Super Victor in 3D-Optik Kleine Firma entwirft EM-Maskottchen
21.05.2016, 08:23 Uhr
Der Name Super Victor setzte sich in einer öffentlichen Abstimmung durch, an der sich laut Uefa mehr als 100.000 Menschen beteiligten.
(Foto: imago/PanoramiC)
Victor kann nicht nur mit seinem Unhang um die Welt reisen, auch seine Stollen haben magische Fähigkeiten. Gekleidet in Rot, Weiß und Blau soll er den "Bleus" bei der Fußball-EM Glück bringen. Bei seinen Erfindern hat das bereits geklappt - sie sind gut im Geschäft.
Wenn am 10. Juni die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich beginnt, wird ein kleiner Junge im Mittelpunkt stehen: Super Victor, eine Mischung aus Superheld und fußballbegeistertem Kind, ist das Maskottchen des Sportereignisses. Entworfen wurde die Figur von der kleinen Firma Zebrand aus der Nähe von Lyon. Die auf Markenkommunikation spezialisierte Agentur mit rund 40 Mitarbeitern überzeugte bei der Ausschreibung für das Maskottchen den Europäischen Fußballverband Uefa mit einer 3D-Optik und zahlreichen Funktionen.
Die Firma stellte der Uefa drei Konzepte vor. "Sie waren hin und weg, wir waren uns grundsätzlich einig über die Idee des Superhelden", sagt Erik Berchet-Moguet, Mitgründer von Zebrand, die als Teil der Unternehmensgruppe Zebra in La Tour de Salvagny bei Lyon ihren Sitz hat. "Dieses Maskottchen sollte die Werte der Europameisterschaft vertreten und das Thema Fußball, das Ereignis sowie die kulturellen Werte des Gastgeberlandes aufgreifen", sagt der 51-Jährige. Vor allem sei es darum gegangen, den gallischen Hahn zu umgehen - er ist seit 1909 das Symbol der französischen Fußball-Nationalmannschaft.
Im November 2014 wurde der Entwurf öffentlich gemacht: Ein kleiner Superheld in den französischen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot mit einem freundlichen Kindergesicht, einer kecken Tolle und ausgestattet mit einem Umhang, mit dem er "um die Welt reisen" kann. Außerdem trägt Super Victor Fußballshorts und hat "magische Stollen". Der Name Super Victor setzte sich in einer öffentlichen Abstimmung durch, an der sich laut Uefa mehr als 100.000 Menschen beteiligten. Es sei das erste Mal, dass ein Maskottchen im 3D-Design gestaltet sei, sagt Berchet-Moguet. Das gefalle Kindern und sei zugleich "eine Anspielung auf die französische Kompetenz in dem Bereich". Außerdem habe Super Victor viele Funktionen, vor allem im Internet: "Man kann ihn bewegen, mit seinen Gesichtsausdrücken spielen, seinen Blick verändern, seinen Mund."
Wird Super Victor Frankreich Glück bringen?
Für die 3D-Entwicklung arbeitete Zebrand mit der in Lyon ansässigen Firma Big Company zusammen. Von März bis Oktober 2014 tüftelten 15 Mitarbeiter an dem Projekt. Über die Auftragssumme sagt der Firmenchef lediglich, diese sei "korrekt" gewesen. "Wir wurden 2014 bezahlt und bekommen keine Lizenzgebühr", ergänzt er. Ausgezahlt hat sich das Projekt für das kleine Unternehmen aber allemal. "Das ist eine gute Werbung, das hat unsere Sichtbarkeit im Internet gesteigert, und es ist eine gute Versicherung für unsere Kunden, dass wir die Mittel haben, um weiterzumachen."
Der Sportökonom Christophe Lepetit ist davon überzeugt, dass ein Auftrag der Uefa einer Firma internationale Aufmerksamkeit verschafft. Die Firma zog seitdem ähnliche Aufträge an Land: Zebrand entwarf die Maskottchen für die 2017 in Frankreich stattfindende Handball-Weltmeisterschaft, den Bären Rok und den Marder Koolette. Und der örtliche Fußballverein Olympique Lyonnais beauftragte die Agentur, ihrem Maskottchen "Lyou" einen neuen Look zu verpassen. Einen so kniffligen Fall wie Super Victor habe seine Firma aber noch nie gehabt, sagt Berchet-Moguet. "Jedes kleinste Detail" habe bei der Gestaltung beachtet werden müssen, "um niemanden zu verletzen". "Ob es die Farbe der Haare oder der Haut war, die Frisur, die Schuhe, die an keine Marke erinnern dürfen...".
"Bis Mitte Juli 2014 waren wir zu 90 Prozent fertig, aber es hat weitere vier Monate gedauert, um die übrigen zehn Prozent zu schaffen", sagt der Firmenchef. Allein einen Monat habe das Team für die Gestaltung der Schuhe gebraucht. 1984 hatte das EM-Maskottchen Peno, der Hahn, Frankreich Glück gebracht: Die Franzosen holten in der Heimat den Titel. Ob Super Victor den "Bleus" genauso viel Glück bringt, wird sich zeigen.
Quelle: ntv.de, Nicole Deshayes, AFP