Kreditzinsen werden zum Problem Evergrande entgeht Zahlungsausfall nur knapp
29.10.2021, 12:11 Uhr
Der drohende Evergrande-Kollaps nährt die Sorge vor einem Flächenbrand im chinesischen Immobiliensektor.
(Foto: picture alliance / AA)
Der Zahlungsausfall schwebt bedrohlich über dem hoch verschuldeten Immobilienkonzern China Evergrande. Zum zweiten Mal kann das Unternehmen erst in letzter Minute die Zinszahlungen für seine Kredite leisten. Experten sehen die Gefahr einer Kettenreaktion für Chinas Wirtschaft aber nicht gebannt.
Der angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat erneut einen Zahlungsausfall in letzter Minute abgewendet. Kurz vor Fristende zahlte der Konzern fällige Zinsen auf eine Auslandsanleihe, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Die 47,5 Millionen Dollar (40,6 Millionen Euro) flossen demnach am Donnerstag, die Frist lief am Freitag ab.
Die Zahlung erfolgte, nachdem Evergrande vergangene Woche bereits einen kostspieligen Zahlungsausfall knapp abwenden konnte, indem das Unternehmen 83,5 Millionen Dollar an Kuponzahlungen auf ein Treuhandkonto überwies. In den kommenden Wochen sind weitere Zahlungen fällig. Evergrande wollte sich nicht äußern.
Evergrande sitzt auf einem Schuldenberg von umgerechnet rund 300 Milliarden Dollar. Angesichts des Umfangs der Verbindlichkeiten ging zuletzt an den Finanzmärkten die Sorge um, dass ein Kollaps des Konzerns einen Flächenbrand im chinesischen Immobiliensektor auslösen könnte. Die Nichtzahlung der Zinsen hätte zu einem formellen Zahlungsausfall des Unternehmens führen und einen Zahlungsverzug für andere Dollar-Anleihen von Evergrande auslösen können.
Doch Analysten zufolge ist die Kuh auch mit der nun erfolgten Zahlung nicht vom Eis. "Evergrande hat sein Möglichstes getan, um seine Liquiditätsprobleme zu lösen. Doch es ist schon schwer, genug Kapital aufzubringen, um alle Schulden bedienen zu können", sagte Cliff Zhao von der China Construction Bank International in Hongkong. Er erwarte weitere Gespräche zwischen Evergrande und den Kreditgebern.
Noch ist unklar, ob der chinesische Staat einspringen würde, um eine Pleite abzuwenden. Die chinesische Zentralbank hatte allerdings kürzlich versichert, die Risiken für Chinas Wirtschaft durch Evergrande seien "beherrschbar". Bloomberg berichtete kürzlich, Peking dränge Evergrande-Chef Xu Jiayin dazu, den Konzern mit Geld aus seinem Privatvermögen zu retten.
Quelle: ntv.de, jhe/rts/AFP