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N26: Ein Konto für das Smartphone "Von Banken kann man wenig lernen"

Besonders in der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren sieht N26 seine Zielgruppe.

Besonders in der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren sieht N26 seine Zielgruppe.

Das Banking Startup N26 will die Finanzwelt aufmischen. Statt in eine Bankfiliale gehen zu müssen, ermöglicht das Fintech seinen Kunden, Geldgeschäfte per App auf dem Smartphone zu erledigen. Im Interview mit n-tv.de erzählt Gründer Maximilian Tayenthal, was er aus dem letzten Shitstorm gelernt hat und warum ihn die Konkurrenz wenig interessiert.

n-tv.de: Was unterscheidet N26 von einer traditionellen Bank?

Maximilian Tayenthal: Wir haben gesehen, dass es eine extreme Veränderung im Nutzerverhalten von offline zu online zu mobil gegeben hat. Früher sind die Menschen in eine Bankfiliale gegangen, später haben sie Onlinebanking gemacht, und jetzt wird ein immer größerer Anteil der Bankgeschäfte auf dem Tablet oder dem Smartphone erledigt. N26 hat deswegen ein Konto für das Smartphone entwickelt, das man ausschließlich vom Mobiltelefon und mit Echtzeitfunktionen managen kann. Wir wollen unseren Kunden damit die Kontrolle über ihre Finanzen wiedergeben.

Momentan gehören besonders junge und internetaffine Nutzer zu Ihrem Kundenstamm. Wie wollen Sie neue Zielgruppen erreichen?

Als Startup müssen wir uns auf einen Bereich konzentrieren und optimieren unser Produkt für eine Zielgruppe, nämlich Kunden zwischen 18 und 35 Jahren. Wir wissen, dass es in zehn Jahren immer noch Bankfilialen geben wird; der Anteil der Nutzer, die nicht mehr in eine Filiale gehen wollen, wird jedoch weiter zunehmen. Wir fokussieren uns auf diese Zielgruppe und erweitern gleichzeitig unser Portfolio an Produkten wie Veranlagung und Dispositionskredit, die wir unseren Kunden zusätzlich zu unserem Girokonto anbieten.

Sie bieten ein kostenloses Girokonto, eine kostenlose Kreditkarte und die Möglichkeit, Geld an Automaten ohne Gebühren abzuheben. Wie will N26 damit profitabel werden?

Wir glauben daran, dass das Kernprodukt im Banking gratis sein kann und dass es auch gratis sein sollte. Wir verdienen an den Produkten, die wir unseren Kunden zusätzlich zum Girokonto anbieten. Für uns und unsere Investoren geht es jetzt darum, das Vertrauen unserer Kunden zu gewinnen. Wenn wir hunderttausende Kunden haben, deren primärer Ansprechpartner in finanziellen Angelegenheiten wir sind, zweifeln wir überhaupt nicht daran, dass wir diese Kunden fair und transparent monetarisieren können. Tatsächlich ist unser Basisprodukt kostenlos, aber wenn unsere Kunden einen Überziehungsrahmen abschließen oder Fremdwährungsüberweisungen machen, verdienen wir daran.

Maximilian Tayenthal ist Gründer und COO/CFO von N26.

Maximilian Tayenthal ist Gründer und COO/CFO von N26.

Wann werden Sie voraussichtlich Geld verdienen?

Wir könnten N26 in kurzer Zeit profitabel machen, wollen aber jeden Euro, den wir verdienen, in den Ausbau unseres Produktes und das Wachstum der Kundenbasis stecken. Auch für unsere Investoren ist das wichtiger als eine Dividende, die wir ausschütten könnten.

Wie wollen Sie gegen die großen Platzhirsche bestehen?

In unserer Firma kümmern sich die wenigsten Leute um die Konkurrenz der traditionellen Banken. Wir glauben, es gibt die Nachfrage nach einem modernen Bankprodukt mit einem transparenten und fairen Pricing. Und der große Zustrom hat uns recht gegeben. Wir bauen Banking immer mit Blick auf das Nutzerverhalten unserer Kunden. Wir glauben daran, wenn wir fair und transparent sind, dass wir das Vertrauen der Kunden bekommen. Wir glauben, wenn wir ein besseres Produkt haben, dass wir die Kunden damit gewinnen werden. Und ganz ehrlich: Von den etablierten Banken kann man nur ganz wenig lernen, wenn es um eine gute Banking App geht.

Wird es nicht darauf hinauslaufen, dass sobald N26 eine echte Konkurrenz geworden ist, Ihr Unternehmen von einem großen Finanzinstitut gekauft wird?

