Wirtschaft

Erdogan hat ein Problem Inflationsrate in der Türkei schießt nach oben

In der Türkei steigen die Preise kräftig.

In der Türkei steigen die Preise kräftig.

(Foto: AP)

Der Alltag in der Türkei wird immer teurer, vor allem für die Preise von Lebensmitteln geht es kräftig nach oben. Daran wird sich zunächst wohl nichts ändern, denn von Zinserhöhungen will Staatschef Erdogan nichts wissen.

Die Inflation in der Türkei steigt. Im Juni lagen die Verbraucherpreise 17,5 Prozent über dem Niveau des vergangenen Jahres, teilte das türkische Statistikamt mit. Im Mai hatte die Jahresinflationsrate bei 16,6 Prozent gelegen.

US-Dollar / Türkische Lira
US-Dollar / Türkische Lira 41,69

Der Preisanstieg ist vor allem bei Lebensmitteln zu spüren. Sie waren im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt 20 Prozent teurer. Und es sieht nicht danach aus, dass der Inflationsdruck abnehmen wird. Denn ein wichtiger Indikator für die künftige Preisentwicklung ist nach oben geschossen: Die Erzeugerpreise der Unternehmen stiegen im Juni sogar um 42,9 Prozent. Diese Entwicklung dürfte zeitverzögert auch auf die Konsumenten durchschlagen. Denn steigen die Preise schon ab Fabriktor, werden früher oder später auch die Verbraucher im Handel stärker zur Kasse gebeten.

Hinzu kommt: Die türkische Lira verliert an Wert und macht damit die Einfuhren teurer. Außerdem werden weltweit Rohstoffe teuer - und die muss das rohstoffarme Land in Dollar bezahlen. Auch die schwache Landeswährung trägt also zum Inflationsdruck bei.

Seit Ende 2019 hat die Inflationsrate in der Türkei tendenziell zugelegt. In diesem Zeitraum hat sich die Rate ausgehend von etwa 8 Prozent mehr als verdoppelt. Die Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von fünf Prozent an. Doch von diesem Ziel ist sie weit entfernt.

Ein weiteres Problem: Türkische Unternehmen sind im Ausland stark verschuldet und haben Kredite in Fremdwährungen aufgenommen. Sie bekommen deshalb ein massives Problem: Sie erwirtschaften ihre Gewinne in immer schwächerer Lira und müssen damit Kredite in harten Devisen tilgen.

Erdogan will niedrige Zinsen

Das ebenso klassische wie wirksame Mittel, um Inflation und Währungsverfall zu bekämpfen, sind Zinserhöhungen. Denn höhere Zinsen wirken tendenziell preisdämpfend, weil sie Kredite verteuern. Zudem wird Sparen attraktiver. Das heißt: Unternehmen investieren weniger, Verbraucher konsumieren weniger. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Produkten - und das macht Preiserhöhungen schwieriger. Zudem machen höhere Zinsen es für Investoren attraktiver, Geld in der Türkei anzulegen. Das führt dazu, dass - wegen der höheren Nachfrage - der Kurs der Lira steigt. Und eine stärkere Währung wirkt wiederum inflationshemmend. Denn im Ausland gekaufte und in die Türkei eingeführte Güter werden damit billiger.

Der Nachteil: Dadurch wird die Konjunktur gebremst - und das möchte Präsident Recep Tayyip Erdogan um jeden Preis verhindern. Denn mit einem kreditfinanzierten Wirtschaftsaufschwung sichert er sich seit vielen Jahren seine Popularität in weiten Teilen der Bevölkerung.

Erdogan bezeichnet Zinsen zudem als "Mutter allen Übels" und behauptet entgegen der ökonomischen Lehre, dass hohe Zinsen für hohe Inflation sorgen - und niedrige Zinsen für niedrige Inflation. Zwei Notenbank-Präsidenten hat er in jüngerer Zeit ausgetauscht, weil er mit ihrem Kurs unzufrieden war. Derzeit liegt der Leitzins bei 19 Prozent - und ist damit aus Sicht Erdogans zu hoch.

Denn die Türkei steckt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die sich auch in hoher Arbeitslosigkeit niederschlägt - auch wenn die Regierung zuletzt die Corona-Beschränkungen angesichts sinkender Neuinfektionen gelockert hat.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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