Obwohl Ökostrom-Umlage sinkt Strompreise dürften 2019 steigen
12.10.2018, 14:32 Uhr
Die Freude über die niedrigere Ökostrom-Umlage dürfte nur kurz andauern - die Strompreise sollen trotzdem steigen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Gute und schlechte Nachrichten für die Verbraucher: Zwar sinkt im kommenden Jahr die EEG-Umlage und entlastet so die Strompreise. Doch der Vorteil wird durch Kostensteigerungen an anderer Stelle wieder aufgefressen. Die Preise dürften sogar noch steigen.
Trotz einer Entlastung bei der Ökostrom-Umlage könnten die Strompreise für Privathaushalte im kommenden Jahr insgesamt leicht steigen. Grund sind vor allem erwartete höhere Netzentgelte und Beschaffungskosten. Die Abgabe zur Förderung der erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) könnte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im kommenden Jahr auf 6,4 Cent je Kilowattstunde sinken. Derzeit sind es knapp 6,8 Cent. Die Höhe der EEG-Umlage wird am Montag offiziell bekanntgegeben.
Die Umlage finanziert die Ökostrom-Förderung für die Betreiber von Solar-, Windkraft-, Wasserkraft-, Biogas- oder Geothermieanlagen. Alle Stromkunden müssen sie bezahlen, für bestimmte Industriebranchen und Gewerbe gibt es allerdings Rabatte. Die EEG-Umlage ist ein wichtiger Bestandteil des Strompreises, sie macht ungefähr ein Viertel aus. Dazu kommen neben den Netzentgelten aber auch noch Steuern, weitere Abgaben und Umlagen sowie die Produktionskosten.
Bei den Netzentgelten erwarten Verbraucherportale dagegen Steigerungen, etwa bei den lokalen Verteilnetz-Betreibern. Über die Verteilnetze gelangt Strom an die Endverbraucher wie private Haushalte. Diese Steigerungen könnten Entlastungen bei der EEG-Umlage mehr als aufheben.
Nach Darstellung des Verbraucherportals Check24 liegen für 60 Prozent der Stromversorgungsgebiete Netznutzungsentgelte für 2019 vor. Diese fallen demnach im Schnitt 3,5 Prozent höher aus als 2018. Die Entlastung bei der EEG-Umlage werde dadurch zu einem großen Teil aufgehoben.
"Mehrkosten von rund 30 bis 40 Euro pro Jahr"
"Auch wenn die EEG-Umlage laut aktueller Prognosen sinkt, werden die Strompreise vermutlich sogar steigen", sagte der Energieexperte des Verbraucherportals Verivox, Mathias Köster-Niechziol. Aktuell verwiesen die Ankündigungen für rund die Hälfte aller deutschen Haushalte auf leicht steigende Netzentgelte. Gleichzeitig seien die Großhandelspreise deutlich angestiegen. Verivox gehe daher von einer kurz- bis mittelfristigen Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus von 2 bis 5 Prozent aus. "Das hieße Mehrkosten für einen 3- bis 4-Personenhaushalt von rund 30 bis 40 Euro pro Jahr."
Auch der Energieverband BDEW hatte bereits für die meisten Stromverbraucher in Deutschland im nächsten Jahr mit steigenden Strompreisen gerechnet. Preistreiber beim Strompreis seien höhere Beschaffungskosten. Außerdem machten Steuern, Abgaben und Umlagen inzwischen 54 Prozent des Strompreises aus. Die Strompreise für private Haushalte seien in den vergangenen zehn Jahren vor allem dadurch deutlich gestiegen, sagte der Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Stefan Kapferer.
Kapferer hatte von der Bundesregierung massive Entlastungen beim Strompreis gefordert. Die mittelständische Industrie sieht ihre Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. Neben der EEG-Umlage drohten weiter stark steigende Energiewendeumlagen und Netzentgelt, sagte die Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Ingeborg Neumann. Die EEG-Umlage für die 95 Prozent nicht entlasteten mittelständischen Industrieunternehmen sei viel zu hoch. Dadurch könnten dringend benötigte Investitionen in stromintensiven Bereichen nicht getätigt werden.
Quelle: ntv.de, mli/dpa