Wirtschaft

ZEW-Index fällt deutlich Erwartungen an den Aufschwung sinken

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Im ungünstigsten Fall wackelt im vierten Quartal die positive Wachstumsrate, wie ein Experte sagt.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Unklare Viruslage, poröse Lieferketten: Die wirtschaftliche Erholung steht keinesfalls auf stabilen Füßen. Bei Finanzexperten wachsen die Zweifel. Allerdings war der Optimismus auch groß.

Börsenprofis haben ihre Erwartungen an den Konjunkturaufschwung in Deutschland im August den dritten Monat in Folge heruntergeschraubt. Das Barometer für die Einschätzung der nächsten sechs Monate sank um 22,9 auf 40,4 Zähler. Das ist der niedrigste Wert seit November 2020, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage unter 178 Analysten und Anlegern mitteilte.

"Dies weist auf zunehmende Risiken für die deutsche Konjunktur hin, wie etwa eine mögliche vierte Covid-Welle ab Herbst oder eine Abschwächung des Wachstums in China", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Rückgang auf 56,7 Zähler gerechnet.

Zugleich wurde die Lage deutlich besser eingeschätzt: Hier kletterte das Barometer um 7,4 auf 29,3 Punkte. "Die seit Monaten andauernde deutliche Verbesserung der konjunkturellen Lageeinschätzung zeigt, dass sich die Erwartungen auf Grund des schon erreichten höheren Wachstums abschwächen", sagte Wambach dazu. Das sehen Ökonomen genauso. "Dass der Optimismus nachlässt, je länger ein Aufschwung dauert, liegt fast in der Natur der Sache", sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner.

Die deutsche Wirtschaft wuchs im Frühjahr um 1,5 Prozent, nachdem es zum Jahresauftakt wegen der Corona-Beschränkungen einen Einbruch um 2,1 Prozent gegeben hatte. Für das laufende Sommerquartal rechnet Ökonom Jörg Angelé vom Vermögensverwalter Bantleon mit einem Wachstum von etwa drei Prozent. "Insbesondere die privaten Konsumausgaben dürften einen Satz nach oben machen", sagte der Experte. "Das lässt sich bereits an den täglich verfügbaren Daten zum Einkaufsverhalten sowie zu Restaurantbesuchen ablesen." Demzufolge habe die Kundenfrequenz in Einkaufsläden und Freizeiteinrichtungen zuletzt über dem Vorkrisenniveau gelegen.

Bernd Krampen von der Nord LB sprach mit Blick auf den Index von einem "Warnsignal für die konjunkturelle Entwicklung im zweiten Halbjahr". Die Europäische Zentralbank sei gut beraten, kühlen Kopf zu bewahren und eine nachhaltige Erholung abzuwarten.

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Trotz der gesunkenen Erwartungen ist für Thomas Gitzel von der VP Bank "nicht zu befürchten, dass nun schon in Bälde die nächste Rezession droht". Knackpunkte seien nun die weitere Entwicklung des Virusverlaufs sowie der Materialversorgung. Im ungünstigsten Szenario "würde ein positive Wachstumsrate im vierten Quartal tatsächlich zur Zitterpartie".

Die exportabhängige deutsche Industrie profitiert derzeit zwar von steigender Nachfrage aus Übersee - insbesondere USA und China. Doch litt sie zuletzt unter massiven Versorgungsengpässen, durch die geringe Verfügbarkeit von Rohstoffen und Schiffscontainern.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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