Leak um Pegasus-Software Auch Macron könnte ausgespäht worden sein
20.07.2021, 20:11 Uhr
Ob Präsident Macron tatsächlich ausgespäht wurde, ist noch unklar.
(Foto: picture alliance / abaca)
Im Zuge der Enthüllungen um die Spähsoftware Pegasus gelten Dutzende Regierungschefs und Journalisten als potenzielle Zielpersonen. Auch Frankreichs Präsident Macron könnte betroffen sein - seine Handynummer findet sich nun auf der geleakten Liste. Dabei führen die Spuren nach Nordafrika.
Der französische Präsident Emmanuel Macron ist ins Visier der Spähsoftware Pegasus geraten. Offenbar forschte ihn eine marokkanische Behörde im Jahr 2019 aus, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Das belege eine Liste von Telefonnummern, welche die Zeitung einsehen konnte. Die gelisteten Nummern seien potentielle Ausspäh-Ziele, die von Kunden der israelischen Spionagefirma NSO Group vorausgewählt wurden. Mit der NSO-Software "Pegasus" können Mobiltelefone unbemerkt ausgespäht und etwa als Wanze missbraucht werden.
Auf der Liste von Telefondaten, die Journalisten im Rahmen des "Pegasus-Projekts" einsehen konnten, finden sich insgesamt die Nummern von Regierungsmitgliedern aus mehr als 20 Ländern sowie von Hunderten Regierungsbeamten aus mehr als 30 Ländern und vielen Journalisten und Menschenrechtlern. Die Pariser Non-Profit-Redaktion "Forbidden Stories" und die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" bekamen Zugang zu den sensiblen Daten, die sie dann mit Medien aus zehn Ländern geteilt haben.
Eine von mindestens zwei Handy-Nummern, die der französische Präsident Emmanuel Macron verwendet, ist in den Daten aus dem Jahr 2019 aufgeführt. Nach Information der Zeitung "Le Monde" nutzt er diese Nummer seit 2017. Weder Macron noch die französische Regierung wollten die Enthüllungen kommentieren, wie "tagesschau.de" berichtete. In Bezug auf Macron erklärten Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes DGSE der Zeitung "Le Monde" jedoch, dass er über ein Mobiltelefon mit einer speziellen Verschlüsselungssoftware kommuniziere. Allerdings ist der Präsident immer wieder mit einem iPhone zu sehen, auf dem diese Software nicht installiert werden kann.
Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt
Die marokkanische Botschaft in Paris erklärte laut der "Süddeutschen Zeitung", es handele sich um "unbegründete Anschuldigungen", die man schon in der Vergangenheit "kategorisch zurückgewiesen" habe. Noch ist unklar, ob die Telefone der betroffenen Politiker tatsächlich mit der Spähsoftware infiziert wurden. Für einen Nachweis bräuchte es eine forensische Untersuchung der Geräte, der bislang keiner der Politiker offiziell zugestimmt hat.
Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete jedoch inzwischen eine Untersuchung zur Überwachungssoftware von NSO ein. Grund sei eine Anzeige von zwei Journalisten und der Verlagsgesellschaft der Online-Plattform "Mediapart", wie Staatsanwalt Rémy Heitz mitteilte. Bei der Untersuchung gehe es unter anderem um den Vorwurf der betrügerischen Gewinnung und Weitergabe von Daten.
Auch ein Angriff auf die Privatsphäre sei Thema. Auch hinter den Ausspähungen der französischen Journalisten werden marokkanische Geheimdienste vermutet. Was der Grund für die mögliche Spionage sein könnte, ist unklar.
Quelle: ntv.de, spl/AFP