
Volkswagen steht unter Druck.
(Foto: IMAGO/snowfieldphotography)
Im Tarifstreit bei Volkswagen gibt es eine Lösung. Die Einschnitte haben es in sich. Aber um Deutschlands größten Industriekonzern zukunftsfest zu machen, dafür reicht die Einigung nicht.
So knapp war es noch nie in Wolfsburg. Wochenlang hatten VW-Vorstandschef Oliver Blume und seine Vorstandskollegen angesichts der wachsenden Probleme bei der Kernmarke VW mit der Schließung von bis zu vier Werken und Massenentlassungen gedroht. Betriebsrat und IG Metall hielten reflexhaft dagegen. Und jetzt, nach rund 70 Stunden Verhandlungspoker, ein Kompromiss. Bis zum Jahr 2030 sollen gut 35.000 Arbeitsplätze wegfallen – immerhin sozialverträglich. Große Werke überleben – es trifft aber zwei kleine. Der Standort Dresden soll umgewidmet und geschlossen werden. Für das Werk Osnabrück sucht man einen Käufer.
Für Betriebsratschefin Daniela Cavallo ist die Einigung ein Erfolg, für die Mitarbeiter ist sie erst einmal beruhigend. Es hätte viel schlimmer kommen können. Kann es immer noch - wenn sich die Einigung, von den Arbeitnehmervertretern in internen Mails als "Weihnachtswunder" gefeiert, im Nachhinein als fauler Kompromiss erweist.
Denn das Maßnahmenbündel fußt auf der Hoffnung, dass der VW nicht zusätzlich unter Druck gerät. Doch genau das könnte passieren. Der Automobilmarkt ist hochdynamisch. Der globale Wettbewerb wird vor allem durch aggressive und aufstrebende Hersteller aus China kräftig aufgemischt. VW lag über viele Jahre ganz vorne in den Zulassungslisten. Inzwischen ist das anders: Chinesen kaufen vermehrt Autos heimischer Hersteller. Die produzieren so viele Autos, dass sie damit auch das Ausland zu Dumpingpreisen beliefern – was auch Volkswagen gewaltige Probleme macht.
Die vereinbarten Maßnahmen zielen vor allem auf die Senkung von zu hohen Kosten. Effizienter machen sie das Unternehmen aber erst einmal nicht. Doch genau das wäre wichtig: Toyota und andere Massenhersteller arbeiten viel produktiver. Mit deutlich weniger Mitarbeitern rollen dort deutlich mehr Autos als bei VW vom Band. Das wird wohl bis auf Weiteres so bleiben.
Quelle: ntv.de