Wirtschaft

Mühsame Erholung von Rezession "Wirtschaftsweise" sehen 2024 nur Mini-Wachstum

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"Wirtschaftsweise" Veronika Grimm hat keine frohen Botschaften für Kanzler Scholz und weitere Minister des Kabinetts im Gepäck.

"Wirtschaftsweise" Veronika Grimm hat keine frohen Botschaften für Kanzler Scholz und weitere Minister des Kabinetts im Gepäck.

(Foto: IMAGO/Political-Moments)

Die Wachstumsaussichten sind mau: Der Sachverständigenrat der Bundesregierung legt seine Konjunkturprognose vor, und die stimmt wenig hoffnungsfroh. Nach einem Minus von 0,4 Prozent in diesem Jahr gehen die "Wirtschaftsweisen" im kommenden Jahr nur von einem Plus von 0,7 Prozent aus.

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Ansicht wichtiger Berater der Bundesregierung in diesem und auch im kommenden Jahr nicht so richtig in Gang. Grund dafür seien zum einen die Folgen der Energiepreiskrise, ein Rückgang der Nachfrage im Inland sowie geopolitische Konfliktherde, erklärten die "Wirtschaftsweisen". Noch größere Sorgen machen dem Sachverständigenrat strukturelle Probleme wie fehlende Arbeitskräfte und zu wenig Modernisierung in den Betrieben. Sie könnten die Wirtschaft über Jahrzehnte ausbremsen, warnten die Experten.

Für dieses Jahr erwarten sie, dass die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent schrumpft. Damit sind die "Wirtschaftsweisen" deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr. Im März hatten sie noch vorhergesagt, Deutschland werde haarscharf an einer Rezession vorbeischrammen.

In der Zwischenzeit haben sich die Aussichten aber noch einmal verschlechtert. Sowohl die Bundesregierung als auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Prognosen zuletzt teils deutlich. Sie erwarten ebenfalls ein Minus um 0,4 bis 0,6 Prozent. Deutschland komme langsamer aus der Krise heraus als gedacht, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er sieht aber eine Talsohle erreicht.

2024 soll die Wirtschaft nach übereinstimmender Erwartung der Bundesregierung und der Institute zumindest wieder um 1,3 Prozent wachsen. Der Sachverständigenrat zeigte sich hier nicht ganz so optimistisch: Er prognostizierte nur ein Plus von 0,7 Prozent für 2024. Zwar erholten sich die privaten Konsumausgaben und die durchschnittliche Inflationsrate werde auf 2,6 Prozent sinken. Jedoch erhole sich die Weltwirtschaft - besonders in China - nur schleppend. Das bekommt die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders stark zu spüren.

Bevölkerung und Industrie altern

"Deutschland verzeichnet damit seit Beginn der Corona-Pandemie das geringste Wachstum aller Volkswirtschaften des Euroraums", erklärten die fünf "Wirtschaftsweisen". Dabei sei ein noch tieferer Einbruch durch "die umfangreichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Umstellung der Energieversorgung und zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiekrise verhindert" worden. Auch hätten sich Unternehmen und Haushalte sehr anpassungsfähig gezeigt.

Grund für die besonders schlechte Entwicklung in Deutschland im internationalen Vergleich sei zum einen der hohe Anteil der energieintensiven Industriezweige an der deutschen Bruttowertschöpfung, führten die Experten aus. Darüber hinaus deute die Mittel- und Langfristprojektion des deutschen Produktionspotenzials aber "unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Schwäche auf deutliche Wachstumshemmnisse für die kommenden Jahrzehnte hin".

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Wenn Bundesregierung und Unternehmen jetzt jedoch nicht handelten, drohten Deutschland aber in den nächsten Jahrzehnten noch ganz andere Probleme, warnten die Wirtschaftsweisen. Nämlich eine Alterung nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der Industrie, weil zu wenig modernisiert werde. Die Experten raten vor diesem Hintergrund zu mehr Anreizen für Erwerbstätigkeit, einer Reform der Zuwanderungspolitik, mehr Investitionen und Offenheit für neue Technologie wie künstlicher Intelligenz.

Zur Entlastung der gesetzlichen Rentenversicherung schlagen die Wirtschaftsweisen ein höheres Rentenalter vor - ohne jedoch eine Zahl zu nennen. Generell sollte der Einstieg in die Rente aus ihrer Sicht an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik, handelt aber unabhängig von ihr. Die fünf Frauen und Männer in dem Gremium - alle Professorinnen und Professoren - werden umgangssprachlich als "Wirtschaftsweise" bezeichnet.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP

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