Wirtschaft

Von 69 auf über 300 Euro Erdgaspreis klettert auf Allzeithoch

Der Stopp von russischen Gaslieferungen wäre laut Experten eine Herausforderung, aber keine Katastrophe.

Der Stopp von russischen Gaslieferungen wäre laut Experten eine Herausforderung, aber keine Katastrophe.

(Foto: REUTERS)

Russland ist ein wichtiges Herkunftsland für Rohstoffe. Nach den wirtschaftlichen Sanktionen befürchten viele Länder Engpässe bei der Energieversorgung. Nach dem Ölpreis steigen auch die Kosten beim Erdgas deutlich.

Der Großhandelspreis für Erdgas hat nach Angaben von Energiemarktexperten ein Allzeithoch erreicht. Laut Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool wurde am Montagvormittag gegen 9.30 Uhr Erdgas zur Lieferung am Folgetag zeitweise für rund 335 Euro je Megawattstunde gehandelt. Am Morgen um 8 Uhr hatte der Preis laut Huneke noch bei 220 Euro gelegen und gegen 10.30 Uhr schon wieder bei knapp 300 Euro.

Zum Vergleich: Am 16. Februar, rund eine Woche vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, war Erdgas zur Lieferung am Folgetag noch mit rund 69 Euro je Megawattstunde gehandelt worden. Die Angaben des Energiemarktexperten beziehen sich auf das deutsche Marktgebiet auf der Handelsplattform Pegas, die von der Energiebörse EEX betrieben wird. Huneke sprach von einer "Panikstimmung" an den Märkten, hinter der die Sorge vor einer Versorgungsunterbrechung stehe.

Zuvor war wegen zunehmender Angst vor den negativen Folgen des Ukraine-Krieges auf die Energieversorgung bereits der Ölpreis in die Höhe geschnellt. Russland ist ein wichtiges Herkunftsland für Rohstoffe. Der Krieg wirkt sich deshalb auch auf die Energiemärkte aus und heizt zugleich Debatten über eine energiepolitische Neuausrichtung an. Derzeit beraten die USA und die EU über ein mögliches Verbot von russischen Ölimporten. Es gebe "sehr aktive Diskussionen" zu dem Thema, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Sonntag dem US-Sender CNN.

Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch führte die "Preisexplosion" auf diese Überlegungen des Westens zurück. Zudem gebe es Spekulationen, dass Europa von sich aus entscheiden könne, russische Gasimporte zu stoppen, erklärte Fritsch. "Bislang fließt das Gas noch normal", fügte er hinzu.

In Deutschland wandten sich zahlreiche Umweltverbände an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. In einem offenen Brief forderten sie, "so schnell wie möglich einen verbindlichen Ausstiegspfad für fossiles Gas zu ermöglichen". Unterzeichnet wurde der Brief unter anderem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Greenpeace Deutschland, dem Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring und Germanwatch.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sagte der "Bild"-Zeitung, es wäre "eine Herausforderung, aber keine Katastrophe, wenn die russischen Gaslieferungen nächste Woche stoppen". Die Gas-Speicher seien derzeit zu fast 30 Prozent gefüllt. "Für die kommenden Monate ist das ausreichend. Für den nächsten Winter müssten wir jetzt aber sofort Vorsorge treffen, das ließe sich auch organisieren", sagte Grimm weiter. Um die Lücke bei der Stromerzeugung auszugleichen, könnten Kohlekraftwerke einspringen, schlug sie vor.

Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte der Gaspreis in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt, was auch in Deutschland die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher und die Inflationsrate in die Höhe getrieben hatte.

Quelle: ntv.de, mba/dpa/AFP

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