"Schlimmer als befürchtet" Zalando erleidet Kurs-Debakel
24.06.2022, 13:04 Uhr
Zalando kassiert die Prognose.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zalando gehörte zu den Gewinnern des Corona-Aktienbooms. Doch mittlerweile kennt der Kurs nur noch eine Richtung: nach unten. Was ist da los?
An den Börsen geht es seit Wochen steil bergab. Ganz vorne dabei: Zalando. Die Aktien des Online-Modehändlers brachen alleine heute zeitweise um bis zu 18 Prozent auf 20,94 Euro ein und kosteten damit weniger als beim Börsengang aus dem Jahr 2014. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 70 Prozent an Wert verloren. "Online war in der Pandemie schön, jetzt ist die Bewertung realistischer und der Konsum leidet", sagte ein Aktienhändler.
Während des Corona-Aktienbooms war der Kurs regelrecht durch die Decke gegangen. Zalando profitierte vom florierenden Online-Handel, viele Menschen kauften wegen geschlossener Läden ihre Kleidung online. Der Aktienkurs erreichte im Sommer vergangenen Jahres ein Rekordhoch von 105,90 Euro, das Unternehmen wurde mit fast 28 Milliarden Euro bewertet. Mittlerweile sind es nur noch knapp 6 Milliarden Euro.
Das hat mehrere Gründe. Kunden gehen jetzt wieder häufiger in Modeläden. Außerdem sorgt die hohe Inflation für geringere Umsätze. Denn viele Menschen müssen sich beim Einkaufen zurückhalten, weil sie nun weniger Geld zur Verfügung haben.
Das führt dazu, dass der Berliner Dax-Konzern die Prognosen für dieses Jahr zusammenstrich. Das Management teilte mit, dass der Umsatz 2022 im besten Fall nur um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen dürfte. Allerdings könnte der Erlös auch bei 10,4 Milliarden Euro stagnieren. Zur Einordnung: Anfang Mai war der Vorstand noch von einem Wachstum von bis zu 19 Prozent ausgegangen.
"Makroökonomische Herausforderungen"
Ein Börsianer meinte, der neue Ausblick von Zalando sei viel schlimmer als befürchtet. "Die Warnung wurde zwar allgemein erwartet, ihr Umfang ist aber deutlich größer als gedacht", sagte auch Analystin Georgina Johanan von der Bank JPMorgan. Sie rate wegen der trüben Konsumaussichten davon ab, den aktuellen Kursrücksetzer für einen Einstieg zu nutzen.
Nun gehe man von makroökonomischen Herausforderungen aus, die länger anhielten und intensiver sein würden als zunächst angenommen, hieß es bei Zalando. Übersetzt heißt das: Inflation und Konsumflaute dürften dem Unternehmen weiter zusetzen. Hinzu kommt, dass die Gas-Drosselungen des Kremls Deutschland in eine Rezession stürzen können.
Diese Entwicklung hatte sich schon bei der Vorlage der Geschäftszahlen des ersten Quartals im Mai abgezeichnet. Zum Jahresstart musste das Unternehmen erstmals seit Firmengründung einen Umsatzrückgang hinnehmen. Es sei erwartbar gewesen, dass das Niveau "aus dem außergewöhnlich starken Vorjahresquartal" nach der Pandemie nicht zu halten sei, sagte Co-Chef Robert Gentz und ergänzte mit Blick auf die hohe Inflation und den von Russland angezettelten Krieg in der Ukraine: "Das Hauptthema der Menschen ist es gerade nicht, Mode zu kaufen." Dennoch rechnete er mit einer "deutlichen Beschleunigung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte".
Das war allerdings zu optimistisch. Zalando reagiert jetzt etwa mit Einsparungen im Marketing und der Einführung eines Mindestbestellwertes in weiteren Ländern. Außerdem sollen die bei Bestellungen anfallenden Kosten stärker an die Logistikpartner weitergereicht werden.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