Wirtschaft

Kritik an Preispolitik in Europa Maue Einnahmen trüben Novartis' Aktionärs-Wellness

Novartis steckt Milliarden in die Kurspflege.

Novartis steckt Milliarden in die Kurspflege.

(Foto: REUTERS)

Mit einer höheren Dividende und weiteren Milliarden für einen möglichen Aktienrückkauf umschmeichelt Novartis seine Anteilseigner. Doch an der Börse löst dies zunächst keine Jubelstürme aus. Grund dafür sind die verfehlten Erwartungen im letzten Jahresviertel.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis stellt seinen Aktionären mehr Geld in Aussicht. Die Dividende soll nach einem Wachstum von Umsatz und operativem Ergebnis im vergangenen Jahr um 0,10 auf 3,20 Franken je Aktie angehoben werden, wie der Arzneimittelhersteller aus Basel mitteilte. Zudem will Novartis bei der kommenden Generalversammlung die Genehmigung für weitere Aktienrückkäufe von bis zu zehn Milliarden Franken einholen.

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Beschlossen sei ein weiterer Rückkauf noch nicht, sagte Konzernchef Vasant Narasimhan. "Diese Ermächtigung gibt uns die Flexibilität, zusätzliche Aktienrückkäufe im Umfang von bis zu zehn Milliarden zu tätigen. Es ist zu diesem Zeitpunkt keine Verpflichtung, diese Aktienrückkäufe zu tätigen." Er stellte zudem weiter steigende Dividenden in Aussicht.

Novartis hatte nach dem Verkauf eines milliardenschweren Roche-Aktienpakets im Jahr 2021 den Rückkauf von eigenen Aktien für bis zu 15 Milliarden Dollar gestartet. Von diesem Programm sind dem Konzern zufolge noch 4,9 Milliarden Dollar offen. An der Börse sorgte die Aussicht auf weiter offene Geldschleusen nicht für Euphorie. Mit einem Kursminus gehörte Novartis zu den schwächsten Werten sowohl unter den Schweizer Bluechips als auch den europäischen Gesundheitswerten.

Umsatz enttäuscht

Skepsis löste vor allem die Umsatzentwicklung aus. "Das vierte Quartal 2022 bietet ein gemischtes Bild mit einigen Schwächen beim Umsatz", erklärte ZKB-Analyst Laurent Flamme. Ähnlich sieht es Vontobel-Experte Stefan Schneider: "Das vierte Quartal überzeugte mit einer starken Gewinnmarge, verfehlte aber die Konsenserwartungen beim Umsatz". Laut der Citigroup war die Entwicklung im Abschlussquartal wenig überzeugend. Der Unternehmensausblick für 2023 decke sich mit den Erwartungen und zeige eine spürbare Umsatzschwäche bei Cosentyx, Zogensma, Leqavo und Lucentis.

Novartis steigerte die Verkaufserlöse im vergangenen Jahr unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen um vier Prozent auf knapp 50,6 Milliarden Dollar. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis wuchs auch dank Sparmaßnahmen um acht Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar. Das Unternehmen erreichte damit sein Wachstumsziel beim Umsatz knapp und schnitt beim Betriebsergebnis etwas besser ab. Unter dem Strich sackte der Gewinn um 71 Prozent auf knapp 7 Milliarden Dollar ab, nachdem 2021 der Verkauf des Roche-Pakets das Nettoergebnis aufgepolstert hatte.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz mit den fortgeführten Geschäften währungsbereinigt um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen und das bereinigte Betriebsergebnis um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag. In dieser Prognose nicht enthalten ist die vor der Abspaltung stehende Generika-Sparte Sandoz. Der für die zweite Jahreshälfte geplante Spin-off ist Novartis zufolge auf Kurs.

Novartis-Chef Vasant Narasimhan warnte allerdings, dass die Preispolitik für Medikamente Europa weniger attraktiv für Investitionen in die Entwicklung von Arzneimitteln macht. "Ich denke, dass es für die europäischen Regierungen wichtig ist, der Gesundheitsversorgung Priorität einzuräumen und vorrangig in die Bereitstellung innovativer Medikamente für ihre Bevölkerung zu investieren, um ein robustes Innovationsumfeld aufrechtzuerhalten, in das Unternehmen langfristig investieren wollen", sagte er. Deutschland bietet Narasimhan in Europa zufolge ein vergleichsweise positives Umfeld.

China weiterhin lukrativ

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Große Wachstumschancen sieht der Konzern trotz der schrumpfenden Bevölkerung weiter in China. "Wenn man sich den ungedeckten Bedarf in China für die Behandlung vieler chronischer Krankheiten ansieht, ist er beträchtlich", sagte Narasimhan. Die Bevölkerung altere, die Regierung sei bereit, die Zulassung von Medikamenten zu beschleunigen, und dank Kostenvergütung hätten breitere Bevölkerungsschichten Zugang zu neuen Arzneien. "Wir denken also, dass China mittelfristig ein sehr attraktiver Markt bleiben wird, der zweitgrößte Pharmamarkt der Welt", sagte der Novartis-Chef.

Der Konzern hat China zu einem seiner vier Schlüsselmärkte erklärt - neben den USA, Japan und Deutschland. Novartis hat Narasimhan zufolge in China stark in die Präsenz investiert, nicht nur in Großstädten. Das Unternehmen setze in dem Land vor allem auf Therapien gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurologische Leiden. Im dominierenden Geschäft mit patentgeschützten Arzneien erzielte Novartis im Jahr 2022 in China einen Umsatz von 2,9 Milliarden Dollar - unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen ein Plus von sieben Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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