Keine Lösung im Tarifstreit Handelsverband HDE rät Unternehmen zu Lohnerhöhung
18.09.2023, 15:47 Uhr Artikel anhören
Eine schnelle Einigung im Tarifstreit ist nicht in Sicht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit Monaten ringen Verdi und die Arbeitgeber im Einzelhandel um höhere Löhne. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, die Verhandlungen zu blockieren. Die Handelsverband HDE macht den Unternehmen nun nach 50 Verhandlungsrunden einen unverbindlichen Vorschlag.
Im festgefahrenen Tarifkonflikt im Einzelhandel empfiehlt der Branchenverband HDE den Unternehmen, die Entgelte für die Beschäftigten vorerst auch ohne Tarifabschluss zu erhöhen. Es sei nicht abzusehen, dass die Tarifverhandlungen zeitnah zu einer Lösung gebracht würden, teilte der Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin mit.
Nach einem Beschluss des tarifpolitischen HDE-Ausschusses bestehe für tarifgebundene Unternehmen deshalb nun die Möglichkeit, frühestens ab dem 1. Oktober "freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen", hieß es. "Unternehmen können diese Vorweganhebung, die sowohl die tariflichen Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütungen umfasst, ab Oktober 2023 in allen Tarifgebieten des Einzelhandels umsetzen."
In Abhängigkeit der eigenen wirtschaftlichen Situation müsse jedes Unternehmen selbst entscheiden, ob es die Empfehlung des Verbandes umsetzen könne, teilte der HDE weiter mit. "Es gibt keinerlei Verpflichtung für die Unternehmen, diese exakt und in voller Höhe umzusetzen. Sie ist nur bezüglich Ihrer Obergrenze verpflichtend." An einer Lösung im Tarifkonflikt halte der Verband fest.
Verdi will 2,50 Euro mehr pro Stunde
Seit Monaten ringen die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber im Einzelhandel auf Länderebene bundesweit um einen neuen Tarifabschluss. Verdi fordert eine Erhöhung der Stundensätze um einheitlich 2,50 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeber hatten je nach Bundesland unterschiedliche Angebote unterbreitet.
Der HDE warf Verdi eine Blockadehaltung vor. "Leider verschließt sich die Gewerkschaft Verdi auch nach mehr als fünf Monaten mit über 50 Verhandlungsrunden bundesweit der mittlerweile längst überfälligen Befriedung dieses Tarifkonfliktes zum Wohle der Beschäftigten im Einzelhandel", sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Stattdessen halte die Gewerkschaft an ihren "utopischen Eingangsforderungen" fest.
Verdi hat seinerseits den Arbeitgebern vorgeworfen, mit mangelnder Kompromissbereitschaft die Verhandlungen zu blockieren. Zur Empfehlung des HDE, ohne Tarifabschluss mehr Geld zu zahlen, war zunächst keine Reaktion von Verdi zu erhalten.
REWE Group zahlt Angestellten mehr Geld
Die Rewe Group kündigte daraufhin an, die Löhne und Gehälter der Beschäftigten von Rewe, Penny, Lekkerland und toom Baumarkt trotz der ausstehenden Tarifeinigung im Groß- und Einzelhandel ab Oktober anheben. Im Einzelhandel sollen die Mitarbeitenden 5,3 Prozent, im Großhandel 5,1 Prozent mehr Geld bekommen, wie die Rewe Group in Köln mitteilte.
Wie viele Beschäftigte genau die Erhöhung erhalten werden, wurde zunächst nicht bekannt. "Die Prozentwerte entsprechen den aktuellen Ständen der Arbeitgeberangebote für das Jahr 2023 in den Branchen Einzelhandel und Großhandel und damit auch den jeweiligen Empfehlungen der Handelsverbände", hieß es. Ein späterer Tarifabschluss werde in vollem Umfang umgesetzt.
Die durch die Vorweganhebung bereits ausgezahlten Beträge würden dabei angerechnet. Als Grund für die freiwillige Anhebung nannte das Unternehmen den Umstand, dass die Beschäftigten teilweise seit fast einem halben Jahr auf eine Einigung im Tarifstreit warteten.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/rts