Sommer zu warm und zu trockenDer Herbst muss es rausreißen

Es ist wirklich nicht mehr wegzudiskutieren: Auch astronomisch betrachtet ist jetzt Herbst. Damit geht wieder einmal ein extrem trockener und heißer Sommer zu Ende. Wenn es auch manch einer betrüblich finden könnte: Wir sollten alle auf einen feuchten Herbst hoffen.
Heute um 15.31 Uhr steht die Sonne senkrecht über dem Äquator und damit sind Tag und Nacht gleich lang, sodass nun auch kalendarisch und astronomisch der Herbst beginnt. Und der Herbst und der Winter 2020 müssen vor allem eines werden: nass. Denn die Regenbilanz des Sommers und insbesondere des Sommerhalbjahres, das immer vom kalendarischen Frühlingsbeginn bis zum Herbstbeginn geht, ist erschreckend. Und leider ist es bereits das dritte Mal in Folge. Das gab es in den letzten 70 Jahren noch nie.
Ohne den Blick zurück ins Dürrejahr 2018 geht erst einmal nichts. Denn nur so erklärt sich die zum Teil nach wie vor enorme Trockenheit in den Böden - insbesondere in den tiefer gelegenen Bodenschichten von ein bis zwei Metern, die erst verzögert auf den Regen im Oberboden reagieren. Das Grundproblem hierbei: Sind die Böden nicht vollständig durchnässt, dann kann sich auch unser Grund- und Trinkwasser nicht nennenswert regenerieren. Und vielerorts sind die Böden leider nach wie vor zu trocken. Das lag im Sommerhalbjahr 2020 vor allem am Frühjahr.
Gerade im Frühjahr braucht die Natur viel Wasser. Alles wächst und gedeiht. Doch ausgerechnet die fruchtbarsten Monate leiden inzwischen immer häufiger unter trockenen Hochdruckwetterlagen. Das war auch in diesem Jahr so. Der April 2020 brachte nur rund ein Viertel der ansonsten üblichen Regenmengen, der Mai 2020 knapp die Hälfte. Gleichzeitig hat die Natur eine Menge Durst. So baute sich ein Wasserdefizit auf, das kaum noch aufzuholen war. Auch wenn es im Juni und Juli zuerst nach einem fast schon durchschnittlichen Sommer 2020 aussah.
Der "Schaukelsommer" kommt in Fahrt
Im Juni und Juli schien es lange Zeit so, als wenn es endlich mal wieder einen normalen und eher durchschnittlich nassen und temperierten Sommer geben könnte. Keine große Hitze und ein Sommer ohne sommerliche Temperaturen im Norden unseres Landes. Viele Urlauber an deutschen Küsten und Stränden werden ein Lied davon singen können. Auch beim Regen kam der Juni 2020 mit über 100 Prozent voll ins Soll. Der Juli war dann erneut zu trocken. Eigentlich kein Problem, wenn dann nicht der August eine deftige Hitzewelle in petto gehabt hätte.
Im August haute die Hitze dann richtig einen raus und sorgte dafür, dass es doch noch ein Sommer im Sinne des Klimawandels wurde. So lange am Stück heiß war es in Teilen Norddeutschlands vorher nie. Gleichzeitig mischten sich Gewitter unter. Wiederholt mit Unwettergefahr und am Ende mit einer deutschlandweit ausgeglichenen Niederschlagsbilanz. Allerdings sind die regionalen Unterschiede riesig. Im Süden Bayerns fielen im August über 340 Liter pro Quadratmeter, während die trockensten Ecken im August keine 30 Liter abbekommen haben.
Das Sommerhalbjahr 2020 zwischen sehr nass und knochentrocken
In der Summe hat der Süden unseres Landes im Sommerhalbjahr 2020 damit zum Teil über 1000 Liter pro Quadratmeter bekommen. Das ist deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt. Am unteren Ende der Regenbilanz finden sich hingegen mindestens sechs Wetterstationen mit unter 140 Litern pro Quadratmeter. Insbesondere in den westlichen Landesteilen. Das ist teilweise kaum ein Drittel des langjährigen Durchschnitts und somit war das Sommerhalbjahr 2020 am Ende deutschlandweit deutlich zu trocken mit nur gut 70 Prozent des langjährigen Durchschnitts.
Dass in einem Sommerhalbjahr nur 70 Prozent des Niederschlages fallen, kam bisher etwa alle zehn Jahre vor und änderte sich erst im Jahr 2018. Denn 2018 brachte im Sommerhalbjahr nur 63 Prozent, 2019 fielen 81 Prozent und 2020 waren es eben gut 70 Prozent. Das aufsummierte Minus aus den drei trockenen Sommerhalbjahren beträgt inzwischen 360 Liter auf jeden Quadratmeter. Eine solche Situation und den Dürre-Dreischlag in den Sommerhalbjahren gab es in den vergangenen 70 Jahren nicht und insofern müssen wir - mal wieder - auf den Regen im Winterhalbjahr hoffen.
Um die langfristigen Trends beim Wetter abschätzen zu können, hilft beispielsweise der Blick auf die experimentellen Langfristprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA. Nach den aktuellen Berechnungen verläuft des Winterhalbjahr 2020/2021 demnach eher zu nass. Das wäre für unsere Böden und Trinkwasserspeicher auch enorm wichtig und ist auf der anderen Seite in der Prognose durchaus glaubhaft. In den letzten Jahren haben es Herbst und Winter nämlich immer wieder rausgerissen, und somit heißt es Daumen drücken, dass es auch in den kommenden Monaten wieder richtig nass wird.