Panorama

Fünf Strafanzeigen eingegangen Alt-Erzbischof Zollitsch droht Anklage

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Zollitsch selber hat in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt.

Zollitsch selber hat in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt.

(Foto: picture alliance / ROPI)

Das Missbrauchsgutachten zum Erzbistum Freiburg ruft auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Fünf Strafanzeigen gegen den früheren Vorsitzenden der Bischofskonferenz Zollitsch sind bereits erstattet worden, heißt es. Nun prüft die Justiz Ermittlungen wegen Strafvereitelung.

Gegen Alt-Erzbischof Robert Zollitsch sind bei der Freiburger Staatsanwaltschaft bisher fünf Strafanzeigen eingegangen. Die Anzeigen von Privatpersonen wurden unter dem Vorwurf der Strafvereitelung erfasst, wie ein Sprecher auf Anfrage berichtete. Der Mitte April veröffentlichte Abschlussbericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche im Erzbistum Freiburg sieht erhebliche Versäumnisse in der Amtszeit von Zollitsch, die bis 2013 gelaufen war. Der heute 84-Jährige hatte eine herausgehobene Rolle, denn er war von Februar 2008 bis März 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im April bestätigt, den Abschlussbericht unabhängiger Rechtsexperten zu prüfen. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, ob es einen Anfangsverdacht gegen bestimmte Personen gebe. Wie der Sprecher nun mitteilte, werden die Anzeigen im Rahmen dieser Prüfung bearbeitet. Strafvereitelung kann laut Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Ein Autor des Berichts hatte gesagt, Zollitsch habe als damaliger Erzbischof alles unterlassen, was kirchenrechtlich vorgeschrieben gewesen wäre. Eigentlich verpflichtende Meldungen von Missbrauchsfällen nach Rom seien unterblieben. Der 84-Jährige hatte im Oktober in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. Schon vor der Veröffentlichung hatte Zollitsch über einen Sprecher angekündigt, sich nicht zu dem Abschlussbericht äußern zu wollen.

Bätzing: "Rom muss das beurteilen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte sich nach Veröffentlichung des Gutachtens von Zollitsch distanziert. "In seiner Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Jahr 2010 wurden entscheidende Maßnahmen zur Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche gesetzt. Diese hat er selbst in seinem Bistum offenbar in derselben Zeit nicht angewandt und übergangen", sagte Bätzing. Er finde das verantwortungslos und sei ratlos, wie das habe passieren können. Offensichtlich habe wirksame Kontrolle gefehlt, sagte Bätzing weiter.

Bätzing sagte, Rom müsse beurteilen, wie die Ergebnisse des Gutachtens über Erzbischof Zollitsch einzuordnen seien - "und unter Umständen sanktioniert werden müssen." Bätzing könne sich nicht vorstellen, dass Zollitsch jemals noch öffentlich auftrete. "Das wäre auch nicht angemessen." Der aktuelle Freiburger Erzbischof, Stephan Burger, genieße sein uneingeschränktes Vertrauen. Burger habe dem Gutachten zufolge nicht vertuscht.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen