Zukauf bei US-Anbieter Navistar VW baut Lkw-Geschäft kräftig aus
06.09.2016, 14:35 Uhr
Den Nutzfahrzeug-Holdings MAN und Scandia soll durch die Übernahme der Eintritt in den US-Markt verschafft werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf dem hart umkämpften US-Nutzfahrzeugmarkt hat Autobauer VW bislang das Nachsehen. Das soll sich ändern: Mit der Übernahme des US-Lkw-Bauers Navistar will der Wolfsburger Konzern endlich Fuß fassen.
Volkswagen kauft sich beim amerikanischen Lastwagenhersteller Navistar ein und verschafft sich damit für die hauseigenen Nutzfahrzeugmarken MAN und Scania den Eintritt auf dem wichtigen US-Markt. Für etwa 229 Millionen Euro (256 Millionen US-Dollar) erwirbt Volkswagen Truck&Bus im Rahmen einer Kapitalerhöhung 16,6 Prozent an Navistar, wie beide Unternehmen mitteilten.
Volkswagen wird für 15,76 US-Dollar je Anteilsschein über eine Kapitalerhöhung neu ausgegebene Aktien erwerben, woraus insgesamt ein Anteil von 16,6 Prozent resultieren wird. Volkswagen rechnet damit, dass die Transaktion Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vollzogen sein wird. VW wird über die Investition künftig mit zwei Sitzen im Board of Directors von Navistar vertreten sein, hieß es in der Navistar-Mitteilung.
Zudem haben beide Unternehmen eine enge Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen vereinbart. VW werde über die Technologie- und Belieferungskooperation "zu einem der wichtigsten Technologiepartner von Navistar", hieß es in der VW-Mitteilung. Der Schwerpunkt werde dabei auf gemeinsamen Antriebssystemen liegen. Auch in der Entwicklung wolle man künftig zusammenarbeiten. Zudem haben beide Unternehmen ein Joint Venture gegründet, mit dem der Einkauf vereinheitlicht werden soll. Navistar teilte mit, man erwarte durch die Zusammenarbeit mit VW kumulierte Synergien von 500 Millionen US-Dollar in den ersten fünf Jahren.
Eintrittskarte für US-Markt
Volkswagen hatte nach der Übernahme von MAN und Scania eigens eine Nutzfahrzeug-Holding gegründet. Der von Daimler abgeworbene Manager Andreas Renschler sollte für eine bessere Integration und Kooperation der beiden traditionsreichen Lkw-Marken sorgen und mit den Nutzfahrzeugen zum weltweit führenden Hersteller aufsteigen.
Dafür fehlte es dem VW-Konzern im Gegensatz zu den Konkurrenten Daimler und Volvo jedoch immer an einer Präsenz auf dem wichtigen US-Markt. Schon seit längerem war deshalb über einen Einstieg bei einem amerikanischen Hersteller spekuliert worden. Auch Manager Renschler hatte im Mai im Gespräch mit dem "Wall Street Journal" gesagt, man arbeite dort an vielen Themen.
VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch erklärte: "Die Beteiligung (...) ist ein wichtiger Meilenstein, um mit unserem Nutzfahrzeuggeschäft auf dem nordamerikanischen Markt Fuß zu fassen." Im Gegensatz zum Branchenführer Daimler ist VW auf dem wichtigen US-Markt für schwere Nutzfahrzeuge bisher nicht vertreten. Gerüchte um einen dortigen Zukauf hatte es seit langem gegeben.
Parallel zum Konzernumbau, bei dem auch viel gespart werden soll, muss Volkswagen derzeit vor allem die Milliardenkosten der Abgaskrise schultern.
Quelle: ntv.de, jgu/dpa/DJ