Panorama

Flugzeugabsturz von Smolensk Angehörige protestieren gegen Exhumierung

2012 wird bekannt, dass mehrere Opfer von Smolensk offenkundig vertauscht worden waren: Darunter die der legendären Danziger Kranführerin Anna Walentynowicz.

2012 wird bekannt, dass mehrere Opfer von Smolensk offenkundig vertauscht worden waren: Darunter die der legendären Danziger Kranführerin Anna Walentynowicz.

(Foto: REUTERS)

In Polen sorgt die Entscheidung, Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk exhumieren zu wollen, für Entrüstung. Angehörige richten sich mit einem Appell an die Regierung: Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die Leichen aus den Gräbern geholt werden.

Mit einem offenen Brief haben sich polnische Angehörige gegen die geplante Exhumierung von Opfern der Flugzeugkatastrophe von Smolensk ausgesprochen. Dass diese mehr als sechs Jahre nach dem Absturz der Präsidentenmaschine aus ihren Gräbern geholt werden sollen, sei "rücksichtslos und grausam", zitierte der polnische Rundfunk aus einem von mehr als 200 Menschen unterschriebenem Appell an Regierungs- und Kirchenvertreter.

Im Juni hatten die von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) neu einberufenen Ermittler die Exhumierung angekündigt. Diese soll Belege für eine Anschlagstheorie bringen. Den offiziellen Bericht ihrer Vorgänger, der den Absturz auf menschliches Versagen zurückführt, wollen die Nationalkonservativen nicht akzeptieren. Sie rollten die Ermittlungen nach ihrem Amtsantritt 2015 neu auf.

Das Flugzeug war am 10. April 2010 auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für polnische Opfer eines stalinistischen Massakers im dichten Nebel in der Nähe der russischen Stadt Smolensk abgestürzt. Alle 96 Insassen starben, darunter der damalige Präsident Lech Kaczynski, Zwillingsbruder des PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski. Dieser will die Exhumierung des Ex-Staatsoberhauptes erlauben, wie er gegenüber polnischen Medien angekündigt hatte.

Skandal um vertauschte Leichen

Die Flugzeugkatastrophe von Smolensk beschwört in Polen immer wieder Auseinandersetzungen herauf. 2012 hatte die Meldung, dass mehrere Leichen offenkundig vertauscht und im falschen Grab bestattet worden waren, für einen Skandal gesorgt. Dies bestätigte sich beispielsweise am Fall der legendären Danziger Kranführerin Anna Walentynowicz, die 1980 eine führende Rolle bei den Streiks in der Lenin-Werft und bei der Gründung der Gewerkschaft Solidarität gespielt hatte.

Sie gehörte ebenso wie die Spitze des polnischen Militärs, führende Abgeordnete aller Parlamentsfraktionen und zahlreiche weitere hochrangige Persönlichkeiten zur Delegation des Präsidenten Kaczynski und kam 81-jährig in Smolensk ums Leben. Ihre Familie ließ nach der Exhumierung einen genetischen Vergleich anstellen. Dabei kam heraus, dass es sich bei den sterblichen Überresten nicht um Anna Walentynowicz handelte.

Die Vorwürfe richteten sich damals an die Adresse der russischen Behörden, die die Leichen identifiziert hatten, sowie die polnische Regierung des Ministerpräsidenten Donald Tusk.

Quelle: ntv.de, jgu/dpa

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