Wirtschaft

Riesiger Markt Eli Lillys Abnehmspritze - ein Sprengsatz fürs Gesundheitssystem

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Auch der Kanzler war beim symbolischen Spatenstich dabei.

Auch der Kanzler war beim symbolischen Spatenstich dabei.

(Foto: REUTERS)

Eli Lilly stellt bald Fett-weg-Spritzen in Deutschland her. Der Pharmakonzern investiert dafür eine Milliardensumme. Doch das Projekt könnte immense Kosten für das deutsche Gesundheitssystem verursachen.

Im rheinland-pfälzischen Alzey feiert Kanzler Olaf Scholz mit großem Aufgebot eine beeindruckende Investition. 2,3 Milliarden Euro steckt das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly in den nächsten Jahren hier in eine neue Hightech-Produktion. Es ist eine der größten Einzelinvestitionen des Unternehmens, aber auch eine der größten für den Standort Deutschland, den dieser Tage Unternehmen lieber verlassen als aufsuchen. Und hurra, Eli Lilly schultert die Mega-Investition ohne Staatshilfen, keine Selbstverständlichkeit. Doch bei all dem Freudentaumel muss die Frage gestellt werden, ob das Produkt, das hier produziert werden soll, am Ende das deutsche Gesundheitssystem killen wird.

Eli Lilly
Eli Lilly 622,10

Es geht um Abnehmspritzen, die Eli Lilly herstellt. Die sind weltweit so gefragt, dass die beiden Haupthersteller Novo Nordisk und Eli Lilly mit der Produktion nicht mehr hinterherkommen und viele neue Fabriken bauen, um die Nachfrage zu stillen. Ein 80-Milliarden-Dollar-Markt, schätzt Bloomberg, einer der größten Blockbuster in der Medizingeschichte. Fettleibigkeit ist weltweit eine Volkskrankheit. Auch die Deutschen haben ihr Gewicht nicht im Griff. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist zu dick und fast ein Fünftel gilt sogar als adipös, also fettleibig.

Die Kosten für eine Therapie mit der Abnehmspritze müssen die Übergewichtigen bisher in der Regel aus eigener Tasche zahlen. Seit Juli 2023 können Ärzte die Anti-Fett-Spritzen von Eli Lilly verordnen, im Rahmen einer Adipositas-Therapie. Sie gelten laut Sozialgesetzbuch als Lifestyle-Medikamente. Doch die FDP fordert nun, dass die Kosten auch von gesetzlichen Kassen erstattet werden sollen. "Abnehmspritzen sollten nicht als Lifestyle-Medikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen", sagt Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der Liberalen, dem "Handelsblatt".

Das kann teuer werden

Was im ersten Moment vernünftig klingt, könnte zum Sprengsatz des Gesundheitssystems werden. Denn bekämen alle krankhaft übergewichtigen Menschen die neuen Fett-weg-Spritzen, würde das fast 50 Milliarden Euro kosten, so hat es die AOK hochgerechnet. Die Arzneimittelausgaben - schon jetzt der zweitgrößte Ausgabenposten der gesetzlichen Krankenversicherung - würden sich fast verdoppeln. Zugegeben: Es ist eine Maximalberechnung, die unterstellt, dass jeder krankhaft Übergewichtige jährliche Therapiekosten von 4000 Euro ersetzt bekommt. So teuer sind derzeit die Abnehmspritzen von Wegovy von Novo Nordisk und Mounjaro von Eli Lilly.

Gut investiert wäre das Geld nur, wenn die Spritzen nachhaltige Wirkung hätten, also Menschen dauerhaft schlanker und gesünder würden. Zu befürchten aber ist wohl eher ein Jo-Jo-Effekt ähnlich wie bei Diäten, wenn die wöchentliche Spritze wegfällt. Der medizinische Nutzen wäre minimal, da die Spritzen vermutlich chronisch Abhängige erzeugt und nur die Umsätze der Pharmahersteller boostert.

Und so wäre es denn auch überaus misslich, wenn hier ein Unternehmen zwar ohne Subvention baut, aber mit einer Erstattung durch die Krankenkassen kalkuliert.

Dieser Text erschien zuerst bei capital.de

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen