Panorama

Wiener Staatsoper unter Druck Ballettschüler in die Magersucht getrieben

"Im Grunde hätten wir den Laden zusperren müssen": Die Wiener Jugendanwaltschaft ermittelt gegen die Ballettakademie der Wiener Staatsoper.

"Im Grunde hätten wir den Laden zusperren müssen": Die Wiener Jugendanwaltschaft ermittelt gegen die Ballettakademie der Wiener Staatsoper.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein handfester Skandal erschüttert die Ballettakademie der Wiener Staatsoper: Schüler berichten von Gewalt, Drill und Übergriffen. Die Demütigungen einer Lehrerin gehen so weit, dass junge Balletttänzerinnen in die Magersucht getrieben werden. Die Staatsoper verspricht Aufklärung.

Die Wiener Staatsoper hat die volle Aufklärung aller Vorwürfe über eine schlechte Behandlung von Schülern der hauseigenen Ballettakademie zugesichert. "Unser Ziel ist, dass wir alles wissen", sagte Staatsopern-Direktor Dominique Meyer. Der 63-jährige Franzose zeigte sich sichtlich erschüttert. "Ich bin getroffen, traurig und sehr böse." Es sei absolut inakzeptabel, dass die Schüler einer Klasse unter den drastischen Maßnahmen ihrer inzwischen entlassenen Ballettlehrerin gelitten hätten.

Das Wiener Wochenmagazin "Falter" hatte von Demütigungen, Gewalt und Drill bis hin zu einem sexuellen Übergriff geschrieben. Schülerinnen seien durch ein Verspotten ihrer Körper in die Magersucht getrieben worden. Eine im Januar gekündigte Lehrerin soll die Schülerinnen getreten, blutig gekratzt und an den Haaren gezogen haben. Gegenüber der Wochenzeitung rechtfertigte sich die Beschuldigte: "Es tut mir leid, wenn die Mädchen gelitten haben." Sie habe immer versucht, das Beste aus ihren Schülerinnen herauszuholen.

Die fragliche Lehrerin sei zunächst mündlich und nach der erneuten Verschlechterung des Verhaltens schriftlich verwarnt und schließlich entlassen worden, sagte Staatsoperndirektor Meyer. "Ich stelle mir die Frage, ob ich das nicht hätte früher machen sollen."

Die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft sei bereits seit Monaten tätig. "Im Grunde hätten wir diesen Laden sofort zusperren müssen", zitieren österreichische Medien einen anonymen Beamten der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Österreichs Kulturminister Gernot Blümel beauftragte angesichts der Vorwürfe die Bundestheaterholding mit der Einrichtung einer Sonderkommission.

Auch von sexuellen Übergriffen berichtet der "Falter": Ein Lehrer soll sich einem damals 16-jährigen Schüler sexuell genähert haben. Die Leiterin der Ballettakademie Simona Noya, erklärte, die Klagen erreichten sie erst jetzt. "Ich glaube, das ist ein Einzelfall", sagte sie. Auch Meyer sprach sich dagegen aus, die 15 Lehrer der Ballettakademie unter Generalverdacht zu stellen. An der Akademie werden zur Zeit rund 140 Schüler unterrichtet, die zugleich aufs Gymnasium gehen. Die Compagnie der Wiener Staatsoper besteht zu etwa 40 Prozent aus Schülern der Akademie. Bekannt ist das Ballett nicht zuletzt durch seinen Auftritt auf dem Wiener Opernball.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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