Fundsache

Spektakulärer Fund in Brasilien 80 Millionen Jahre alter Vogel perfekt erhalten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Navaornis hestiae (Mitte) dokumentiert eine bisher unbekannte Zwischenstufe in der Entwicklung des zentralen Nervensystems zwischen den frühesten Vögeln (etwa Archaeopteryx lithographica; vor circa 150 Millionen Jahren, l.) und den Kronenvögeln (etwa Tangara seledon, heute, r.).

Navaornis hestiae (Mitte) dokumentiert eine bisher unbekannte Zwischenstufe in der Entwicklung des zentralen Nervensystems zwischen den frühesten Vögeln (etwa Archaeopteryx lithographica; vor circa 150 Millionen Jahren, l.) und den Kronenvögeln (etwa Tangara seledon, heute, r.).

(Foto: Júlia d'Oliveira/dpa)

Viele Millionen Jahre lang bleibt ein kleiner Vogel perfekt konserviert, bis er in Brasilien entdeckt wird. Der Fund gibt Einblick in die Evolution der Vögel - die Analyse des Vogelschädels füllt eine große Lücke im Wissen über die Entwicklung des einzigartigen Vogelgehirns.

Ein verblüffend vollständig erhaltenes 80 Millionen Jahre altes Fossil gibt Einblick in die Evolution des Vogelgehirns. Der vor wenigen Jahren nahe der Stadt Presidente Prudente im Südosten von Brasilien entdeckte Vogel Navaornis hestiae ist zwar nur so klein wie ein heutiger Star, vor allem aber der Schädel des Tieres hat die vielen Jahrmillionen nahezu vollständig konserviert und auch dreidimensional kaum versehrt überstanden.

Schädel von Navaornis hestiae im Vergleich zu dem eines modernen Vogels.

Schädel von Navaornis hestiae im Vergleich zu dem eines modernen Vogels.

(Foto: S. Abramowicz, Dinosaur Institute, Natural History Museum of Los Angeles County/dpa)

Der Fund liege sowohl zeitlich als auch anatomisch fast genau in der Mitte zwischen dem etwa 150 Millionen Jahre alten Urvogel Archaeopteryx und den heutigen Vögeln, schreibt ein internationales Forschungsteam im Fachjournal "Nature".

Fund gibt Einblick in Evolution der Vögel

"Das fehlende Bindeglied passt absolut perfekt", wird Co-Erstautor Guillermo Navalón von der University of Cambridge in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert. Heutige Vögel hätten einige der erstaunlichsten kognitiven Fähigkeiten im Tierreich - ähnlich den Säugetieren, ergänzt Studienleiter Daniel Field. Als Beispiele verweist er auf Krähen und Papageien. Der jetzige Fund gebe Einblick in die Evolution der Vögel.

Grafische Rekonstruktion von Navaornis hestiae in seiner Umgebung vor 80 Millionen Jahren.

Grafische Rekonstruktion von Navaornis hestiae in seiner Umgebung vor 80 Millionen Jahren.

(Foto: J. d'Oliveira/dpa)

Navaornis hestiae zählt zur Gruppe der Enantiornithes. Diese entstanden vor gut 130 Millionen und verschwanden vor 66 Millionen Jahren nach dem Einschlag eines Asteroiden - zusammen mit den Dinosauriern und vielen anderen Tiergruppen. Die Enantiornithes sind überaus artenreich und sehr unterschiedlich - so hatten manche noch zahnbewehrte Schnäbel. Das nun gefundene Tier war zahnlos, und es hatte große Augen - beides sind bereits Parallelen zu heutigen Vögeln.

Das Forschungsteam untersuchte den Schädel des kleinen Vogels mittels Computertomografie und machte dabei weitere wichtige Entdeckungen. Hinsichtlich der Hirngeometrie ähnele das Gehirn bereits dem der heutigen Vögel, Unterschiede gebe es jedoch in der Struktur: So sei das für die Koordination von Bewegungen zuständige Kleinhirn zwar schon größer als bei Achaeopteryx, im Vergleich zu den heutigen Vögeln aber noch deutlich weniger ausgeprägt.

William Nava, Entdecker des neuen Fossils, mit Schädel und Skelett von Navaornis hestiae.

William Nava, Entdecker des neuen Fossils, mit Schädel und Skelett von Navaornis hestiae.

(Foto: A. Martinelli, Museo Argentino de Ciencias Naturales/dpa)

Dies deute auf eine geringere Kontrolle über die Flugmotorik hin. Neben der Ausweitung des Kleinhirns sei auch die des Großhirns erst später in der Evolution der Vögel erfolgt.

"Dieses Fossil zeigt eine Art auf halbem Weg der Entwicklung zum heutigen Vogelgehirn", so Field. "Die kognitiven Vorteile könnten Navaornis einen Vorteil bei der Suche nach Nahrung und Schutz geboten haben." Möglicherweise sei die Art schon zu komplexem Sozialverhalten fähig gewesen, etwa zu Balzritualen.

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen