Nach Ende des Schuldendramas Wall Street kommt voran
01.06.2023, 23:08 Uhr Artikel anhören
Nach Tagen der Anspannung ist die Stimmung an der Wall Street wieder besser.
(Foto: dpa)
Die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA ist weitgehend abgewendet, das wird an der Wall Street mit Erleichterung aufgenommen. Auch die Ängste vor Zinsanhebungen schwinden. Die US-Börsen legen zu, vor allem Tech-Werte stehen hoch im Kurs.
Hoffnung auf eine Zinserhöhungspause der Federal Reserve hat den US-Börsen Auftrieb gegeben. Konjunkturdaten hatten klare Argumente gegen eine Zinserhöhung im Juni geliefert. Daneben setzte sich immer mehr die Überzeugung durch, dass nach dem Repräsentantenhaus auch der US-Senat für die Anhebung der Schuldenobergrenze stimmen werde. Der Senat werde so lange tagen, bis die Mitglieder die Gesetzesvorlage gebilligt hätten, sagte der Mehrheitsführer des Senats, der Demokrat Chuck Schumer. Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent auf 33.061 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 1,0 und 1,3 Prozent.
Der Arbeitsmarkt in den USA zeigte derweil erneut Stärke: Die Beschäftigung in der US-Privatwirtschaft ist im Mai viel stärker gestiegen als erwartet, wie der ADP-Bericht offenbarte. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen dagegen in etwa wie erwartet aus. Auch wenn die Beschäftigungslage eine Zinserhöhungspause im Juni in Frage stellte, sprach die Lohnentwicklung gegen eine Zinserhöhung. Denn die Lohnstückkosten erhöhten sich weniger deutlich als zunächst veranschlagt und auch geringer als erwartet. Die Produktivität ist im ersten Quartal 2023 gesunken; die Einkaufsmanagerindizes von ISM und S&P Global zeugten von einer nachlassenden Aktivität in der US-Industrie.
Art Hogan, Chef-Marktstratege bei B. Riley, verglich die Datenlage mit einem "Goldlöckchen-Szenario". Die Daten seien stark genug, um Befürchtungen zu zerstreuen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen könnte. Auf der anderen Seite seien sie aber auch nicht so stark, dass sich die US-Notenbank gezwungen sehen müsste, bei ihrer nächsten Sitzung am 14. Juni die Zinsen zu erhöhen.
Gewinnmitnahmen bei Salesforce
Salesforce hat im ersten Geschäftsquartal einen höheren Gewinn verbucht und dabei von einer Margenentwicklung oberhalb der Unternehmensprognose profitiert. Quartalsgewinn und Umsatz übertrafen die Markterwartungen. Der Anbieter von Unternehmenssoftware hob außerdem seine Gewinnprognose an und peilt nun einen Rekordüberschuss an, auch die Margenziele für das Gesamtjahr wurden angehoben. Die Aktie gab dennoch 4,7 Prozent nach. Der Kurs hatte seit Jahresbeginn kräftig zugelegt, so dass Anleger wohl Gewinne mitnahmen - zumal der Jahresausblick nach den überzeugenden Geschäftszahlen als sehr verhalten eingestuft wurde.
Auch bei Okta lief es im ersten Geschäftsquartal besser als gedacht, wenn auch noch immer ein Verlust ausgewiesen wurde. Belastet wurde der Kurs jedoch von CEO Todd McKinnon. Der warnte, das Geschäftsumfeld könne sich verschlechtern. Die Aktie brach daraufhin um 17,8 Prozent ein.
Dell stiegen um 1,5 Prozent. Das Unternehmen hatte überraschend die Veröffentlichung von Geschäftszahlen vorgezogen, die besser als befürchtet ausfielen - trotz eines Umsatzeinbruchs von fast 20 Prozent.
Crowdstrike verloren 1,6 Prozent. Der Anbieter von Cybersicherheitsdiensten ist im ersten Quartal zwar in die Gewinnzone geschwenkt. Bemängelt wurden aber das erlahmende Wachstum und ein Jahresausblick unter Markterwartung.
Die Kaufhauskette Nordstrom (4,7 Prozent) hat im ersten Geschäftsquartal aufgrund eines Umsatzrückgangs einen Verlust geschrieben. Der Jahresausblick wurde jedoch bestätigt. Zudem macht das Unternehmen Fortschritte bei der Senkung seiner Lagerbestände und der Optimierung seiner Lieferkette.
Victoria's Secret stürzten um 8,7 Prozent ab. Der Dessous-Anbieter hat im Anfangsquartal bei gesunkenem Umsatz deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Der Erlösausblick für das Jahr wurde gesenkt. Chewy schossen um 21,6 Prozent empor, nachdem der Händler für Tierprodukte für das erste Geschäftsquartal Gewinn und Umsatz über Markterwartungen vermeldet hatte.
Im Zuge der allgemeinen Erholung des Markts stießen auch Macy's (1,2 Prozent) in positives Terrain vor, trotz einer gesenkten Unternehmensprognose und enttäuschender Erstquartalszahlen. Mit Dollar General zeigte sich eine andere Einzelhandelsaktie mit einem Abschlag von 19,5 Prozent sehr schwach. Der Discounter sprach von einem schwächeren Marktumfeld als zunächst gedacht.
Quelle: ntv.de, ino/DJ