Hafenflächen fehlen für Ausbau Tausende Windkraftanlagen in Eiffelturm-Höhe benötigt
04.12.2023, 16:45 Uhr Artikel anhören
Offshore-Windkraftanlagen sind ertragreich und der Strom, den sie produzieren, günstig. Doch der Ausbau steht noch vor großen Schwierigkeiten.
(Foto: imago images/imagebroker)
Die Windkraft soll mal das Rückgrat der deutschen Energieversorgung werden. Doch der Weg, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, ist steinig. Das zeigt sich in einer Analyse zum Offshore-Ausbau, der als Problem vor allem die fehlenden Hafenflächen sieht.
Der geplante Ausbau der Windenergie auf See erfordert aus Sicht der Windkraftbranche bis zu 200 Hektar zusätzliche Schwerlastflächen in den deutschen Seehäfen. "Das entspricht der Fläche eines Parkplatzes mit 260.000 Pkws oder 270 Fußballfeldern", heißt es in einer Analyse der Stiftung Offshore-Windenergie. "Investitionen im Milliardenbereich werden in den kommenden Jahren gebraucht."
Unterstützt wird die Forderung vom Netzwerk Erneuerbare Energien Hamburg, dem Windindustrie- und Wasserstoffverband WAB sowie dem WindEnergy Network. "Die Seehäfen sind die zentralen Drehkreuze der Offshore-Windenergie", sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Karina Würtz. "Ob als Basishäfen für den Bau und den späteren Rückbau der Windparks, als Servicehäfen für den Betrieb und auch die Wartung, als Lagerplatz oder als Produktionsstandort - sie nehmen vielfältige Funktionen im Bereich der Offshore-Windenergie ein."
Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Windkraft auf See bis 2030 auf eine Kapazität von 30 Gigawatt (GW) und bis 2045 auf 70 GW ausgebaut werden. Das entspricht einem Zubau von 62 GW innerhalb der kommenden 22 Jahre und benötigt nach Branchenangaben bis zu 7000 neue Offshore-Windenergieanlagen, "mit 300 Meter so hoch wie der Eiffelturm, 2500 Tonnen schwere Stahlfundamente, über 100 Meter lange Hightech- Rotorblätter" sowie 20.000 Tonnen schwere Konverterstationen als Knotenpunkte.
Bereits im Sommer sagte Karina Würtz im Interview mit ntv.de: "Bis 2030 eine Leistung von 30 Gigawatt zu installieren oder bis 2040 mindestens 40 Gigawatt … Das wird schwer, weil uns Hafenflächen fehlen. Wir haben bei Weitem nicht genug Umschlagflächen und schwerlastfähige Flächen, die in der Lage wären, diese Ausbau-Spitze aufzufangen. Denn bis 2028 wird nur wenig Windkraft hinzugebaut. Dann ist für drei Jahre ein massiver Zubau geplant. Danach wird er wieder zurückgefahren. Auf diese Kurve kann sich keine Infrastruktur vorbereiten. Das lohnt sich gar nicht."
Schwierige Finanzierungslage
Auch außerhalb Deutschlands soll der Ausbau der Windkraft auf See forciert werden. "Die sich durch das neue Ausbautempo immer stärker abzeichnende europäische Konkurrenz um Hafenflächen und auch die schwierige Finanzierungslage stellen ein unkalkulierbares Risiko für das Erreichen der Offshore-Wind-Ausbauziele dar", so die Stiftung Windenergie.
"Während sich die niederländischen und dänischen Häfen Eemshaven und Esbjerg in den vergangenen Jahren stark auf den Offshore-Wind-Bereich ausgerichtet und den deutschen Häfen auch große Marktanteile abgenommen haben, haben sich letztere verstärkt anderen Geschäftsfeldern zugewandt." Die Kapazitäten reichten aber auch bei den ausländischen Häfen voraussichtlich ab 2027 nicht mehr, um den deutschen Ausbau ausreichend unterstützen zu können.
Quelle: ntv.de, rog/dpa