Darüber machen wir uns überhaupt keine Gedanken. Tatsächlich versuchen wir, der stärkste Player in unseren Märkten zu sein. Wenn uns das gelingt, haben wir keinen Anlass, das Unternehmen zur Disposition zu stellen.

Hat N26 mit den Kündigungen von mehreren hunderten Kunden wegen zu vieler Abhebungen das Vertrauen der Kunden verspielt?

Wir haben gesehen, dass die Kündigungen auf das Vertrauen in uns, das Nutzerverhalten und neue Signups keine Auswirkungen hatte. Wir haben den betroffenen Kunden auch das Angebot gemacht, zu uns zurückzukommen. Das haben circa 40 Prozent angenommen. In Zukunft wollen wir noch offener und transparenter kommunizieren. Das setzten wir in den letzten Wochen bereits verstärkt um. Einen nachhaltigen Vertrauensverlust hat es nicht gegeben.

Auch das neugestartete N26 Invest ist unter anderem wegen einer nicht berücksichtigten Gebühr in der Renditeprognose in der Kritik.

Wir geben unseren Kunden die Empfehlung, mindestens 500 Euro zu investieren und über einen Sparplan deutlich höhere Beträge zu erreichen. Bei zum Beispiel 2300 Euro zahlt der Kunde 0,99 Prozent jährlich, bei höheren Beträgen sogar nur noch 0,50 Prozent, also deutlich weniger als bei herkömmlichen verwalteten Anlageprodukten. Das Produkt haben wir sehr transparent gestaltet, mit dem nächsten Release sind auch die Gebühren bei kleinen Beträgen in der Renditeprognose berücksichtigt.

Der Vorwurf der Verbraucherzentrale zielt aber darauf ab, dass sich N26 Invest erst ab einem gewissen Betrag lohnt und für Kleinsparer nicht geeignet ist.

Wir informieren unsere Kunden ausführlich über die Gebühren direkt im User-Flow. Außerdem glauben wir daran, dass Kunden so mündig sind, eine Investmententscheidung basierend auf den angebotenen Informationen zu treffen. Normalerweise ist eine Investition im zweistelligen Bereich nicht der Standardfall. Wenn unsere Kunden investieren, dann mit höheren Beträgen. Entscheiden sie sich für einen geringen Betrag, dann tun sie das, um das Produkt zu testen in dem Wissen, dass da eine Mindestgebühr anfällt.

Was passiert mit dem Geld Ihrer Kunden, wenn die Firma pleitegeht?

Gerade haben wir einen umfassenden Antragssprozess hinter uns, indem auch die finanzielle Stabilität geprüft wurde. Das heißt, verschiedene Behörden haben sich angeschaut, ob unser Geschäftsmodell tragfähig und unsere Kapitalausstattung ausreichend ist. Sie haben das positiv beantwortet. Grundsätzlich können wir sagen: Wir sind solide aufgestellt. Zudem ist das Geld unserer Kunden durch die deutsche Einlagensicherung geschützt, wie das auch bei anderen Banken der Fall ist.

Was ändert sich mit der Bankenlizenz?

Für uns als Technologie-Unternehmen war es wichtig, dass wir unsere Kunden auf der modernsten IT-Infrastruktur Europas anlegen können. Dafür brauchen wir die technologische Entscheidungsfreiheit, welche Systeme wir integrieren wollen. Wenn man das aus der Kundenperspektive sieht, haben wir jetzt die Möglichkeit, schneller und flexibler Produkte anzubieten. Zusätzlich wollen wir unseren Fintech-Hub der besten Produkte in allen Kategorien ausbauen. Das heißt, dass wir selber entscheiden können, mit welchen Partnern wir zusammen arbeiten. Je mehr Parteien involviert sind, desto langsamer gehen solche Prozesse natürlich voran.

Wollen Sie an die Börse?

Langfristig könnte das Sinn ergeben, um eine weitere Expansion zu finanzieren. Im Moment beschäftigt sich aber niemand bei uns mit einem Exit oder einem Börsengang.

Machen Ihnen die Investoren keinen Druck?

Bei einem Venture finanzierten Unternehmen ist wichtig, wer investiert. Wir haben Investoren mit einem ganz langen Atem an Bord. Sie können die Firma langfristig über mehrere Finanzierungsrunden unterstützen. Peter Thiel und Li Ka-Shing wollen Unternehmen auf Dauer halten und sind froh darüber, wenn sie ihre Mittel gut veranlagt haben. Sie sind nicht auf einen schnellen Exit aus.

Mit Maximilian Tayenthal sprach Juliane Kipper

Quelle: ntv.de

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