen zu sprechen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss in Frankfurt am Main. Konsens herrsche unter den Währungshütern auch darüber, dass der geldpolitische Kurs weiter an Daten und nicht am Kalender auszurichten sei, sagte sie auf die Frage, ob Zinssenkungen im März oder April vom Tisch seien. "Wir haben unsere Abhängigkeit von den Daten bestätigt", fügte sie hinzu.

An der Börse waren zum Jahreswechsel die Spekulationen auf rasche Zinssenkungen in diesem Jahr ins Kraut geschossen. Mehrere Währungshüter, darunter Lagarde und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben sich gegen aus ihrer Sicht zu aggressive Zinssenkungserwartungen gestemmt. Laut Lagarde ist die EZB auf einem guten Weg, die Inflation im Euro-Raum auf zwei Prozent zurückzubringen. "Wir werden wahrscheinlich viel mehr im April, Mai wissen", sagte sie jüngst am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Diese Daten würden der EZB eine gute Vorstellung davon geben, wie sich die Inflation entwickeln werde. "Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe", betonte Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss.

Deutschland steckt in Rezession fest

Die Inflation lag im Dezember bei 2,9 Prozent - noch im Herbst 2022 war die Teuerung zeitweise auf über zehn Prozent geklettert. Das Inflationsziel der EZB rückt damit wieder näher. Der Beschluss einer erneuten Zinspause dürfte aber auch davon beeinflusst worden sein, dass die Konjunktur im Euroraum derzeit eine Schwächephase durchläuft. Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der Euro-Zone, steckt laut dem Präsidenten des IFO-Instituts, Clemens Fuest, in der Rezession fest.

Die Währungshüter wollen aber tunlichst vermeiden, dass die Konjunktur im Euroraum komplett abgewürgt wird. Daher wurde zuletzt an den Börsen auf eine rasche Zinssenkung gesetzt. Die Wahrscheinlichkeit eines ersten Schritts nach unten im April wurde am Vormittag gemessen an den Kursen noch bei über 60 Prozent taxiert. Vor wenigen Wochen lag die Wahrscheinlichkeit sogar noch höher.

Die Reaktionen am Finanzmarkt finden Sie hier.

Quelle: ntv.de, fzö/rts

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