Wirtschaft

Weniger Fahrstunden und Fragen Schnieder: So wird der Führerschein günstiger

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Die Änderungen sollen bis zum nächsten Sommer auf den Weg gebracht werden.

Die Änderungen sollen bis zum nächsten Sommer auf den Weg gebracht werden.

(Foto: picture alliance/Eibner-Pressefoto/Jonas Lohrmann)

Der Führerschein gehört für viele Menschen einfach zu ihrem Leben dazu. Inzwischen müssen dafür im Schnitt 3000 Euro bezahlt werden. Der Verkehrsminister will das ändern. Schnieder stellt Maßnahmen vor, die zu einem Preissturz führen sollen - Fahrschulen dürften nicht von allen angetan sein.

Der Führerschein soll deutlich günstiger werden. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder von der CDU hat seine Vorschläge zur Kostensenkung in der Fahrschulausbildung vorgestellt. Damit mache die Regierung den Weg zum Führersein "einfacher und bezahlbarer", erklärte er.

Schnieder schlägt unter anderem vor, die Pflicht zum Präsenzunterricht abzuschaffen; Fahrschülerinnen und -schüler sollen sich komplett digital auf die Theorieprüfung vorbereiten können. Die derzeit fast 1200 Prüfungsfragen sollen um ein Drittel reduziert werden. In der praktischen Fahrausbildung soll ein Teil der teuren Sonderfahrten - etwa nachts oder auf der Autobahn - reduziert werden. Sie sollen teils auch an einem Simulator absolviert werden können. Auch die Ausbildung für einen Schaltwagen soll am Simulator möglich sein. Die Fahrprüfung soll nur noch 25 Minuten dauern.

Außerdem sollen Menschen, die den Führerschein machen wollen, künftig die Fahrschulen online vergleichen können - die Unternehmen sollen Kosten und Durchfallquoten angeben. Schnieder kündigte an, er wolle seine Vorschläge nun mit den Bundesländern und der Branche "weiterentwickeln". Im ersten Halbjahr 2026 wolle er die Änderungen "auf den Weg bringen".

"Hohe Standards" sollen weiter gelten

SPD und Union hatten sich darauf geeinigt, die Fahrausbildung zu reformieren, um den Führerschein erschwinglicher zu machen. Dabei sollen "hohe Standards" gewahrt werden. Hintergrund sind in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gestiegene Kosten für den Führerschein. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Preissteigerungen für den Besuch einer Fahrschule und das Ablegen der Führerscheinprüfung seit 2020 in jedem Jahr über der allgemeinen Inflationsrate.

Der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Kurt Bartels, sagte der "Rheinischen Post", hauptsächlicher Kostentreiber beim Führerschein sei die "extrem steigende Zahl der Fahrstunden". Das liege unter anderem an der gestiegenen Verkehrsdichte und daran, dass "Jugendliche aufgrund der Smartphone-Nutzung eine schlechtere Verkehrswahrnehmung haben als noch vor 20 Jahren". Eine "kompaktere Ausbildung" könne aber Fahrstunden sparen, sagte er. Die "über 1200 Fragen für eine Fahrerlaubnis der Klasse B" in der theoretischen Prüfung seien außerdem "einfach zu viel".

Ein Führerschein koste im Durchschnitt, wenn keine Wiederholungsprüfung nötig ist, etwa 3000 Euro, sagte Bartels der Zeitung. "Horrorzahlen von 4000 Euro und aufwärts als Basis für eine politische Diskussion halte ich für sehr verzerrt."

Linke: Fahren lernen in der Schule

Linken-Chefin Ines Schwerdtner schlug zur Kostendämpfung "Fahrschule als Unterrichtsfach" vor. Der Führerscheinerwerb dürfe nicht länger ausschließlich privaten Anbietern überlassen werden, sagte sie der "Rheinischen Post". Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass mindestens die theoretische Fahrausbildung Teil der schulischen Bildung wird. "Das könnte die Kosten für den Führerschein effektiv reduzieren."

Der Mobilitätsclub ADAC begrüßt die vorgelegten Eckpunkte, die den Führerscheinerwerb günstiger machen sollen. "Die zusätzlichen Freiräume für Fahrschulen und Entlastungen von bürokratischen Pflichten eröffnen die Chance, dass diese zum Vorteil der Fahrschüler ihre Betriebskosten senken können", sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch der Einsatz von Simulatoren und die Aufhebung der Präsenzpflicht für den Theorieunterricht könnten wirken. "Die Reduzierung der Fahrprüfung auf die Mindestanforderungen kann helfen, Kapazitätsprobleme zu lösen", sagte Hillebrand.

Auch die Erprobung neuer Lern- und Lehrmethoden hält der ADAC-Verkehrspräsident für sinnvoll, dies sei eine Möglichkeit, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren. "Im Sinne der Verbraucher ist es auch, für mehr Transparenz bei Preisen und Qualität zu sorgen, um die Auswahl einer geeigneten Fahrschule zu erleichtern und für mehr Wettbewerb zu sorgen", so Hillebrand.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DRV) äußerte hingegen Kritik. "Eine Reduzierung der theoretischen Prüfungsanforderungen oder praktischen Ausbildungseinheiten ist der falsche Weg. Junge Fahranfängerinnen und Fahranfänger müssen umfassend und praxisnah auf eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr vorbereitet werden", sagte DRV-Präsident Manfred Wirsch den Funke-Zeitungen. Den Haupthebel für einen bezahlbareren Führerschein sieht der DRV-Präsident in einer verbesserten Ausbildungsqualität. "Wer besser ausgebildet ist, besteht Prüfungen häufiger beim ersten Mal - das senkt nicht nur die Kosten für Fahrschülerinnen und Fahrschüler, sondern erhöht auch die Verkehrssicherheit", sagte Wirsch.

Quelle: ntv.de, mpa/AFP

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