Wirtschaft

Fusion mit Konkurrenz Thyssenkrupp formt neuen Stahlriesen

Das Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern in Duisburg-Marxloh.

Das Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern in Duisburg-Marxloh.

(Foto: dpa)

Es gleicht einem Befreiungsschlag: Nach jahrelangem Druck von Investoren, gliedert Thyssenkrupp sein Stahlgeschäft aus - und gründet hierfür ein Joint Venture mit dem indischen Konzern Tata. Es wird Europas zweitgrößter Stahlkonzern.

Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat den Weg für das geplante Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel freigemacht. Das Kontrollgremium – wie auch alle anderen relevanten Gremien – habe den Plänen zugestimmt, bestätigte ThyssenKrupp. Demnach steht die Unterzeichnung der Verträge unmittelbar bevor. Durch den Zusammenschluss soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern nach ArcelorMittal mit rund 48.000 Mitarbeitern entstehen.

Mit diesem Schritt gliedert Thyssenkrupp seine Stahlsparte aus und konzentriert sich im Hauptunternehmen auf das Technologiegeschäft. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und die "Welt am Sonntag" zitierten aus einem Schreiben von ThyssenKrupp-Steel-Europe-Chef Andreas Goss an die Mitarbeiter: "Das ist eine gute Nachricht für den Stahl und wegweisend für unsere Zukunft", so der Manager. "Mit diesem Zusammenschluss sind wir besser aufgestellt - durch einen besseren Zugang zu Kunden und Regionen. Wir optimieren unser Produktangebot, können unsere Anlagen besser auslasten und profitieren von der Bündelung unserer Forschungskompetenzen."

Bei der Fusion handelt es sich um den größten Deal in der europäsischen Srahlbranche seit der Übernahme von Arcelor durch Mittal vor über zehn Jahren. Die Due Diligence und unabhängige Gutachten haben die wirtschaftliche Tragfähigkeit des neuen Unternehmens sowie die erwarteten jährlich wiederkehrenden Synergien in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro bestätigt, teilt der Konzern mit. Im Falle eines Börsengangs des als 50/50 angelegten Joint Ventures erhalte Thyssenkrupp einen höheren Anteil der Erlöse, der einem wirtschaftlichen Verhältnis von 55/45 entspricht.

Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte die Pläne vorangetrieben. Er bezweckt damit das konjunkturanfällige Geschäft breiter aufzustellen und Spielraum für den Ausbau der Technologiegeschäfte zu gewinnen. Der ehemalige Siemens-Manager steht seit geraumer Zeit unter dem Druck von Investoren wie dem Großaktionär und schwedischen Finanzinvestor Cevian und dem neu eingestiegenen US-Hedgefonds Elliott. Sie fordern, dass der Konzern mit knapp 160.000 Beschäftigten alle Geschäfte auf den Prüfstand stellt und jeweils zum Klassenbesten aufsteigt. Thyssenkrupp müsse sich ehrgeizigere Ziele setzen und höhere Renditen einfahren.

Hiesinger hat versprochen, schon bald nach einer Vereinbarung mit Tata eine neue Strategie vorzustellen. Mit dem Joint Venture will er auch die Bilanz des Konzerns aufpolieren, kann er doch Schulden in Milliardenhöhe abwälzen. Dadurch will er Spielraum für den Ausbau der Technologiegeschäfte wie Aufzüge, Anlagen und Autoteilen erhalten.

Quelle: ntv.de, lou/dpa/rts/dj

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