Wirtschaft

Hunderttausende Wohnungen fehlen Vonovia lässt 60.000 Baupläne in Schublade

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Vonovia baut noch, aber deutlich weniger als geplant.

Vonovia baut noch, aber deutlich weniger als geplant.

(Foto: dpa)

Der massive Wohnungsmangel in Deutschland wird weiter zunehmen. Wegen hoher Zinsen und Baukosten fahren die Immobilienkonzerne ihre Aktivitäten zudem weiter zurück. So auch das Unternehmen Vonovia, das Pläne für 60.000 Wohnungen auf Eis legt.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet nach eigenen Angaben wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. "Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade", sagte Vorstandschef Rolf Buch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen."

Aus Sicht von Buch fehlen in Deutschland derzeit mehr als eine Million Wohnungen. "Meine Schätzung ist: Wir brauchen 700.000 Wohnungen im Jahr, auch wegen der zunehmenden Zuwanderung." Das Problem seien also nicht eine Million Wohnungen, sondern in sehr kurzer Zeit mehrere Millionen Wohnungen, die fehlten.

Früher hätten die Baukosten bei 3000 Euro pro Quadratmeter gelegen, heute seien es 5000 Euro, ergänzte eine Unternehmenssprecherin. "Unsere durchschnittliche Miete im Bestand liegt bei rund 7,50 Euro, bei uns wohnen viele Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen. Deshalb achten wir auch bei Neubauten auf bezahlbare Mieten um die 10 bis 12 Euro." Die hohen Bau- und Finanzierungskosten würden demnach zu einer Miete von 20 Euro pro Quadratmeter im Neubau führen. "Das können sich aber viele Menschen nicht mehr leisten", hieß es.

Ähnlich drastisch äußerten sich weitere Experten. Axel Geddaschko, der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, sagte im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung, dass bis 2025 schlimmstenfalls 900.000 bis eine Million Wohnungen fehlen. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, nannte den Auftragseinbruch "katastrophal". "Der Wohnungsbau befindet sich im Sturzflug", betonte er. "Die Zahl der genehmigten Wohnungen deckt den Bedarf bei Weitem nicht mehr."

Bauministerium kündigt "Maßnahmenpaket" an

Mehr zum Thema

Nicht nur bei Vonovia, sondern branchenübergreifend spitzt sich die Krise im deutschen Wohnungsbau einer Unternehmensumfrage des IFO-Instituts zufolge weiter zu. Im August beklagte mit 20,7 Prozent bereits jede fünfte Firma abgesagte Projekte, wie das Münchener Institut mitgeteilt hatte. Im Juli waren es noch 18,9 Prozent. Grund für die Stornierungen sind laut IFO in erster Linie die stark gestiegenen Baukosten und Zinsen. Dadurch seien viele Projekte, die Anfang 2022 noch rentabel waren, heute nicht mehr darstellbar. "Auch das Zurückfahren der Förderung wegen der verschärften Energiesparvoraussetzungen belastet die Kalkulation der Bauherren", erklärte IFO-Experte Klaus Wohlrabe. Auch der Handwerkermangel befeuert die Situation.

Ursprünglich hatte die Bundesregierung den Bau von mindestens 400.000 Wohnungen pro Jahr angepeilt, nun könnten im kommenden Jahr nur noch etwa 200.000 Wohnungen gebaut werden. Diese Zahl dürfte 2025 sogar noch weiter sinken. Das Bundesbauministerium erklärte, es werde "intensiv an einem Maßnahmenpaket zur Belebung der Bau- und Immobilienbranche" gearbeitet.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen