Abschreibung lastet auf Ergebnis Siemens Healthineers erleidet Schlappe mit Zukauf
10.05.2023, 08:59 Uhr Artikel anhören
Siemens Healthineers erlöste vor einem Jahr noch fast 700 Millionen Euro mit Corona-Schnelltests.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Übernahme von Gefäßoperations-Robotern in der Kardiologie erweist sich für Siemens Healthineers als Flop. Ärzte machen einen Bogen um die Technik. Der Konzern zieht nun die Reißleine und schreibt einen dreistelligen Millionenbetrag ab. Daneben läuft ein lukrativer Nebeneffekt mit dem Ende der Corona-Pandemie aus.
Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers gibt einen Teil des Geschäfts seiner milliardenschweren Übernahme Corindus auf. Der Einsatz der Gefäßoperations-Roboter in der Kardiologie - also etwa bei Herzinfarkten - werde eingestellt, teilte die Siemens-Tochter in Erlangen mit. Siemens Healthineers werde sich nun auf die Weiterentwicklung der Roboter für die Neurologie, also für Gehirnoperationen nach Schlaganfällen konzentrieren. Ärzte hatten die Corindus-Roboter bei Herz-OPs kaum eingesetzt.
Das schlägt sich mit einer Abschreibung von 329 Millionen Euro in den Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2022/23 (per Ende September) nieder. Siemens Healthineers hatte 2019 rund eine Milliarde Euro für Corindus gezahlt. Die Abschreibung drückt den Nettogewinn im zweiten Quartal binnen Jahresfrist von 583 Millionen auf 108 Millionen Euro. Davon abgesehen laufe das Geschäft gut, erklärte Vorstandschef Bernd Montag. Starkes vergleichbares Wachstum zeigten etwa die Krebstherapietochter Varian (plus 27 Prozent) und das Geschäft mit bildgebenden Geräten wie CT und MRT (plus 12,7 Prozent).
Siemens Healthineers bekam aber das Ende der Corona-Pandemie zu spüren, in der das lukrative Geschäft mit Covid-Schnelltests Umsatz und Gewinn getrieben hatte. Der Umsatz sank währungsbereinigt um 2,5 Prozent auf knapp 5,4 Milliarden Euro, ohne den Corona-Effekt stünde aber ein Plus von 11,2 Prozent zu Buche. Vor einem Jahr hatte Siemens Healthineers mit den Schnelltests noch 678 Millionen Euro umgesetzt, diesmal praktisch nichts mehr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) ging aus dem gleichen Grund um 30 Prozent auf 681 Millionen Euro zurück und lag damit leicht unter den Analystenerwartungen.
Die Abschreibungen ändern nichts an der Jahresprognose, da diese um Portfolioveränderungen bereinigt ist. Der Vorstand geht wegen des Wegfalls der Corona-Tests weiterhin von einem Umsatz um den Vorjahreswert (plus/minus ein Prozent) aus und erwartet bei konstanten Wechselkursen ein Ergebnis je Aktie zwischen 2,00 und 2,20 Euro. Wenn der Euro so stark bleibe wie derzeit, würde das das Ergebnis je Aktie aber mit mehr als zehn Cent belasten, warnte Siemens Healthineers.
Die Diagnostik-Sparte, in der das Produktsortiment bereinigt wird, könnte 2022/23 in die roten Zahlen rutschen. Die bereinigte operative Umsatzrendite (EBIT-Marge) werde zwischen null und minus vier Prozent liegen. Bisher hatte Siemens Healthineers mit null bis plus drei Prozent gerechnet.
Quelle: ntv.de, jwu/rts