Wirtschaft

"Sind zutiefst besorgt" H&M durchleuchtet eigene Zulieferer aus Myanmar

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Näherinnen in einer Textilfabrik in Yangon. (Archivbild)

Näherinnen in einer Textilfabrik in Yangon. (Archivbild)

(Foto: REUTERS)

Viele bekannte Modeketten lassen ihre Kleidung in Myanmar produzieren. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken sollen sich seit der Machtübernahme der Militärjunta jedoch massiv verschlechtert haben. Der schwedische Konzern H&M kündigt nun Konsequenzen für die Vorwürfe an.

Wegen möglicher Arbeitsrechtsverstöße nimmt der schwedische Bekleidungskonzern H&M seine Zulieferer in Myanmar unter die Lupe. Alle im Bericht der Nichtregierungsorganisation Business and Human Rights Resource Centre (BHRRC) genannten Fälle würden von dem lokalen H&M-Team und in enger Zusammenarbeit mit relevanten Interessengruppen kontrolliert und bei Bedarf behoben, teilte der Konzern mit. H&M ist nach dem Mutterkonzern von Zara, Inditex, das zweitgrößte Modeunternehmen der Welt.

"Wir sind zutiefst besorgt über die neuesten Entwicklungen in Myanmar und sehen zunehmende Herausforderungen, unsere Geschäftstätigkeit gemäß unseren Standards und Anforderungen zu bewältigen." Die Menschenrechtsgruppe BHRRC verfolgt Vorwürfe über Verletzungen der Arbeitnehmerrechte in Bekleidungsfabriken, seit die Militärjunta in Myanmar vor gut zwei Jahren die Macht übernommen und das Land in eine politische und humanitäre Krise gestürzt hat. Dabei geht es um insgesamt 156 Missbrauchsfälle in 124 verschiedenen Fabriken. 21 Fälle sollen sich bei Inditex-Lieferanten, 20 bei H&M-Lieferanten abgespielt haben.

Laut dem Reuters vorliegenden Bericht waren Lohnkürzungen und Lohndiebstahl die am häufigsten gemeldeten Vergehen. BHRRC erklärte, bei den genannten Fällen stütze sich die Organisation auf Quellen wie Gewerkschaftsführer, internationale und lokale Medien wie "Myanmar Labour News". Sie versuche, die Berichte durch Rücksprache mit Firmen und Befragungen von Arbeitnehmern zu überprüfen. Reuters konnte das nicht überprüfen.

EU setzt auf Importe aus Myanmar

Ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes ist die Textilindustrie. Westliche Modekonzerne sind zunehmend unter Druck geraten, sich aus dem Niedriglohnland zurückzuziehen. Die spanische Inditex hatte nach Primark und Marks & Spencer zuletzt angekündigt, ihre Beziehungen zu Zulieferern aus Myanmar zu kappen.

H&M gehört zu den 18 Marken, die an dem von der Europäischen Union finanzierten MADE-Projekt teilnehmen, das die Arbeitsbedingungen in den Bekleidungsfabriken Myanmars verbessern soll. Die EU vertritt den Standpunkt, dass die Unternehmen weiterhin Bekleidung aus Myanmar beziehen sollten, wo die Branche mit mehr als 500 Fabriken, die Kleidung und Schuhe für große Marken herstellen, ein wichtiger Arbeitgeber ist.

"Indem man sich als Unternehmen an Diskussionen mit lokalen Arbeitsrechtsgruppen und Gewerkschaften über Löhne und Arbeitsbedingungen beteiligt, kann man Einfluss nehmen", sagte Karina Ufert, Geschäftsführerin der Europäischen Handelskammer in Myanmar. "Wenn man das Land verlässt, ist es schwierig zu erkennen, wie man Einfluss auf die lokalen Bedingungen nehmen kann."

Quelle: ntv.de, spl/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen