Wirtschaft

Zahlungsausfall bei Fantasia Chinas Immobilienbranche steckt in Teufelskreis

Fantasia sitzt auf einem Schuldenberg von umgerechnet 13 Milliarden US-Dollar. Bei Evergrande sind es sogar 300 Milliarden.

Fantasia sitzt auf einem Schuldenberg von umgerechnet 13 Milliarden US-Dollar. Bei Evergrande sind es sogar 300 Milliarden.

(Foto: AP)

Im Vergleich zu dem Immobiliengiganten Evergrande, dessen Zusammenbruch die ganze chinesische Wirtschaft bedroht, ist die Fantasia Holding viel kleiner. Doch der jüngste Zahlungsausfall erschüttert das Vertrauen in die gesamte Branche.

Die Krise der chinesischen Immobilienunternehmen zieht größere Kreise. Nachdem der schuldenbeladene Konzern Evergrande Zahlungsfristen für Anleihezinsen gerissen hat, ließ nun auch ein kleinerer Rivale namens Fantasia Holdings eine Frist für Zinszahlungen verstreichen. Zudem stuften Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Immobilienentwicklers Sinic zurück und warnten vor Zahlungsausfällen.

Immobilien-Aktien an den asiatischen Börsen rutschten weiter ab, wobei Evergrande-Titel in Erwartung eines möglichen Anteilsverkaufs vom Handel ausgesetzt blieben. "Seit der Evergrande-Krise schauen die Anleger besorgter auf die Zahlungsfähigkeit chinesischer Immobilienentwickler", sagte Thomas Kwok, Leiter des Aktiengeschäfts beim Brokerhaus Chief Securities.

Fantasia zahlte am Montag fällige Anleihezinsen von 206 Millionen Dollar nicht aus, wie der Konzern gegenüber der Hongkonger Börse erklärte. Zudem konnte eine Fantasia-Tochter einen Kredit über 108 Millionen Dollar an den Immobilienmanager Country Garden Services nicht zurückbezahlen. Die Ratingagentur Fitch senkte daraufhin das Rating von Fantasia um mehrere Stufen. Auch die Bewertung des Wettbewerbers Sinic wurde von Fitch und S&P Global nach unten gestuft. Sinic befinde sich in einer ernsten Liquiditätskrise und die Fähigkeit zur Schuldenbedienung sei fast erschöpft, begründeten die Experten von S&P ihre Rating-Senkung. Mitte Oktober werden bei Sinic Anleihezinsen über 246 Millionen Dollar fällig.

Evergrande lässt Anleger nach Ankündigung warten

Die beiden Immobilienfirmen sind zwar deutlich kleiner als Evergrande. Ihre Probleme befeuern aber die Sorgen von Anlegern, dass die Blase am chinesischen Immobilienmarkt insgesamt vor dem Platzen steht und andere Branchen sowie das ganze Finanzsystem erfasst. Das Vertrauen in die ganze Immobilienbranche ist erschüttert. "Evergrande kam und ging. Wir haben uns darüber Sorgen gemacht, dann haben wir beschlossen, dass alles in Ordnung ist und es ein lokal begrenztes Ereignis und kein systemisches bleiben wird. Jetzt haben wir Fantasia", so ein ING-Analyst. Das könne bedeuten, dass es eine Art Ansteckungseffekt gebe und dass das Ganze doch ein größeres Problem werde. Fantasia hatte erst vor zwei Wochen auf seine gute Bonität hingewiesen und betont, das nötige Geld für die nun verpassten Zins- und Ratenzahlungen sei bereits beiseite gelegt.

"Es ist ein Teufelskreis für die Immobilienentwickler, die nicht stark genug sind, denn es gibt nicht genügend Liquidität auf dem Markt für alle", warnte Kwok. Viele Immobilienfirmen in China bekommen derzeit keine Kredite mehr zur Refinanzierung, und die Möglichkeit, Kapital durch Immobilienverkäufe zu generieren, ist zuletzt deutlich gesunken.

Evergrande versucht sich in seiner Liquiditätskrise mit dem Verkauf von Unternehmensteilen Luft zu verschaffen. Laut einem Bericht der staatlichen Zeitung "Global Times" will Evergrande 51 Prozent seiner Tochter Property Services Group für fünf Milliarden Dollar an den Rivalen Hopson verkaufen. Am Dienstag warteten Investoren allerdings immer noch auf die offizielle Bestätigung des Deals.

Evergrande würde sich mit einer solchen Transaktion jedoch nur bedingt freischwimmen. Der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas hat Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar. Mit fünf Milliarden Dollar könnte Evergrande theoretisch in den nächsten sechs Monaten seinen Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nachkommen. Bis Ende 2021 werden rund 500 Millionen Dollar Zinsen für Anleihen fällig. Im März steht zudem die Rückzahlung für eine zwei Milliarden Dollar Anleihe an.

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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