Bedarf steigt Verband: 60.000 Heizungsinstallateure fehlen
20.04.2023, 03:59 Uhr Artikel anhören
Immerhin: "Eine Wärmepumpe einzubauen, ist keine Raketentechnologie", sagt Verbandschef Bramann.
(Foto: Silas Stein/dpa)
Die Nachfrage ist groß und dürfte demnächst noch größer werden: Heizungsinstallateure sind derzeit viel beschäftigt. Das hängt nicht nur mit dem Einbau neuer Systeme zusammen, sondern auch mit anderen alltäglichen Aufgaben. Die Branche warnt vor fehlendem Fachpersonal.
In Deutschland fehlen nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zurzeit rund 60.000 Heizungsinstallateure. Diese Zahl ergebe sich, wenn man alle Märkte bedienen und sich nicht nur auf den Einbau von neuen Heizungen konzentrieren wolle, sagte der Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Bislang modernisierten die Sanitär- und Heizungsbetriebe jährlich rund 900.000 Heizungssysteme und bauten rund 1,2 Millionen Bäder um. "Barrierefreiheit im Bad bei einer alternden Gesellschaft - die Nachfrage steigt hier in den nächsten Jahren erheblich an", erläuterte Bramann. Nach Schätzung des Zentralverbands waren im vergangenen Jahr knapp 400.000 Menschen in diesem Handwerkszweig beschäftigt.
Das am Mittwoch auf den Weg gebrachte Gesetz zum Heizungsaustausch ist nach Bramanns Ansicht kein Grund zur Sorge: "Eine Wärmepumpe einzubauen, ist keine Raketentechnologie. Vieles, was man zum Einbau einer Wärmepumpe wissen muss, ist den Betrieben schon längst bekannt und wird auch in der Ausbildung gelehrt." Zudem gebe es ein großes Angebot an Schulungen, das viele Betriebe auch annähmen. "Der Nachschulungsbedarf von Fachkräften ist also nicht so dramatisch, wie man vielleicht zuerst denken mag."
Bei einigen Gebäuden reicht Wärmepumpe nicht aus
Der Chef des Wärmepumpen-Herstellers Vaillant, Norbert Schiedeck, hält den Einbau dieser Anlagen in den meisten Häusern für sinnvoll. "Wir gehen davon aus, dass sich ohne größeren Umbau bis zu 70 Prozent der Gebäude in Europa mit Wärmepumpen beheizen lassen", sagte Schiedeck der "Rheinischen Post". "Bei den übrigen Gebäuden sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Je nach energetischem Zustand des Gebäudes kann das vom Austausch weniger Heizkörper bis zur Gebäudedämmung reichen."
Für einen Teil der Gebäude wird die Wärmepumpe dagegen nicht ausreichen: "Für Gebäude mit einem sehr niedrigen Isolationsstandard ist der Einbau von einem sogenannten Hybridsystem eine Lösung, eine Kombination von einer Gasheizung mit einer Wärmepumpe. Dabei kommt die Gasheizung nur an den wenigen Tagen mit sehr niedrigen Außentemperaturen zum Einsatz. So kann die 65-Prozent-Regel erfüllt werden."
Von der Bundesregierung fordert Schiedeck nach dem neuen Gesetz nun Planungssicherheit: "Wichtig ist, dass es bei einmal getroffenen politischen Entscheidungen bleibt. Eine Heizung ist nun mal eine Investition für 20 Jahre. Bürger und Heizungsbranche brauchen Planungssicherheit." Vaillant ist in Deutschland einer der beiden Marktführer für Wärmepumpen und erzielte 2021 mit rund 16.000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa