Wirtschaft

Weder Steuern noch Bürokratie Was deutschen Unternehmen die meisten Sorgen macht

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Größere Dienstleister beklagen vor allem den Fachkräftemangel. Der Handel leidet zudem besonders stark unter erhöhtem Konkurrenzdruck.

Größere Dienstleister beklagen vor allem den Fachkräftemangel. Der Handel leidet zudem besonders stark unter erhöhtem Konkurrenzdruck.

(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Jährlich fragt das Institut für Mittelstandsforschung Hunderte Unternehmen, vor welchen Herausforderungen sie stehen. Während die Politik über Steuerlast, Bürokratie und Energiepreise diskutiert, sehen sich die Firmenleitungen offenbar mit ganz anderen Problemen konfrontiert.

Die Lage der deutschen Wirtschaft und die Sorgen der Unternehmen stehen im Mittelpunkt des beginnenden Wahlkampfs. Angesichts der praktisch seit vier Jahren stagnierenden Konjunktur, der steigenden Zahl von Insolvenzen und sich häufenden Nachrichten über großangelegte Stellenstreichungen und Standortschließungen haben nahezu alle Branchen und Verbände dringende Hilfsappelle an die Politik gerichtet. Alle Parteien versprechen Unterstützung für die Wirtschaft - je nach politischer Ausrichtung, mit unterschiedlichem Schwerpunkt vom Industriestrompreis bis zu Steuersenkungen. Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) legt jedoch nahe, dass die Unternehmen selbst die größten Herausforderungen in anderen Bereichen sehen.

Dominiert wird die politische Debatte von den Themen Energiepreise, Steuer- und Abgabenlast sowie Bürokratieabbau. So fordert die energieintensive Industrie etwa Subventionen für ihren Strom- und Gasverbrauch. Vertreter mittlerer und kleinerer Unternehmen betonten häufig die Belastung durch die überbordende Bürokratie. Weniger Steuern und Abgaben wünschen sich alle. Auf den Spitzenplätzen der "größten Herausforderungen" von mehr als 400 vom IfM befragten Unternehmensleitungen taucht jedoch keines dieser Themen auf.

Die mit Abstand meistgenannte Herausforderung für die Firmen ist wie im Vorjahr der Fachkräftemangel, beziehungsweise die demografische Entwicklung, die diesen in Deutschland beschleunigt. Genügend Fachkräfte zu finden und zu halten, ist demnach trotz der schwachen Konjunktur und der steigenden Zahl an Arbeitssuchenden für mehr als 45 Prozent der Unternehmen eine ihrer größten Herausforderungen. Dabei bereiten den Verantwortlichen in den Unternehmen laut IfM sowohl das Qualifikationsniveau als auch steigende Personalkosten Sorgen. Unterschiede zeigen sich demnach je nach Branche und Größe der Firmen: Vor allem der Dienstleistungssektor und größere Unternehmen seien vom Fachkräftemangel betroffen.

Energie- und Klimakrise fallen aus dem Fokus

Auf Platz zwei der größten Herausforderungen folgt "Erhöhter Wettbewerbsdruck", der von 31 Prozent der Unternehmen genannt wird. Die Teilnehmer konnten bei der Umfrage jeweils mehrere Themen nennen, sodass die Gesamtprozentzahl der Antworten über 100 Prozent liegt. Verschärfte Konkurrenz verspüren demnach vor allem Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und der Handel. Mit 30,2 Prozent sehen fast genauso viele Firmen bei der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz mit 30,8 Prozent besonders großen Handlungsdruck.

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Erst auf dem vierten Platz bei der IfM-Umfrage findet sich ein Thema wieder, das auch in der politischen Debatte eine prominente Rolle spielt: Gut 21 der Unternehmen zählen die Bürokratie zu ihren Herausforderungen. Damit wird dieses Problemfeld zwar weniger als halb so oft genannt wie der Fachkräftemantel, allerdings zählt die Bürokratie zu den Aufsteigern unter den Sorgen der Unternehmer: Im vergangenen Jahr lag in der jährlichen IfM-Umfrage sie noch auf Platz 7, vor zwei Jahren auf Platz 9.

Das Thema Energieversorgung und -sicherheit, über das die Politik noch heiß debattiert und in den vergangenen Jahren zu den meistgenannten Herausforderungen in der Umfrage gehörte, hat sich aus Sicht der Unternehmen dagegen offenbar weitgehend erledigt. Mit 4,5 Prozent gehört es zu den am wenigsten genannten Problemfeldern. Auch das Thema Klimakrise und Nachhaltigkeit ist im Vergleich zu den Vorjahren in der Umfrage weit abgerutscht und wird nicht einmal mehr von zehn Prozent der Unternehmen als eine der größten Herausforderungen empfunden.

Quelle: ntv.de

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