Prognose der Bundesregierung Lieferengpässe belasten Industrie nachhaltig
15.11.2021, 15:26 Uhr
Die Autoindustrie leidet derzeit unter einem Mangel an Halbleitern.
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Weltweit machen Lieferengpässe der Industrie zu schaffen, auch in Deutschland. Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass diese auch im kommenden Jahr anhalten werden. Die Automobilindustrie trifft das besonders hart.
Die Bundesregierung rechnet nicht mit einem baldigen Ende der Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen. "Trotz des hohen Auftragsbestands dürfte die Industriekonjunktur bis in das kommende Jahr hinein gedämpft verlaufen", heißt es in dem Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. "Dies gilt insbesondere für die gewichtige Automobilindustrie, die unter einem Mangel an Halbleitern leidet." Trotz einer hohen weltweiten Nachfrage nach deutschen Waren sei das Verarbeitende Gewerbe somit nicht in der Lage, den Ausstoß in stärkerem Ausmaß hochzufahren.
Die Dienstleister profitierten zuletzt zwar von den vorgenommenen Corona-Lockerungen. "Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens haben die Risiken aber wieder zugenommen", warnte das Ministerium zugleich. Dennoch sollte die Dienstleistungskonjunktur im restlichen Jahr die Schwäche der Industrie ausgleichen können. "Insgesamt dürfte das Bruttoninlandsprodukt im Schlussquartal des Jahres jedoch nur noch geringfügig zulegen", erwartet das Ministerium. Im Sommer hatte es noch zu einem kräftigen Wachstum von 1,8 Prozent gereicht. Einige Ökonomen gehen sogar von einer Stagnation im laufenden vierten Quartal aus.
Aus Sicht des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ist die Rezessionsgefahr jedoch trotz der anhaltenden Lieferengpässe gesunken. Für den Zeitraum von November bis Ende Januar weist das IMK-Barometer ein Rezessionsrisiko von 40,8 Prozent aus, nach 44,1 Prozent im Vormonat. Der Indikator bündelt aktuell verfügbare Daten über die Wirtschaftslage. IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld wertet die Zahlen als erstes Anzeichen dafür, dass sich die Situation in den internationalen Lieferketten etwas entspannt. "Es lässt sich noch nicht sicher sagen, ob die aktuelle Datenlage schon eine Trendwende bei den angebotsseitigen Engpässen signalisiert", sagte der Forscher.
Die Bundesregierung hatte auch wegen des schwachen Jahresausklangs erst kürzlich ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2021 gekappt, und zwar von 3,5 auf 2,6 Prozent. Im kommenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt dafür um 4,1 Prozent zulegen, nachdem bislang nur mit einem Plus von 3,6 Prozent gerechnet worden war. Entspannung erwartet das Ministerium bei der Inflation, die aktuell mit 4,5 Prozent so hoch ist wie seit 1993 nicht mehr. "Die Knappheiten bei Rohstoffen und Vorprodukten machen sich auch hier zunehmend bemerkbar", steht in dem Monatsbericht. Da 2022 maßgebliche Sonderfaktoren wie die Mehrwertsteuersenkung herausfallen, dürfte sich die Inflationsrate merklich verringern.
Quelle: ntv.de, chf/rts