765.000 Menschen profitieren Leiharbeiter erhalten fast ein Viertel mehr Lohn
22.06.2022, 11:23 Uhr Artikel anhören
Dem DGB war in den unteren Lohngruppen der Abstand zum Mindestlohn wichtig.
(Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa)
Mit der Anhebung des Mindestlohns im Oktober muss die Zeitarbeitsbranche nachziehen. Verband und Gewerkschaft verständigen sich auf Anpassungen für 98 Prozent der Beschäftigten. Das Ergebnis nennt die Branche eine "gigantische Erhöhung des Eingangslohns".
Vor dem Hintergrund der geplanten Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns sollen Leiharbeiter mehr Geld erhalten. Die Tarifgemeinschaft Leiharbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sowie der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen einigten sich nach Angaben vom späten Dienstagabend auf eine Anpassung der Entgelttarifverträge für die Branche. Die Regelung gilt für bundesweit nach Gewerkschaftsangaben etwa 98 Prozent der rund 780.000 Leiharbeiter.
Die Anpassung war notwendig geworden, nachdem der Bundestag die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro beschlossen hatte, die ab 1. Oktober dieses Jahres greifen soll. Nach Angaben von Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied und Verhandlungsführer der Arbeitnehmerseite, wurde für die unterste Lohngruppe eine Lohnsteigerung von insgesamt 24,1 Prozent über die Laufzeit des Tarifvertrages erreicht. Demnach steigen die Löhne in drei Stufen:
- zunächst auf 12,43 Euro zum 1. Oktober
- zum 1. April 2023 dann auf 13,00 Euro und
- in einem dritten Schritt auf 13,50 Euro zum 1. Januar 2024.
Für die Lohngruppen 2a und 2b seien Steigerungen von insgesamt 19 beziehungsweise 16 Prozent vereinbart worden - ebenfalls in drei Stufen:
- im Oktober zunächst auf 12,63 beziehungsweise 12,93 Euro
- im April nächsten Jahres auf 13,20 beziehungsweise 13,50 Euro und
- zum 1. Januar 2024 dann auf 13,80 beziehungsweise 14,15 Euro.
Wichtiger Anspruch der Gewerkschaften war es laut Körzell, in den unteren Entgeltgruppen auch künftig einen deutlichen Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn zu erreichen. Für die Lohngruppen 3 bis 9 werde im Herbst verhandelt, hieß es. Die Zeitarbeit gehört zu den Branchen mit der höchsten Tarifabdeckung in Deutschland.
Der Verhandlungsführer der Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ), Sven Kramer, sprach von einer "gigantischen Erhöhung des Eingangslohns bis an unsere Schmerzgrenzen". Er fügte hinzu: "Was wir jedoch festhalten können, ist die Tatsache, dass es sich weiterhin lohnt, in der Zeitarbeitsbranche tätig zu sein, weil wir selbst in der untersten Entgeltgruppe erheblich über dem Mindestlohn liegen."
Der Bundestag hatte Anfang Juni eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro brutto pro Stunde beschlossen. Der Bundesrat gab wenige Tage später grünes Licht. Seit Jahresbeginn gilt eine gesetzliche Lohnuntergrenze von 9,82 Euro, zum 1. Juli steigt sie planmäßig auf 10,45 Euro.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP