Unbegrenzte Sicherung in USA Ökonom fürchtet Freibrief fürs Zocken von Banken
20.03.2023, 10:45 Uhr
In den USA liegt die Sicherungsgrenze für Einlagen eigentlich bei 250.000 Dollar.
(Foto: REUTERS)
Vor der Credit Suisse bekommt die Silicon Valley Bank großzügige staatliche Sicherungszusagen. Bundesregierungs-Berater Südekum sieht ausgerechnet dadurch die Stabilität gefährdet. Ansteckungseffekte wie 2008 befürchten der Wirtschaftswissenschaftler und die BAFIN aber nicht.
Der Ökonom Jens Südekum, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums, hat nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS-Bank vor einem Freibrief für Banken zum Zocken gewarnt. Die unbegrenzte staatliche Sicherung in den USA nach den Turbulenzen bei der Silicon Valley Bank könnte von Banken als Freibrief zum Zocken ausgelegt werden, sagte er der "Bild"-Zeitung.
In den USA liege die Sicherungsgrenze für Einlagen bei 250.000 Dollar. "Bei der Rettung wurde eine unbegrenzte Sicherung ausgerufen. Das bringt die Stabilität ins Wanken. Wenn sich das rumspricht, haben Banken einen Freibrief fürs Zocken", sagte Südekum.
Mit Blick auf die Frage, ob es zu einer neuen Finanzkrise kommen könnte, sagte Südekum, dass es die Ansteckungseffekte wie 2008 nicht mehr gebe. Die Eigenkapitalquoten seien besser, es gebe keine faulen Kredite. Die nicht gesicherten Einlagen bei der Silicon Valley Bank seien riesig gewesen. Auch bei Credit Suisse sei es "sicher kein Zufall" gewesen, dass die Probleme genau jetzt aufgetaucht seien.
BAFIN: Deutsches Finanzsystem stabil
Bei einer "Bank-Run-Panik" wie bei der Credit Suisse könnte es theoretisch auch für deutsche Banken eng werden. "Sollte in Deutschland eine große Bank in Schieflage geraten, würde aber die EZB parat stehen, um die Liquidität abzusichern", sagte Südekum. Problematisch seien die Zinsen: "Wenn etwa bei Baufinanzierern Kredite platzen, weil kein Geld für die erhöhten Zinsen da ist, müsste eine Rettungsaktion her", sagte der Düsseldorfer Ökonom.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFIN) versicherte angesichts einbrechender Bankaktien an den Börsen, das deutsche Finanzsystem erweise sich "weiterhin als stabil und robust". Die BAFIN habe die aktuellen Marktentwicklungen im Blick und berücksichtige sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht, sagte ein Sprecher.
Quelle: ntv.de, chl/DJ/AFP