Wirtschaft

"Singles' Day" soll Trend werden Ein bisschen Shoppen gegen das Alleinsein

An einer chinesischen Universität stehen Studenten Schlange, um die Päckchen, die sie am "Singles' Day" bestellt haben, abzuholen.

An einer chinesischen Universität stehen Studenten Schlange, um die Päckchen, die sie am "Singles' Day" bestellt haben, abzuholen.

(Foto: REUTERS)

Nach Black Friday, Halloween und Valentinstag könnte bald ein neuer "Feiertag" Geld in die Kassen der Händler treiben. Dieses Mal kommt der Trend aber nicht aus den USA, sondern aus China. Alleinstehende sollen sich beim Shopping trösten.

Wir kaufen Blumen zum Valentinstag, besorgen Kostüme, Kürbisse und Kaubonbons für Halloween und gehen auf Schnäppchen-Jagd im Internet am Black Friday. Was aus Sicht des Handels so gut funktioniert, bietet die Chance auf mehr: Zahlreiche Anbieter in Deutschland und anderen Ländern rufen am 11.11. mit Aktionen und Rabatten zum Mega-Shopping im Netz auf - denn am 11. November ist "Singles' Day".

Den Blumenstrauß zum Valentinstag erfanden angeblich die Floristen, der Brauch, am 31. Oktober etwas Süßes zu geben, kam vor etlichen Jahren aus den USA. Black Friday heißt der Tag nach dem US-Erntedankfest Thanksgiving, in den Vereinigten Staaten startet dann das Weihnachtsgeschäft. Der "Singles' Day" ist eine chinesische Erfindung.

Die Online-Händler in der Volksrepublik führten ihn schon 2009 als Gegenstück zum Tag der Verliebten ein. Wegen der vier Einsen in Folge legten sie ihn auf den 11.11. Mit Sonderangeboten sollen die vielen Unverheirateten des Landes über ihre Einsamkeit hinweggetröstet werden, heißt es. Der Tag im November ist in China mittlerweile der umsatzstärkste im Onlinehandel im ganzen Jahr.

Viel Potenzial nach oben also - in Deutschland kennen den Tag erst rund 13 Prozent der Verbraucher, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des IFH Köln in Zusammenarbeit mit Ebay Deutschland unter 500 Internetnutzern ergab. Doch immerhin fast 33 Prozent der Befragten sagten, dass sie Rabatte und Aktionen am "Singles' Day" in diesem Jahr das erste Mal nutzen würden, und weitere fast 36 Prozent gaben an, das könnten sie sich künftig vorstellen.

Gutes Datum trotz Martinstag

"Der Tag liegt gut", sagt Anna Werth, Leiterin der Marktplatz-KIX-Erhebung am IFH. Sechs Wochen vor Weihnachten seien die Konsumenten ausgabefreudiger, die Umsätze im Handel sowieso sehr hoch.

Die Händler, die beim "Singles' Day" mitmachen, täten dies aber auch, um Neukunden zu gewinnen - zumindest die kleineren, unbekannteren. Ein Drittel der vom IFH befragten rund 200 Onlinemarktplatz-Händler gaben an, ihrer Meinung nach werde die Bedeutung des "Singles' Day" in den kommenden fünf Jahren zunehmen.

In Deutschland gibt es am 11. November starke Konkurrenz: Die katholische Kirche feiert den Martinstag - überall in Deutschland ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen. Und in den Karnevalshochburgen wird um 11.11 Uhr die neue Session eröffnet.

Der Handel hat da laut IFH-Expertin Werth keine Bedenken: Der Martinstag sei ein Tag für Familien, der Karneval regional begrenzt. Und: "Die Konsumenten nutzen Rabattaktionen unabhängig von der Frequenz anderer Aktionen", sagt sie.

Vorsicht vor dem Kauf

Verbraucherschützer raten - wie immer bei solchen Aktionen - dazu, sich nicht blenden und nicht hinreißen zu lassen. "Wir empfehlen Preissuchmaschinen, mindestens zwei, zum Preisvergleich", sagt der Sprecher der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Georg Tryba. Bei Stichproben zeige sich immer wieder, dass Rabatte nicht so hoch seien wie angenommen. Sie würden etwa auf die Unverbindliche Preisempfehlung (UVP) gegeben, an die sich kaum ein Händler halte.

Von "kleinen psychologischen Werkzeugen" wie einer ablaufenden Uhr oder Angaben zu eine begrenzten Menge des gewünschten Artikels sollten sich Verbraucher nicht unter Druck setzen lassen. Wer aber meint, unbedingt sofort zuschlagen zu müssen, hat ein Widerrufsrecht, das mindestens 14 Tage lang gilt. Viele Händler bieten auch eine Stornierung Minuten oder auch noch Stunden nach dem Kauf an, sagt Tryba. "So kann man erstmal kaufen ohne Kosten und Konsequenzen."

Quelle: ntv.de, agr/AFP

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