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In Kurven gewöhnungsbedürftig Warum Quads potenziell gefährlich sind

Wer mit einem Quad unterwegs ist, muss sich nicht nur an völlig verändertes Lenkverhalten gewöhnen.

Wer mit einem Quad unterwegs ist, muss sich nicht nur an völlig verändertes Lenkverhalten gewöhnen.

(Foto: dpa)

Eigentlich waren Quads als Arbeitsfahrzeuge fürs Gelände konzipiert. Über die Jahre haben sie sich mit ihren geradezu putzigen Ballonreifen immer mehr zu Spaßmobilen für die Freizeit entwickelt. Dabei sind sie alles andere als leicht zu fahren und für Unerfahrene sogar potenziell gefährlich.

In der Nacht zum Donnerstag ist der 18-jährige Emilio Ballack, der Sohn von Ex-Fußballstar Michael Ballack, mit seinem Quad auf einem Privatgrundstück tödlich verunglückt. Nach Medienberichten ist das Quad vom Weg abgekommen, dabei umgestürzt und hat den Jugendlichen unter sich begraben. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen, heißt es.

In Kurven sehr eigen

In Kurven baut ein Quad keine Fliehkräfte wie zum Beispiel ein Motorrad auf. Dafür reagiert es auf Lenkbefehle erst verzögert, dann aber sehr heftig.

In Kurven baut ein Quad keine Fliehkräfte wie zum Beispiel ein Motorrad auf. Dafür reagiert es auf Lenkbefehle erst verzögert, dann aber sehr heftig.

(Foto: dpa)

Seit Jahren warnen Spezialisten vor Fahrten mit einem Quad. Anders als bei Motorrädern helfe hier keine Fliehkraft in den Kurven. Hinzu kommt ein kurzer Radstand und eine fehlende Servolenkung, was in Summe dann bei schneller Kurvenfahrt zum "Abflug" mit dem Spaßmobil führt. Auch der ADAC verweist darauf, dass Quads eher für lockeren Untergrund und das Gelände gebaut werden.

Oft hätten sie kein Differential, was vor allem Kurvenfahrten gewöhnungsbedürftig macht. Vor allem unerfahrenen oder überforderten Fahrern drohten hier häufig Unfälle. "Ein Differential sorgt dafür, dass Räder sich in Kurven unterschiedlich schnell drehen, das kurveninnere Rad dreht sich etwas langsamer, das Fahrzeug bleibt gut lenkbar. Ohne ein solches Getriebe drehen alle Räder beim Gasgeben gleich schnell, 'im Extremfall' wird das Fahrzeug geradeaus aus der Kurve herausgetragen", heißt es beim ADAC. Hinzu kommt, dass Quads häufig mit sogenannten Ballonreifen ausgerüstet sind, deren Druck vergleichsweise gering ist.

Zeitverzögert, dann sehr plötzlich

Die genaue Zahl der Quad-Unfälle lässt sich in Deutschland nicht beziffern.

Die genaue Zahl der Quad-Unfälle lässt sich in Deutschland nicht beziffern.

(Foto: dpa)

Das hat zur Folge, dass sie auf Lenkbefehle nur sehr indirekt ansprechen. In Kurven erfolgt die Reaktion also zeitverzögert, dann aber sehr plötzlich und heftig. Bei vielen Unfällen lenken die Fahrer zu stark ein, beachten dabei aber nicht, dass der Schwerpunkt eines Quads sehr hoch liegt und die Spur sehr schmal ist. Das ist auch der Grund, warum das Fahrzeug dann umkippt.

Eine genau Zahl über Unfälle mit Quads gibt es in Deutschland nicht, da die Polizei diese Unfälle nicht einzeln erfasst. Lediglich aus einer Zeitreihe des Statistischen Bundesamts lassen sich insgesamt 389 Unfälle für das Jahr 2019 herauslesen. Dabei wurden 12 Menschen getötet und 153 schwer verletzt. Die Zahlen beziehen sich auf dreirädrige Kraftfahrzeuge unter 1000 Kilogramm Leermasse sowie vierrädrige Fahrzeuge mit maximal 450 bis 600 Kilogramm Leermasse, also Quads. Bei Unfällen mit leichteren Quads gab es 2019 sogar 240 Verunglückte, 2 Menschen starben und 55 wurden schwer verletzt.

In Deutschland waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamt im Januar 2020 genau 109.274 "leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge" gemeldet. Fachleute gehen davon aus, dass das Risiko, bei einem Unfall mit einem Quad schwer verletzt oder sogar getötet zu werden, zehnmal höher ist als bei einem Auto. Was natürlich auch daran liegt, dass ein Quad weder eine Knautschzone noch eine schützende Außenhaut hat.

Quelle: ntv.de, hpr

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