Wirtschaft

Abgehängte Regionen Ausnahme IFO: Wirtschaft in Ostdeutschland wächst überdurchschnittlich

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Laut IFO wird 2024 in Ostdeutschland mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet.

Laut IFO wird 2024 in Ostdeutschland mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet.

(Foto: picture alliance / Jens Koehler)

Insgesamt geht es mit Ostdeutschland ökonomisch bergauf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IFO-Instituts. Und eine Untersuchung der Bundesregierung zeigt: Die Lebensverhältnisse in Deutschland gleichen sich an. Strukturschwache Gebiete stehen aber immer noch vor Herausforderungen.

Die Wirtschaft in Ostdeutschland dürfte laut IFO-Institut in den nächsten Jahren überdurchschnittlich zulegen. 2024 wird mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet, 2025 dann mit 1,7 Prozent, wie die Forscher in Dresden mitteilten. Laut Bundesregierung gleichen sich die Lebensverhältnisse in Deutschland insgesamt an. Strukturschwache Regionen stehen aber weiter vor großen Herausforderungen. Hier sei oftmals mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen, hieß es in einem Bericht der Ampel-Regierung zu den Lebensverhältnissen in den 400 Kreisen und kreisfreien Städten. "Damit kann eine Schwächung der Fachkräftebasis, der wirtschaftlichen Lage und der kommunalen Haushalte einhergehen", heißt es weiter.

Für Gesamtdeutschland rechnet das IFO-Institut 2024 nur mit einem Wachstum von 0,4 Prozent, 2025 liegen die höchsten Schätzungen von Ökonomen derzeit bei etwa 1,5 Prozent. "Vor allem bei den konsumnahen Dienstleistern sehen wir in Ostdeutschland ein starkes Wachstum, zugleich ist die Industrie hier weniger stark von Produktionseinschränkungen betroffen", sagte IFO-Experte Joachim Ragnitz.

Der Freistaat Sachsen spüre die Probleme der Industrie und auf dem Bau deutlich stärker als die anderen ostdeutschen Länder, so Ragnitz. Hier werde dieses Jahr mit einem gleich hohen Wachstum gerechnet wie im gesamten Land.

31.000 Einzelinterviews für Messung der Zufriedenheit

Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte in Berlin zur Untersuchung der Bundesregierung, von 38 Indikatoren zur Messung gleicher Lebensverhältnisse hätten sich in den vergangenen Jahren 27 aufgehellt. Unter anderem bei der Lebenserwartung, der Arbeitslosenquote und dem kommunalen Steueraufkommen wurden die regionalen Unterschiede kleiner. In sieben Bereichen wie dem Anteil der Einzelpersonenhaushalte oder der Wohngebäudedichte vergrößerten sich die Unterschiede zwischen den Regionen hingegen. Keine eindeutige Entwicklung konnte bei vier Indikatoren festgestellt werden.

In die Studie flossen auch über 31.000 Einzelinterviews ein, um die subjektive Zufriedenheit der Bürger vor Ort zu messen. Dabei ist die Lebenszufriedenheit insgesamt überwiegend hoch: Fast zwei Drittel der für den Bericht Befragten sind mit ihrer derzeitigen Lebenssituation eher oder ganz und gar zufrieden. Unzufriedenheit herrscht hingegen unter anderem bei der Gesundheitsversorgung oder dem Thema Wohnen.

41 Prozent finden, dass sich die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat; lediglich fünf Prozent sehen eine Verbesserung. Mehr als acht von zehn Befragten empfinden es zudem als sehr (42 Prozent) oder eher (41 Prozent) schwierig, bezahlbaren Wohnraum vor Ort zu finden.

Förderprogramme sollen "flexibler und unbürokratischer" werden

Im Jahr 2022 flossen - ohne Bürgschaften und Kredite - Fördergelder im Umfang von 4,2 Milliarden Euro in strukturschwache Regionen. Etwas mehr als die Hälfte ging dabei an ostdeutsche Kreise. In Westdeutschland profitierten unter anderem das Ruhrgebiet, Teile von Rheinland-Pfalz sowie das Saarland und Kreise entlang der bayerischen Grenze zur Tschechischen Republik.

Evaluiert wurden auch die 19 verschiedenen Förderprogramme der Bundesregierung für strukturschwache Regionen. Der Bericht sei deshalb auch ein "Monitoring der eigenen Arbeit", so Habeck. Gespräche mit verschiedenen regionalen Akteuren hätten ergeben, dass es bei den Programmen noch Verbesserungspotenzial gebe, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Diese müssen "flexibler und unbürokratischer" gestaltet werden. Die Ampel-Regierung setzt mit der Erstellung des Berichts ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um. Gute und gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland seien wichtig für den Zusammenhalt, betonte Faeser.

Quelle: ntv.de, lve/rts/AFP

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