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Sexualtherapeutin erklärt Was macht uns eigentlich sexy?

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Es ist nicht unser Aussehen, was uns primär für andere attraktiv macht.

Es ist nicht unser Aussehen, was uns primär für andere attraktiv macht.

(Foto: dpa)

Wir alle wollen attraktiv sein - für den eigenen Partner, die Partnerin oder einfach für sich selbst. Aber worauf kommt es dabei an? Paar- und Sexualtherapeutin Beatrice Wagner sagt, was Attraktivität ausmacht und warum wir dafür nicht unbedingt ins Fitnessstudio rennen müssen.

Die gute Nachricht direkt vorweg: "Attraktivität ist nicht ein perfekt symmetrisches Gesicht oder ein perfekt im goldenen Schnitt aufgebauter Körper - das wäre Schönheit", erklärt Sexualtherapeutin Beatrice Wagner im Gespräch mit ntv.de. "Hinter Attraktivität steckt ein ganz anderes Geheimnis." Doch was macht Sexyness aus?

Die Definition habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. "In der Vorstellung der Leute hat Attraktivität sehr stark mit dem Aussehen zu tun", sagt Wagner. Und da zeigt sich bei vielen große Unsicherheit. Eine Umfrage von Yougov von 2019 ergab, dass 65 Prozent der Männer und nur 54 Prozent der Frauen mit ihrem Körper zufrieden sind. Über den eigenen Körper urteilen sie dabei deutlich härter als über andere.

Wagner erzählt von einer Umfrage unter ihren männlichen Klienten. Was macht eine Frau attraktiv? "Die haben einstimmig gesagt, dass es auf die Bewegung ankomme, dass sie eine Lebendigkeit ausstrahlt und lebendige Augen habe", sagt die Sexualtherapeutin. "Viele Männer wollen sich auch vorstellen, dass der Frau Sex Spaß macht."

Doch der Wunsch, für andere attraktiv zu sein, ist kein ausdrücklich weibliches Anliegen. "Männer betrifft das genauso. Da geht es häufig um die Penisgröße oder das Sixpack. Gerade bei jüngeren Männern nehme ich das wahr. Die trainieren manchmal unendlich viel, weil sie glauben, sonst keine Frau zu finden. Auch die Haare müssen ganz genau stimmen", zählt Wagner das männliche Streben nach Attraktivität auf. Schwierig werde es, wenn die eigene Unsicherheit auf den Partner oder die Partnerin übertragen werde.

In die Unattraktivität hineinreden

Die Krux ist also nicht der Partner oder die Partnerin, die uns nicht attraktiv finden könnte, sondern unser Kopf, der uns sagt, dass wir es nicht sein könnten. "Frauen sezieren sich häufig vor dem Spiegel", sagt Wagner. Hier ein Fältchen, da ist die Nase schief, der Bauch war doch früher nicht so weich? "Man kann sich auf Einzelheiten konzentrieren und sich schlecht machen oder den Blick aufs Ganze wenden und dann passt es", empfiehlt sie. Doch das gelingt vielen nicht. Dabei sagen laut einer aktuellen Studie der Partnervermittlung Elitepartner 67 Prozent der Befragten, dass sie ihren Partner oder ihre Partnerin noch genauso attraktiv wie zu Beginn der Beziehung finden.

Für einige gehe die Unsicherheit dennoch so weit, dass sie auf der Suche nach Anerkennung und Komplimenten beim Partner nachfragen. "Findest du nicht auch, dass ich eigentlich zu dick bin? Und schau mal, hier habe ich schon Orangenhaut. Ist das nicht furchtbar?", beschreibt Wagner das gängige Verhalten, das auch einer ihrer Klienten in Gesprächen beschrieben hat. "Den Rettungsring am Bauch? Ja, sehe ich, aber es fühlt sich doch so schön weich an und ist doch schön", so der Klient.

Das Problem: Selbst, wenn der Partner die vermeintlichen Problemzonen zunächst überhaupt nicht als solche wahrnehme, ändere sich dies mit der Zeit oft. "Irgendwann hatte sie es geschafft, dann habe ich sie mit ihrem Blick gesehen. Ja, der Bauch ist tatsächlich dick und die Orangenhaut sehe ich auch", zitiert Wagner ihren Klienten. Man sollte die Leute nicht mit der Nase auf die vermeintlichen eigenen Makel stoßen, sagt die Therapeutin. Denn Attraktivität sei eben nicht die Summe der Dinge, die der Norm entsprechen, sondern das, was man daraus mache.

Was wir daraus lernen sollten

"Wir sollten weniger hart mit uns selbst sein und unsere Stärken ausbauen", sagt die Paartherapeutin. Für das Sexleben könne das bedeuten, den Sex aktiv mitzugestalten, Wünsche zu äußern, Vorschläge zu machen. Das klinge einfach, stelle für viele Menschen aber eine große Hürde dar, weiß Wagner. "Diese Schwelle zu überschreiten, sich zu trauen, fällt wahnsinnig vielen Menschen sehr schwer." Wie sieht der Bauch aus, fällt die kahle Stelle am Hinterkopf auf oder entweicht ein Pups? Alles Fragen, die Stress machen und uns die Zeit zu zweit nicht genießen lassen.

Und diese Hemmungen haben Auswirkungen auf den Sex. "Beim Orgasmus muss man ja Hingabe pur zeigen, sonst funktioniert es ja nicht. Wenn man angespannt ist, kriegt man ja keinen Orgasmus hin", sagt die Sexualtherapeutin. Dabei hilft es, zu wissen, dass der Partner oder die Partnerin sich nicht an den vermeintlichen körperlichen Makeln aufhält, denn: "Die Körpermaße sind schön, aber Attraktivität ist etwas, das im Körper drin ist." Wahre Sexyness kommt also von innen und nicht von außen.

Quelle: ntv.de

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